In der Welt der Fotografie hat Sony seit jeher die Rolle eines Außenseiters gespielt – zumindest aus Sicht vieler anspruchsvoller Fotografen. Gerade im Bereich der DSLR Kameras konnte das Unternehmen einfach nicht Fuß fassen. Die Kameras der Alpha-Serie haben zwar ihre Fans, doch Konkurrenten wie Canon und Nikon setzen deutlich mehr Einheiten ab. Lediglich bei den Kompakt- und Systemkameras konnte sich Sony einigermaßen etablieren.
Umso größer war das Staunen, als Sony vor wenigen Wochen gleich zwei Systemkameras ankündigte, die über Sensoren im Vollformat verfügen. Die Szene horchte auf und war gespannt, denn womöglich bot sich auf einmal die Chance, jenseits der DSLR-Klasse mit Vollformat und Wechselobjektiven zu arbeiten. Zwar würde Sony nicht die erste Kamera dieser Art anbieten, allerdings könnten die Kameras eine echte Alternative zu den teuren Kameramodellen von Leica sein. Während eine neue Leica M mit rund 6.000 Euro zu Buche schlägt, ist die Sony A7r bereits für 2.099 Euro zu haben und die etwas einfachere A7 sogar schon für 1.499 Euro.
Was die Kamera reizvoll macht
Attraktiv sind beide Kameramodell vor allem wegen ihrer Vollformatsensoren sowie ihrer kompakten Abmessungen. Die Gewichtsersparnis gegenüber DSLR-Kameras ist enorm groß und das Handling ist auch eine ganz andere Sache. Außerdem kann am NEX-Bajonettanschluss mit Adaptern gearbeitet werden, um beispielsweise auch die beliebten Leica M-Objektive zu verwenden.
Die Sony A7 bietet eine Auflösung von mehr als 24 Megapixel und könnte somit gegen die Nikon D600 antreten, die einen ganz ähnlichen Sensor besitzt. Deren Sensor kommt ebenfalls von Sony, allerdings will Sony einen anderen Sensor in der A7 einsetzen. Reizvoll ist außerdem der schnelle Hybrid-Autofocus – zumindest für diejenigen, die mit Autofocus-Objektiven hantieren.
Die A7r weiß wiederum mit einer Auflösung von mehr als 36 Megapixel zu überzeugen, was sich direkten Auflösungsvergleich auch bemerkbar macht. Wer viel Auflösung sucht, ist hier genau richtig – zumal der Anti-Aliasing Filter fehlt und somit noch mehr Bildschärfe geboten wird. Amateure beklagen das erhöhte Moiré-Risiko, doch wenn es um die reine Bildqualität geht, spielt diese Kamera ganz vorne mit.
Weshalb Sony A7 und A7r schnell für Enttäuschung sorgten
Trotz dieser beeindruckenden Eigenschaften zeigte sich die Fangemeinde schon wenige Tage nach dem Verkaufsstart enttäuscht. Gerade in Verbindung mit kompakten Objektiven, die von Fremdherstellern stammen, neigen die Kameras zu Smearing, was letztlich bedeutet, dass Bildteile verschmiert wirken – besonders in den Ecken. Dieses Problem tritt in erster Linie dann auf, wenn mit Weitwinkel-Optiken gearbeitet wird.
In Verbindung mit den neuen Sony-Objektiven laufen die Kameras hingegen zu Höchstleistungen auf. Wer mit „Altglas“ gute Bilder machen will, muss die passenden Objektive erst finden. So manch teures Glas, wie zum Beispiel das Leica Summilux 50 M schlägt sich an den Kameras ebenfalls hervorragend.
Wie es weitergeht
Etliche Interessenten mögen zwar enttäuscht sein, doch zunehmend mehr Beispielfotos zeigen, dass mit beiden Kameras erstklassige Fotos gemacht werden können – und das auch in Verbindung mit Rangefinder Objektiven. Allerdings zeigt sich, dass die günstigere A7 die bessere Wahl verkörpert, besonders in Verbindung mit Weitwinkel-Optiken. Wer umsteigen bzw. die Kamera intensiv nutzen möchte, muss bei der Objektiv-Wahl vorsichtig sein. Schlussendlich dürften beiden Modelle ihren Platz finden und auf stattliche Absatzzahlen kommen. Sony hat gezeigt, dass der Markt nach diesem Kamerakonzept geradezu schreit. Daher werden sicherlich noch mehr Kameras dieser Art kommen, womöglich auch von anderen Herstellern.