Wie sähe unser durch die Ausbreitung des neuen Coronavirus geprägter Alltag aus, wenn es die Digitalisierung der letzten drei Jahrzehnte nicht gegeben hätte und wir – sagen wir mal – auf dem technischen Stand von 1990 wären? Entweder wären wir nahe dran am kompletten Stillstand des Lebens und der Wirtschaft. Oder es wären weit weniger umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen als bisher beschlossen worden, um eben einen solchen Stillstand zu vermeiden. Es ist leicht zu erkennen, dass uns die digitalen Technologien jetzt sehr helfen, mit der Krise fertig zu werden.
Dass digitale Technologien dabei helfen können, die Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen – etwa durch die Verlagerung von Arbeit ins Homeoffice – das glaubt jedenfalls laut einer frischen Bitkom-Umfrage ein deutliche Mehrheit von 65 Prozent der Deutschen. Einer von zwei (49 Prozent) der befragten Berufstätigen geht seiner Tätigkeit mittlerweile zumindest teilweise von zu Hause aus nach.
Arbeiten daheim als neue Erfahrung
Für viele ist das eine gänzlich neue Erfahrung: 18 Prozent von dieser Gruppe durften vor der COVID-19-Pandemie gar nicht im Homeoffice arbeiten. 31 Prozent konnten das zwar vorher schon, doch sie arbeiten nun häufiger (17 Prozent) oder ganz (14 Prozent) zu Hause. Demgegenüber gaben 41 Prozent der berufstätigen Teilnehmer an, ihre Tätigkeit sei grundsätzlich nicht für das Homeoffice geeignet.
„Die Corona-Pandemie und die drastischen Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens erzwingen ein radikales Umdenken in der Kultur vieler Unternehmen. Noch stärker gefordert sind öffentliche Arbeitgeber, für die Homeoffice oft ein Fremdwort ist. Digitale Technologien sind der Schlüssel, um die Arbeitsfähigkeit von Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen wie Ämtern und Schulen auch in dieser außerordentlichen Krisensituation zu gewährleisten“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Dass mobiles Arbeiten und mobiles Lernen zum Standard werden könnten, schien bislang undenkbar. Jetzt aber werden wie unter einem Brennglas die immensen Potenziale sichtbar, die digitale Technologien grundsätzlich bieten – im Kampf gegen das Virus wie auch in der Reduzierung des Berufsverkehrs und verkehrsbedingter Emissionen. Alle Unternehmen sind gefordert, Homeoffice für die dafür geeigneten Tätigkeiten einzuführen. Die Politik muss das Arbeitsrecht zwingend modernisieren, etwa indem aus der Zeit gefallene Regelungen wie die elfstündige ununterbrochene Mindestruhezeit gestrichen und der starre Acht-Stunden-Tag durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden.“
33 Prozent der Berufstätigen gaben an, dass für sie zum ersten Mal das Arbeiten im Homeoffice eingeführt wurde; für 43 Prozent wurden bereits bestehende Homeoffice-Regelungen ausgeweitet. 45 Prozent der Berufstätigen ersetzen derzeit persönliche Treffen durch Telefon- oder Videokonferenzen.
Zur Begrüßung die Hand geben – das war gestern
Das Virus hat innerhalb kürzester Zeit für Änderungen der Umgangsformen gesorgt: Begrüßungen per Handschlag wurden seitens des Arbeitgebers verboten, berichten 96 Prozent der arbeitenden Teilnehmer an der Umfrage. Über Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges bzw. häufiges Waschen der Hände wurden von ihrem Arbeitgeber 88 Prozent informiert. Bei 29 Prozent gibt es im Intranet oder am klassischen Schwarzen Brett spezielle Informationen zur COVID-19-Pandemie, bei 22 Prozent sind zusätzliche Desinfektionsmittel am Eingang oder im Toilettenbereich verfügbar.
Für einige ist die neue Situation mit erheblichen Einschnitten in ihrem Arbeitsalltag verbunden: 19 Prozent der berufstätigen Befragten berichten von einem kompletten Verbot Gäste im Unternehmen zu empfangen, bei 14 Prozent wurden Veranstaltungen mit externen Gästen abgesagt, 11 Prozent sind von der Absage von Teilnehmern an externen Veranstaltungen (Messen, Kongresse etc.), 10 Prozent von einer Einschränkung sowie 8 Prozent von einem Verbot von Dienstreisen betroffen.
Welche Änderungen im Arbeitsalltag hat die COVID-19-Pandemie für Dich bislang gebracht?
Ich bin gespannt, wie sich die Erfahrungen aus der aktuellen Krise auf die künftige Einstellung zum Thema Homeoffice bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern auswirkt. Wie erst im Januar veröffentlichte Daten zeigten, gab es zuletzt – bei allen Fortschritten in den vergangenen Jahren – bei vielen noch deutliche Vorbehalte. Ich bin optimistisch, dass sich bei diesem Thema in Zukunft sehr viel bewegen wird – sowohl aufgrund von neuen Erfahrungen als auch im Hinblick auf eine Abfederung von Problemen in künftigen neuen Krisen, auf die man sich durch großzügige Homeoffice-Regelungen im Vorfeld zumindest zu einem gewissen Teil einstellen kann.