Was steckt eigentlich in meinem Essen? Wie sieht es mit nachhaltigem Anbau und fairem Handel aus? Unseren Lebensmitteln sieht man das nicht an und schmecken können wir es auch nicht. Mit der heutigen Technik lässt sich der Wunsch der Verbraucher nach mehr Transparenz allerdings erfüllen.
Laut einer aktuellen repräsentativen Bitkom-Umfrage (telefonisch unter Personen ab 16 Jahren) wünschen sich 75 Prozent der Deutschen exakte Informationen über Inhaltsstoffe in Lebensmitteln. Jedem zweiten ist wichtig, wie diese produziert werden. Daher achten 51 Prozent auf Label und Siegel, also etwa auf Bio-Label oder das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei.
Tiere und Natur sind den Verbrauchern wichtig
Sogar 87 Prozent sagen, dass ihnen Tierwohl und Nachhaltigkeit beim Einkaufen wichtig sind, 71 Prozent achten eigenen Angaben nach auf auf regionale Produktion. „Verbraucher in Deutschland wollen nicht nur wissen, was in den Lebensmitteln steckt, sie wollen auch bewusst und informiert einkaufen. Dafür brauchen wir Transparenz auf allen Ebenen“, sagt Andreas Schweikert, Bitkom-Referent für Landwirtschaft. „Digitale Technologien bringen uns hier einen großen Schritt voran: Bereits jetzt tragen manche Produkte einen QR-Code – oder es gibt Barcode-Scanner-Apps für Informationen über Inhaltstoffe, die von Verbrauchern genutzt werden.“
Heute ist technisch vieles möglich, was noch zu Beginn des Jahrtausends für die meisten kaum vorstellbar war: Erste Webcams gab es damals zwar schon, aber tatsächlich beim Bauern in den Stall zu gucken, das bieten manche Landwirte im Sinne der Transparenz heute tatsächlich an. Schweikert: „Große Chancen liegen auch in der Blockchain-Technologie. So können bei einem Stück Fleisch etwa Geburtsdatum und -ort des Tieres, Züchter, Futterhersteller sowie der Transport lückenlos und für alle nachvollziehbar gespeichert werden. Blockchain macht nicht nur die Lieferkette transparent, sondern beugt auch Lebensmittel-Skandalen vor und macht im Falle eines Falles den Rückruf schnell und effizient.“
In der Umfrage zeigte sich eine große Mehrheit von 84 Prozent bereit, für hohe Qualität mehr Geld auszugeben. Demgegenüber wollten nur 36 Prozent vor allem niedrige Preise bei Lebensmitteln. „Wer Vertrauen in die Produkte und Erzeuger hat, zahlt auch gern einen höheren Preis. Damit werden diejenigen Landwirte und Erzeuger belohnt, die hochwertige Lebensmittel produzieren. Gleichzeitig wird ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet: Wer mehr Geld für Lebensmittel ausgibt, wirft weniger davon in den Müll. Mehr Transparenz ist eine Win-Win-Situation für alle: die Umwelt, den Erzeuger und für den Verbraucher“, so Schweikert.
Ich denke, der gute Wille ist bei vielen Verbrauchern da. Allerdings ist es in den meisten Fällen noch zu umständlich, sich zu informieren – selbst wenn Informationen vorhanden sind. Mit dem Smartphone einen QR-Code zu scannen, ist immerhin schon sehr viel einfacher, als eine Web-Adresse einzutippen und auf der Website nach den Informationen über ein bestimmtes Produkt zu suchen. Hätten wir alle schon smarte Brillen oder gar smarte Kontaktlinsen, wäre es beispielsweise möglich, allein durch Betrachten eines Produkts – nach unseren individuellen Kriterien – Produktinformationen anzeigen zu lassen, evtl. in Form von Icons, ggf. in Verbindung mit Prozentwerten oder Punkten.
Die Zukunft ist anders
Das ist allerdings noch sehr nah am heutigen Einkaufsszenario entlang gedacht, bei dem der Verbraucher selbst zum Laden fährt und jedes Produkt einzeln mit der Hand aus dem Regal nimmt. Dass das auf Dauer nicht so bleiben wird, weil es so umständlich, zeitaufwendig und ineffizient ist, sollte klar sein. In der etwas ferneren Zukunft werden wir nicht mehr so viel Zeit auf das Einkaufen verwenden, zumindest nicht dort, wo der Spaßfaktor sehr niedrig ist. Es macht doch einen großen Unterschied, ob man sich einen neuen Wintermantel zulegen möchte oder man ein Dutzend Eier zum Backen eines Kuchens benötigt.
Schon bald wird es normal sein, seinem sprachgesteuerten digitalen Assistenten zu sagen, dass man am Wochenende Apfelkuchen backen möchte. Der fragt dann beispielsweise nach, ob man nach dem üblichen Rezept XY backen möchte – und welche Menge. Mit diesen Informationen gibt die Maschine die Bestellungen auf. Der Maschine muss man vorher nur einmal sagen, dass einem beim Einkaufen bestimmte Dinge wichtig sind, auf das Beispiel bezogen etwa, dass die Eier auf jeden Fall aus Bodenhaltung stammen müssen und nach Möglichkeit ein Bio-Zertifikat haben sollen. Die ganzen lästigen Details stehen damit nicht auf der To-Do-Liste des Verbrauchers.
Transparenz ist wichtig, Daten sind die Grundlage für Kaufentscheidungen. Doch wenn bewusstes Einkaufen nicht Teil des eigenen Lifestyles ist bzw. man sich nicht darüber definiert, sind die Auswirkungen von mehr Transparenz im Alltag dann längst nicht so groß wie der grundsätzliche gute Wille der Verbraucher. Die haben einfach zu viel zu tun und meistens andere Interessen, die ihnen wichtiger sind, als sich ausführlich mit Produktinformationen zu beschäftigen. Eliminieren wir den Verbraucher aus diesem Prozess, könnten sich erhebliche Verschiebungen im Markt ergeben, weil dann entscheidend ist, was früher nur nice to have war.
Wie wichtig ist Dir Transparenz beim Lebensmittelkauf?