In manchen Teilen der Bevölkerung hat sich Social-Media-Influencer bereits als Berufsbild etabliert. Andererseits weiß sogar die Hälfte der Nutzer sozialer Medien nichts mit dem Begriff Influencer anzufangen, zeigt eine neue repräsentative Bitkom-Studie.
Dafür bezahlt werden, dass man Zehntausenden bis Millionen Fremden im Internet Bilder und Videos von sich selbst und seinem Leben zeigt? Hätte man mir als Jugendlichem von diesem Konzept erzählt, wäre ich wahrscheinlich sofort begeistert davon gewesen – ungeachtet einer ganz anderen vorherrschenden Einstellung zum Umgang mit persönlichen Informationen. Ich weiß noch, dass in meinem Freundeskreis die Proteste gegen die Volkszählung von 1987 ein Thema waren.
Nun, damals hatte ich zwar bereits einen eigenen Computer, war aber noch nicht online. Ich wusste jedoch, was ein Akustikkoppler war und das ganze Online-Thema – damals war wohl DFÜ (Datenfernübertragung) der gängige Begriff – fand ich sehr spannend. Heute bin ich Mitte Vierzig und beneide die Jugendlichen von schon etwas um ihre Chancen und die großartigen Möglichkeiten, Ideen professionell umsetzen und das Ganze auch noch monetarisieren zu können.
Nicht, dass das man das als Erwachsener nicht mehr machen könnte, aber: Wenn man sich dabei ebenfalls an Erwachsene als Zielgruppe richtet, steht man vor dem Problem, dass die älteren Zielgruppen ein signifikant anderes Mediennutzungsverhalten praktizieren und die Akzeptanz für Influencer als Beruf noch stark ausbaufähig ist. Damit kommen wir zu den frischen Bitkom-Zahlen.
Begriff noch nicht allgemein bekannt
Mit 49 Prozent hat knapp die Hälfte aller Social-Media-Nutzer vom Begriff Influencer gehört. 20 Prozent folgen „Social-Media-Stars“, bei den 14- bis 29-jährigen Usern liegt dieser Wert mit 44 Prozent mehr als doppelt so hoch.
„Influencer gehören heute zur digitalen Welt. Sie nehmen ihre Fans mit durch ihren Alltag, auf Reisen oder Partys und verfügen als Social-Media-Stars über enorm viel Reichweite“, sagt Linda van Rennings, Social-Media-Expertin beim Bitkom. „Influencer haben aber auch eine große Verantwortung gegenüber ihren Followern, weil sie direkt mit ihnen kommunizieren und so Einfluss üben können.“
42 Prozent der User (71 Prozent in der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre) haben bereits Werbung (im weitesten Sinne, also auch Produktplatzierungen und Sponsoring) bei Influencern wahrgenommen, 9 Prozent ein Produkt auf Influencer-Empfehlung hin gekauft. Ich denke, dass man bei diesen Zahlen beachten sollte, dass die werblichen Aktivitäten von Influencern oft nicht als Werbung wahrgenommen werben – nicht bloß wegen mangelhafter Kennzeichnung, sondern etwa aufgrund der Art der Präsentation bzw. weil es vielen einfach egal ist, solange sie gut unterhalten werden. Und was die Wirkung von Werbung angeht, glauben ja allgemein sehr viele Menschen, dass Werbung sie nicht beeinflussen würde. Was nicht stimmt. Das dürfte beim Influencer-Marketing ähnlich sein.
Die machen das nicht umsonst
Immerhin wissen 92 Prozent derjenigen, welche den Begriff Influencer kennen, dass Social-Media-Influencer durch Werbung für Produkte Geld verdienen. 76 Prozent haben den Eindruck, durch Werbung finanzierte Beiträge hätten zugenommen; 26 Prozent sehen Produktvorstellungen durch Influencer nicht als Werbung an.
Mit 56 Prozent mehr als jeder zweite unter denen, welche den Begriff Influencer einordnen können, betrachten Influencer als normalen Beruf; mehr als jeder dritte (35 Prozent) wäre selbst gerne einer. 43 Prozent geben zu, mitunter neidisch zu sein, weil Influencer so viel geschenkt bekämen. „Um das Internet sind zahlreiche neue Jobs entstanden – Influencer ist einer davon. Dabei sollte nicht unterschätzt werden, wie viel Aufwand es macht, ständig und professionell online präsent zu sein“, sagt van Rennings.
Wie steht Ihr zu Influencern?