Bei Video-on-Demand ist weiter mit großem Zulauf zu rechnen, eine Wachstumsdelle ist nicht in Sicht. Im Vorfeld des NewTV Summit prognostiziert der Bitkom für 2017 in Deutschland erstmals höhere Umsätze durch Abogebühren als durch Einnahmen beim Einzelabruf.
„Video-Streaming-Dienste boomen“, sagt Timm Lutter, Bitkom-Experte für Consumer Electronics & Digital Media. „Der Medienkonsum im Fernsehen verändert sich: Immer mehr Zuschauer entscheiden selbst, wann sie welche Filme oder Serien schauen und machen sich nicht mehr abhängig von festen TV-Sendezeiten.“ In den letzten Jahren ging es mit Umsätzen bei Video-on-Demand immer nur in eine Richtung: steil aufwärts.
18 Prozent Plus
Auf Basis von Zahlen der Marktforscher von IHS Markit gibt der Bitkom eine Prognose für das neue Jahr ab: Der Umsatz steigt um 18 Prozent auf 945 Millionen Euro. Bisher fielen die Umsätze durch Abonnements, wie sie etwa von maxdome, Amazon Prime Instant Video und Netflix angeboten werden, stets niedriger aus als die Umsätze durch Einzelabrechnung. Nachdem es letztes Jahr fast für einen Gleichstand gereicht hätte, glaubt man beim Bitkom, dass sich die Rangfolge in 2017 umkehrt.
Konkret rechnet man beim Verband bei den einzeln abgerechneten Video-on-Demand-Inhalten mit einem Umsatz von 236 Millionen Euro (2016: 218 Millionen Euro) und bei den Video-on-Demand-Abos mit einem Umsatz von 275 Millionen Euro (2016: 214 Millionen Euro). Weiterhin mit großem Abstand vorne liegen die bei Video-on-Demand durch Werbung erzielten Umsätze: Diese sollen von 369 Millionen Euro auf 434 Millionen Euro wachsen.
Geht es so weiter?
Was meint Ihr, geht das Wachstum in den kommenden Jahren in hohem Tempo weiter? Ja, ich glaube schon. Dass noch längst nicht alle Onliner in Deutschland Videostreaming nutzen und es auch noch einen bedeutenden Teil von Personen gibt, die das Internet überhaupt nicht nutzen, ist da nur ein Apspekt, wenngleich kein unwichtiger. Immerhin schauen sich laut Bitkom erst 77 Prozent der Internetnutzer überhaupt Streamingvideos an. In der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren liegt dieser Anteil bei 88 Prozent, bei den 30- bis 49-jährigen Onlinern bei 90 Prozent. Von den Onlinern zwischen 50 und 64 Jahren nutzen hingegen erst 66 Prozent Videostreaming, von den Senioren unter den Onlinern bloß 36 Prozent.
„Video-Inhalte sorgen im Internet für höhere Reichweiten“, so Lutter. „Durch die schnelle mobile Internetversorgung werden Inhalte zudem immer häufiger mobil auf dem Smartphone oder dem Tablet Computer angeschaut.“ Hier wird ein wichtiger – derzeit allerdings auch begrenzender – Faktor angesprochen. In den vergangenen Jahren gab es in puncto Breitbandausbau sowohl in den Festnetzen als auch in den Mobilfunknetzen zwar deutliche Fortschritte, doch sind wir andererseits in Deutschland weit davon entfernt, überall und zu jeder Zeit schnelle mobile Verbindungen zur Verfügung zu haben. So ist es eine kleine Sensation, dass alle U-Bahnhöfe der deutschen Hauptstadt bis Ende kommenden Jahres mit Gratis-WLAN versorgt werden sollen. In der Hauptstadt von Internetvorreiter Südkorea gibt es schnelles Internet in der U-Bahn nicht nur schon seit Jahren, anders als in Berlin werden auch die Waggons mit schnellem Internet versorgt. Das ist für die Berliner U-Bahnen gar nicht geplant.
Außerdem haben wir in Deutschland immer noch das Problem, dass die Traffic-Pakete in Smartphone-Tarifen knapp bemessen sind. Klar, es gibt Fortschritte, die Datenpakete sind größer geworden. Für Videostreaming in guter Bildqualität sind aber höchstens sehr hochpreisige Tarife geeignet.
Veränderte Nutzungsgewohnheiten (Änderungen brauchen Zeit) und ein wachsendes legales Streamingangebot sind weitere Faktoren, die meiner Einschätzung nach für die nächsten Jahren weiteres Wachstum erwarten lassen.