Wird Bargeld in 10 oder 20 Jahren noch das dominierende Zahlungsmittel sein? Viele Verbraucher in Deutschland gehen davon aus. Das hat nicht allein mit persönlichen Vorlieben zu tun, sondern auch mit fehlenden Möglichkeiten bei Händlern.
Der Verband Bitkom hat ein Positionspapier mit dem Titel „Bitkom-Thesen zur Wahlfreiheit beim Bezahlen“ veröffentlicht, das zum kostenlosen Download bereitsteht. Darin wird der Bundesregierung empfohlen, verpflichtend vorzuschreiben, dass an jedem Point of Sale die Akzeptanz mindestens eine bargeldlosen Bezahloption zur Verfügung steht, damit Deutschland beim Thema Digitalisierung nicht weiter den Anschluss verliere.
Mehr Wahlfreiheit für Konsumenten
„Die Möglichkeit, überall bargeldlos bezahlen zu können, schafft Wahlfreiheit für die Verbraucher“, argumentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Gleichzeitig wird die Freiheit derjenigen, die lieber mit Bargeld bezahlen, nicht eingeschränkt. Bargeldloses Bezahlen ist schnell, bequem, kostengünstig, sicherer – und es bietet allen Beteiligten eine Vielzahl von Vorteilen. Bargeldloses Bezahlen wird sich über kurz oder lang auch in Deutschland durchsetzen. Wir brauchen aber jetzt politische Maßnahmen, um den Verbrauchern komfortable und sichere Bezahlmöglichkeiten zu geben, die zum Beispiel in Skandinavien längst selbstverständlich sind.“ Vor allem kleine Händler sollten dabei unterstützt werden, etwa durch Umsatzsteuervergünstigungen.
Händler, Kunden und Staat würden profitieren. So brauche kontaktloses Bezahlen beispielsweise weniger Zeit als das Hantieren mit Wechselgeld. Damit ließen sich lange Warteschlangen beim Einkaufen vermeiden. Da Kundenbindungsprogramme ohne Bargeld leichter umsetzbar seien, würden Händler profitieren. Zudem wäre der Bargeldverzicht ein wirksames Mittel gegen die Schattenwirtschaft, sodass das Steueraufkommen steigen würde.
Keine Warteschlangen ohne Kassenbereich
Wie steht Ihr zum Bargeld? Ich finde es lästig, immer wieder Bargeld zu besorgen, weil ich an zu vielen Stellen, wo ich etwas bezahlen muss, dies nicht ohne Bargeld erledigen kann. Das Argument kürzerer Warteschlangen indes sticht nicht, denn erstens werden künftig viele Einkäufe online erledigt, sodass man gar nicht mehr ins Geschäft gehen wird. Soweit nicht online eingekauft wird, Stichwort Convenience Store, werden wir an der Kasse nicht anstehen müssen, weil es gar keinen Kassenbereich mehr gibt, Stichwort Amazon Go.
Während das, was Amazon umsetzt, extrem anspruchsvoll ist, haben sich in anderen Teilen der Welt extrem einfache Lösungen bereits bei kleinsten Alltagsgeschäften durchgesetzt. In China lässt sich alles per Smartphone auf Basis von QR-Codes mit mit Alipay (Alibaba) und WePay (Tencent) bezahlen; sogar Bettler sollen inzwischen bargeldloses „Bezahlen“ anbieten. Im Vergleich zur RFID-Technik NFC oder Bluetooth Low Energy (BLE) ist QR zwar Low-Tech, aber auch ganz leicht umsetzbar und deshalb eine gute Zwischenlösung, die ohne Subventionen o. ä auskommen würde.