Wenn ich Podcast-Boom lese, bin ich skeptisch, denn der große Durchbruch für das Medium wurde in den Nullerjahren bereits angekündigt. Und fiel aus. Seitdem hat sich einiges getan, nicht zuletzt haben sich Smartphones und mobiles Internet in der Zwischenzeit allgemein durchgesetzt. Aktuelle Zahlen des Bitkom belegen, dass am aktuellen Podcast-Hype etwas dran ist.
In Deutschland hört mehr als jeder Fünfte mindestens gelegentlich Podcasts, hat eine repräsentative Bitkom-Umfrage ergeben. Mit 22 Prozent ist das Medium ein gutes Stück davon entfernt, ein echtes Massenmedium zu werden. Im Vergleich zu 14 Prozent im Jahr 2016 ist der Anstieg dennoch beeindruckend.
Das Altersgefälle ist nicht so groß, wie man es vermuten könnte. Innerhalb der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren gehören 30 Prozent zu den Podcast-Hörern – genauso viele wie in der Gruppe zwischen 30 und 49 Jahren. Bei den 50- bis 64-Jährigen sind es mit 24 Prozent gar nicht so viel weniger. Von den Menschen in Deutschland, die 65 Jahre oder älter sind, haben dagegen erst 4 Prozent das Medium für sich entdeckt.
Flexibilität ist großer Vorteil
„Podcasts haben einen festen Platz in der Medienwelt eingenommen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Das thematische Spektrum reicht von Meditation bis Tatort und spricht damit alle an, die maximale Flexibilität beim Hören haben wollen.“ Möglich macht diese Flexibilität nicht zuletzt das Smartphone, welches in fast allen Situationen des Alltags einen Zugriff auf Podcasts ermöglicht. 74 Prozent der Podcast-Hörer verwenden für den Zugriff auf Podcasts ihr Smartphone.
„Podcasts sind Allrounder, weil sie einfach jederzeit nebenbei gehört werden können und nicht die volle Aufmerksamkeit beanspruchen wie zum Beispiel Videos“, so Rohleder weiter. Die Umfrage hat ergeben, dass 49 Prozent der Podcast-User das Medium auf Reisen nutzen, 37 Prozent beim Putzen oder Aufräumen, aber immerhin 35 Prozent sogar zum Einschlafen. 27 Prozent nutzen es während sportlicher Aktivitäten, 16 Prozent sehen es als Mittel gegen Langeweile.
Ein großer Vorteil der Audioinhalte ist es, dass sie gut nebenher konsumierbar sind. Als Nebenbei-Medium lassen sie sich – wie seit Langem Hörfunk – während anderer Tätigkeiten, die keine besondere Konzentration erfordern, nutzen. Das erklärt, warum bereits 19 Prozent der User Podcasts in ihre Tagesroutine integriert haben. Bei der Mehrheit gehören Podcasts noch nicht zur täglichen Routine: 38 Prozent der User hören mehrmals pro Woche Podcasts, 23 Prozent mehrmals im Monat.
52 Prozent der User nutzen Podcasts vorwiegend in den Abendstunden, nur 20 Prozent morgens. 13 Prozent nutzen sie mittags und 11 Prozent in der Nacht.
Nachrichten und Politik am meisten gehört
Bei der Frage „Zu welchen Themen hören Sie Podcasts?“ wählten 43 Prozent Nachrichten und Politik, 41 Prozent Film und Fernsehen, 34 Prozent Comedy, 30 Prozent Sport und Freizeit, 24 Prozent Bildung, 21 Prozent Wissenschaft und Medizin, 19 Prozent Technologien und 18 Prozent Gesundheitsthemen. Podcasts gelten weiterhin als ein Medium für die Info-Elite, aber ich vermute, dass die starke Nachfrage nach Inhalten aus Nachrichten und Politik auch darauf zurückzuführen ist, dass hierzulande die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einen sehr großen Teil ihrer Inhalte einer Zweitverwertung als Podcasts zuführen.
Welchen Stellenwert haben Podcasts in Eurem Medienmix? Über welche Endgeräte nutzt Ihr sie?