Konzentriert fernsehen, ohne sich gleichzeitig mit Internet-Angeboten zu beschäftigen? Das scheint beim ersten Blick auf die Zahlen einer neuen GfK-Studie inzwischen die Ausnahme zu sein.
Die GfK hat im Auftrag von Google die „simultane Internetnutzung“ beim Fernsehen unter deutschen Internetusern untersucht. Demnach widmen mit 89 Prozent rund neun von zehn Onlinern hierzulande beim Fernsehen ihre Aufmerksamkeit zeitweise Online-Angeboten, anstatt sich auf das TV-Programm zu konzentrieren.
Das allein wäre kaum aussagekräftig. Mal kurz nach dem Wetter zu schauen, eine Instant Message zu lesen oder die Übersetzung eines Wortes auf einem Schild in einem fremdsprachigen Film herauszufinden, geht so schnell, dass man insgesamt doch noch von konzentriertem Fernsehkonsum sprechen könnte. Ab und zu für ein paar Sekunden auf einen zweiten Bildschirm zu gucken fiele kaum ins Gewicht.
8 Minuten pro Stunde für den Second Screen
In der neuen GfK-Studie wurde außerdem ermittelt, wie viel Zeit sich die Internetuser beim Fernsehen für die Angebote aus dem Netz nehmen: satte 8 Minuten pro Stunde! Wer 8 Minuten pro Stunde nicht dabei ist, wird Wesentliches verpassen, so viel dürfte sicher sein.
Wie stark sich Onliner parallel zum TV-Programm mit Online-Inhalten beschäftigen, hängt wesentlich von ihrer technischen Ausstattung ab: Wer ein Smartphone oder Tablet zur Hand hat, nutzt das Internet parallel zum Fernsehen intensiver als jemand, der nur mit einem Desktop-PC online gehen kann. 92 Prozent der Smartphone- und 84 Prozent der Tablet-User nutzen mindestens einmal pro Tag das Internet parallel zum TV-Programm, bei den Desktop-PC-Usern sind es nur 72 Prozent.
Wichtig ist zudem, wann das Internet während des TV-Konsums genutzt wird. Es macht schließlich einen großen Unterschied, ob man während der eigentlichen Sendung oder während eines Werbeblocks seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenkt. Besucht jemand im Anschluss an den Werbespot für einen Onlineshop dessen Website, ist dies im Sinne aller Beteiligten. In diesem Fall kann von Ablenkung oder Unaufmerksamkeit gerade nicht die Rede sein.
Allerdings kommt es für die Zuschauer anscheinend nicht stark darauf an, was gerade läuft, wenn sie sich Internetangeboten zuwenden: „Im Durchschnitt sind Fernsehzuschauer 16 Prozent während der TV-Werbeblöcke parallel online und 13 Prozent während des TV-Programms“, berichtet Google. Immerhin steigt die Parallelnutzung in den Werbeblöcken um 21 Prozent.
Multiscreen-Nutzung als feste Angewohnheit
Nicht einmal das Genre der gerade laufenden Sendung wirkt sich signifikant dabei aus. Letzteres ist überraschend, denn man könnte annehmen, dass sich die Zuschauer beispielsweise bei einem Spielfilm oder einer TV-Serie weit stärker auf die Handlung konzentrieren und bei einer Ratgeber-Sendung weiterführende Informationen zum im Fernsehen behandelten Thema recherchieren. Aber dem ist nicht so. Daraus wird geschlussfolgert, dass die Multiscreen-Nutzung zur Gewohnheit geworden ist.
Wie haltet Ihr es mit der Parallel-Nutzung? Neben mir auf der Couch liegen beim Fernsehen zwar zwei Smartphones und zwei Tablets, aber die gleichzeitige Nutzung von Internet- und TV-Inhalten beschränke ich auf ein Minimum. Größtenteils interessieren mich dann Hintergrundinformationen (Schauspieler, Handlungsorte etc.) oder Zusatzinformationen. Sollte ich mal ein wenig mehr Zeit benötigen, drücke ich eine Pause-Taste. Das geht ja nicht nur bei Video-on-Demand und aufgezeichneten Sendungen, sondern auch im laufenden Fernsehprogramm. Wenn mich das Programm nicht genug interessiert, um es konzentriert zu verfolgen, dann gucke ich es nicht. Die Auswahl bzw. das Angebot an tatsächlich interessanten Inhalten ist heute schließlich dermaßen groß, dass man keine Chance hat, alles davon zu gucken. Wieso sollte man dann etwas einschalten, was einen nicht genug interessiert, um hinzugucken?