Ob man über die Weihnachtsfeiertage für berufliche Belange erreichbar ist oder nicht, ist heute eine Frage des Wollens. Anders als in früheren Zeiten gibt es nur in wenigen Ausnahmefällen tatsächliche Kommunikationshindernisse. Die moderne Telekommunikation macht es möglich, dass der Chef sozusagen beim Weihnachtsessen mit der Familie immer mit am Tisch sitzt.
Wie im Alltag nach Feierabend auch ist es dann für viele Menschen schwierig sich zu erholen, wenn sie jederzeit damit rechnen müssen, dass Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden sich bei ihnen melden. Bei der diesjährigen repräsentativen Bitkom-Umfrage zur Erreichbarkeit an Feiertagen lässt sich immerhin erkennen, dass dem vieldiskutierten Umdenken bei diesem Themenkomplex inzwischen Taten gefolgt sind.
Trend zur Nichterreichbarkeit
Die große Mehrheit der Berufstätigen bleibt über die Weihnachtszeit zwar auch an den Feiertagen bzw. im Urlaub erreichbar, doch diese Mehrheit ist nicht mehr so groß. Insgesamt bleiben laut Umfrage dieses Mal 65 Prozent der Befragten erreichbar, voriges Jahr waren es mit 73 Prozent deutlich mehr, vor zwei Jahren waren es 76 Prozent.
„Sowohl seitens der Mitarbeiter als auch der Arbeitgeber wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, Erholungszeiten konsequent als solche zu verstehen und einzuhalten. Nur wer auch einmal komplett ausspannt, kann auf Dauer im Job die volle Leistung bringen“, appelliert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Viele Unternehmen haben verbindliche interne Regelungen eingeführt, damit sich Angestellte während ihrer freien Tage nicht unter Druck gesetzt fühlen können, sich mit beruflichen Belangen auseinanderzusetzen.“
SMS, Instant Messaging, E-Mails, Anrufe
Über die klassische SMS und Instant Messaging bleiben eigenen Angaben zufolge 58 Prozent der Teilnehmer dieses Jahr berufsbezogen erreichbar (Vorjahr: 53 Prozent). Bezüglich Anrufen sagen das dieses Jahr 53 Prozent (Vorjahr: 60 Prozent), bezüglich E-Mails 47 Prozent (Vorjahr: 55 Prozent).
35 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, auf keinem Kommunikationsweg für berufliche Belange zur Verfügung zu stehen; das sind deutlich mehr als die 27 Prozent im Vorjahr und die 24 Prozent vor zwei Jahren. Hier bestehen weiterhin große Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen: Während mit 47 Prozent fast jeder zweite Teilnehmer im Alter bis 29 Jahren angibt, über die Weihnachtszeit unerreichbar zu sein, liegt dieser Wert in der Altersgruppe von 30 bis 49 Jahren nur bei 32 Prozent und in der Gruppe von 50 bis 64 Jahren bei 31 Prozent. Allerdings sollten wir hier nicht vergessen, dass Arbeitnehmer am Anfang ihrer Karriere typischerweise weniger Verantwortung tragen als in späteren Jahren.
Die Erwartungen anderer
Warum bleiben Arbeitnehmer für Chefs, Kollegen oder Kunden erreichbar, obwohl sie komplett abschalten dürfen? Als häufigster Grund (55 Prozent) wurde in der Umfrage genannt, dass Vorgsetzte Erreichbarkeit erwarten würden. Dahinter folgt (37 Prozent), dass die Kollegen dies erwarteten; bei 25 Prozent sind es die vermuteten Erwartungen der Kunden, bei 19 Prozent ist es laut Umfrage der eigenen Wunsch.
Wie ist das bei Euch, seid Ihr über Weihnachten in beruflichen Dingen erreichbar? Freiwillig? Und was heißt freiwillig in diesem Zusammenhang? Solange der Arbeitgeber keine technischen Vorkehrungen trifft – wie Weiterleitungssperren für Anrufe zu bestimmten Zeiten – ist das mit der freiwilligen Erreichbarkeit so eine Sache. Selbst wenn die Unternehmensleitung das Abschotten der Kommunikationswege propagiert, sendet der unmittelbare Vorgesetzte möglicherweise ganz andere Signale.
In jedem Fall empfiehlt es sich, mit allen Beteiligten klare Absprachen zu treffen oder ggf. klare Ansagen zu machen. Gute Kommunikation im Vorfeld erspart generell so manche Kommunikation zu einem späteren Zeitpunkt.