Es hat eine Weile gedauert, bis der Markt für Videostreaming-Angebote in Deutschland in Schwung gekommen ist. Inzwischen nutzt die ganz große Mehrheit der Onliner Videostreaming. Laut Marktforschern wird für Deutschland im Jahr 2016 mit einem Umsatzplus in Höhe von 24 Prozent gerechnet.
Obwohl der deutsche Anbieter maxdome bereits vor Netflix Video-on-Demand einführte, hielt sich das Interesse der Deutschen an Onlinevideotheken lange in engen Grenzen. Es ist schwer zu sagen, ob letztlich die Expansion von Netflix für den Durchbruch in Deutschland sorgte oder ob der US-Gigant einfach den richtigen Zeitpunkt gewählt hatte. So oder so, der Boom ist da! Kostenpflichtige Onlinevideos sorgen dieses Jahr vermutlich für signifikant höhere Umsätze als Gratisvideos.
717 Millionen Euro Umsatz prognostiziert
Im Vorfeld des heute in Berlin stattfindenden NewTV Summit hat der Bitkom auf Daten des Marktforschungsinstituts IHS verwiesen, wonach die Videostreamingumsätze dieses Jahr von 579 im Vorjahr Millionen Euro auf 717 Millionen Euro in diesem Jahr steigen. Auf diesem nicht mehr so geringem Niveau ist ein Anstieg um 24 Prozent beachtlich. „On-Demand-Angebote ändern das Sehverhalten der Zuschauer grundlegend. Heute schauen Internetnutzer zu jeder Zeit, an jedem Ort und mit jedem Gerät genau die Inhalte, die sie möchten“, erklärt Bitkom-Experte Timm Lutter die Zahlen. „Die sich verändernde Mediennutzung macht Streaming für die Anbieter zu einem lukrativen Geschäft.“
Durch Werbung finanzierte Angebote kommen der Prognose zufolge auf 316 Millionen Euro Umsatz, kostenpflichtige auf 401 Millionen Euro. 76 Prozent der Internetuser nehmen Videostreaming-Angebote in Anspruch, wobei es ein deutliches Altersgefälle gibt. Sowohl in der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren als auch in der Gruppe zwischen 30 bis 49 Jahren gehören satte 91 Prozent zu den Nutzern. Unter den 50- bis 64-jährigen Onlinern nutzen 60 Prozent Videostreams, bei der Gruppe der Onliner über 64 Jahren sind es bloß 28 Prozent.
Wichtig in diesem Kontext: Es geht um die Onliner, unter den Senioren gibt es immer noch einen erheblichen Anteil von Personen, die das Internet überhaupt nicht nutzen. Daher ist Videostreaming unter Senioren noch seltener als es ein erster Blick auf die Zahlen nahelegt. Andererseits lässt sich konstatieren, dass Onlinevideos längst nicht mehr nur für junge Internetnutzer von Bedeutung sind.
Nachfrage könnte größer sein
Trotzdem: Wer das Internet überhaupt nicht nutzt, kommt als Nutzer von Onlinevideos nicht in Betracht. Und es gibt weitere Faktoren, die dem Wachstum entgegenstehen. An erster Stelle müssen dabei sicher fehlende Breitbandanschlüsse genannt werden. Wir haben 2016, doch noch immer sind schnelle Internetzugänge nicht für alle Bürger erhältlich. Mit Blick auf Onlinevideos hilft es auch wenig, wenn Versorgungslücken im Festnetz über spezielle LTE-Angebote geschlossen werden, denn die Traffic-Grenzen sind zu niedrig, um ausgiebig Videos streamen zu können. Dazu kommt, dass die technischen Kapazitäten oft nicht ausreichen und es dann besonders abends zu deutlichen Leistungsabfällen kommt.
Fehlende Apps, nicht funktionierende Apps und wenig nutzerfreundliche Bedienkonzepte erschweren in der Praxis ebenfalls die Nutzung. Doch selbst wenn alles gut funktioniert, hat so mancher Onliner seine ganz eigenen Probleme mit seinen technischen Geräten. Worauf ich hinaus will: Werden diese Hindernisse beseitigt, dürfte die Nachfrage nach Videostreamingangeboten zusätzlichen Schub erhalten.
Welchen Stellenwert hat Videstreaming für Euch?