Die deutschen Zeitungsverlage stellen sich darauf ein, verstärkt kostenpflichtige Inhalte anzubieten. Die meisten Apps werden allerdings für iOS-Geräte angeboten, obwohl es inzwischen deutlich mehr Android-Geräte gibt.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) hat diese Woche auf der Konferenz „Digitale Erlösmodelle“ Ergebnisse einer neuen Erhebung vorgestellt. Demnach stecken die deutschen Zeitungen derzeit so viel Geld wie noch nie in den Ausbau des mobilen Geschäfts und bieten inzwischen etwa 400 Apps für Smartphones und Tablet-Computer an. Der Verband führt dazu übrigens eine Übersicht unter www.bdzv.de/zeitungen-online/paidcontent.
Die meisten Zeitungs-Apps gibt es für iOS
Zwei von drei dieser Applikationen sind kostenpflichtig. 60 Prozent der Zeitungs-Apps entfallen auf das Betriebssystem iOS von Apple. Ein gutes Stück weit geht das am Bedarf vorbei, denn inzwischen ist Android auf mobilen Endgeräten das am weitesten verbreitete Betriebssystem. Dem tragen die Verlage allerdings durch verstärke Entwicklung von Android-Apps Rechnung, sodass sich deren Zahl seit letztem Sommer mehr als verdoppelt hat.
Bewegung sieht man auch auf der Nachfrageseite: „Die Entwicklung stimmt die Branche optimistisch. Die Bereitschaft, für digitale Ausgaben zu bezahlen, ist da. Aber sie ist noch ausbaufähig“, unterstrich Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung. Diese Daten seien ein klares Zeichen dafür, dass die Verlage nicht mehr nur auf Apple als Vertriebspartner setzen.
Bundles sind weitverbreitet
Die Untersuchung ergab darüber hinaus, dass viele Zeitungen ihre Apps im Bundle anbieten. Weit verbreitetet ist die Vermarktung der digitalen Inhalte zusammen mit der Printausgabe sowie zusammen mit einem geeigneten Endgerät, also vor allem zusammen mit einem Tablet-Computer oder aber einem E-Book-Reader. Vor diesem Hintergrund ist man beim BDZW davon überzeugt, dass die Verbreitung kostenpflichtiger mobiler Zeitungsinhalte deutlich zunehmen werde.
Die Verlage erweitern im Zuge des Ausbaus beim Vertrieb digitaler Inhalte nicht selten ihr Themenspektrum. Neben zeitungsnahen Themen nehmen sie auch Themengebiete wie Gesundheit, Kultur, Fußballvereine, Wandertouren oder Verkehr in ihr Portfolio auf. In der aktuellen Erhebung wurden mehr als 70 Apps zu solchen Spezialthemen gezählt.
Koppelung der Inhalte an ein Betriebssystem ist ein Fehler
Seit Jahren schreibe ich hier, dass ich solche Kombi-Angebote aus digitalem Zeitungs-Abonnement und Endgerät für eine ausgezeichnete Lösung halte. Noch wichtiger wäre derzeit indes, nicht weiter potenzielle Abonnenten auszuschließen, weil diese das „falsche“ Endgerät besitzen. Nachdem die von mir abonnierte Zeitung letztes Jahr eingestellt wurde, habe ich zwar eine brauchbare Alternative gefunden. Doch obwohl man dort auf eine Online-Only-Strategie setzt, gibt es bislang weder für mein Tablet noch für meinen E-Book-Reader ein Angebot.
Verstärkt Android-Apps zu entwickeln, dürfte dieses Problem der Verlage zwar entschärfen, aber den mobilen Vertrieb an bestimmte Betriebssysteme zu koppeln, halte ich dennoch für einen Irrweg. Mobile Websites, die auf verschiedenen Displaygrößen gut aussehen (Stichwort Responsive Webdesign) halte ich für einen besseren Weg. Auf zu vielen Apps (nicht nur von Zeitungsverlagen) ist das Leseerlebnis insgesamt nicht besser als auf einer für mobile Geräte optimierten Website.
Was bevorzugt Ihr, und wie steht es um Eure Zahlungsbereitschaft?