Ich muss nachher noch zur Bank. Dieser Satz fällt in Deutschland immer seltener, denn Online-Banking ist so weit zum Standard geworden, dass sich die Mehrheit der Bürger nun sogar vorstellen kann, ganz auf Filial-Besuche zu verzichten und zu einer reinen Online-Bank zu wechseln.
Das geht aus der vom Bitkom beauftragten repräsentativen Studie „Digital Finance 2020“ hervor. Im Jahr 2018 zeigten sich erst 36 Prozent der Bundesbürger offen dafür, zu einer Online-Bank ohne Filialen zu wechseln, 2019 schon 46 Prozent und 2020 nun 58 Prozent.
Knapp jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) hatte voriges Jahr sein Hauptkonto bereits bei einer reinen Online-Bank, 17 Prozent planten einen entsprechenden Wechsel binnen eines Jahres und weitere 22 Prozent konnten sich diesen Schritt immerhin vorstellen.
Corona-Krise beschleunigt Digitalisierung
Eine Filiale aufsuchen zu können war zwar bereits vorher für viele nicht mehr wichtig, doch: „Die Corona-Pandemie hat digitalen Finanzgeschäften einen zusätzlichen Schwung gegeben. Immer mehr Menschen merken, dass sie für ihre klassischen Bankangelegenheiten nicht unbedingt eine Filiale aufsuchen müssen“, erklärt Kevin Hackl, Referent Digital Banking & Financial Services beim Bitkom. „Und so wie in Corona-Zeiten Videokonferenzen in unseren Alltag und unser Berufsleben Einzug gehalten haben, so werden auch weitere Bank-Angebote wie persönliche Beratungen künftig verstärkt auch auf digitalem Weg stattfinden – weil mehr Kunden es wünschen.“
Aus der Studie geht ebenfalls hervor, dass bei die Wahl der Bank für 67 Prozent der Bundesbürger deren digitale Angebote wie Apps ausschlaggebend sind, aber bloß für 47 Prozent schnell erreichbare Filialen. Dazu passt, dass mittlerweile 73 Prozent der Deutschen digitale Bankangebote nutzen, was gegenüber der Befragung aus dem Vorjahr dennoch lediglich einem Anstieg um drei Prozentpunkte entspricht. Allerdings nutzen 96 Prozent der 30- bis 49-Jährigen Online-Banking, aber bloß 22 Prozent der Bundesbürger ab 65 Jahren.
Dabei ist es unwahrscheinlich, dass demnächst doch wieder viel mehr Menschen in eine Filiale gehen werden, denn 94 Prozent der Nutzer von Online-Banking zeigten sich in der Befragung mit den digitalen Angeboten zufrieden und gaben an, keine Funktionen zu vermissen. 91 Prozent hielten ihre Online-Banking-Services für sicher.
Braucht man überhaupt eine Bank?
Die Untersuchung brachte außerdem ans Licht, dass 38 Prozent der Deutschen sich vorstellen können, mit ihrem Konto von einer Bank zu einem „Digitalunternehmen“ zu wechseln. Anders gesagt: Es könnte passieren, dass die Menschen nicht bloß auf Filialen, sondern auf Banken selbst in Zukunft verzichten, weil sie die benötigten Finanzdienstleistungen auch woanders bekommen. Auf die Kundentreue können sich die Banken dabei auch nicht verlassen, denn im Durchschnitt hat jeder Deutsche für sein hauptsächlich genutztes Girokonto bereits dreimal die Bank gewechselt.
Wann wahrt Ihr das letzte Mal in einer Bankfiliale – und warum? War der Besuch unvermeidbar bzw. hatte es einen handfesten Vorteil, sich vor Ort zu begeben?