Einer aktuellen Umfrage zufolge legt die Mehrheit der Social-Media-Nutzer Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre. Deshalb verzichten viele bewusst auf das Veröffentlichen bestimmter Informationen. Die Unbekümmertheit aus den Anfangstagen der Sozialen Netzwerke ist verflogen, aber von allgemeiner Zurückhaltung kann keine Rede sein.
Wie der BITKOM bei einer repräsentativen Befragung ermittelt hat, verzichten 85 Prozent der Onliner in Deutschland darauf, bestimmte Informationen im Internet zu veröffentlichen. 63 Prozent machen keine Angaben zur ihrer sexuellen Orientierung, 45 Prozent veröffentlichen keine Bilder, auf denen sie selbst zu sehen sind, 43 Prozent verwenden in Sozialen Netzwerken nicht ihren echten Namen.
„Die meisten Nutzer sozialer Netzwerke gehen sehr bewusst mit persönlichen Informationen und Meinungen um“, sagt Susanne Dehmel, Bitkom-Geschäftsleiterin Vertrauen und Sicherheit. „Je nach Situation und Inhalt entscheiden sie, welche Inhalte sie mit anderen Mitgliedern des Netzwerks teilen.“ Das gelte besonders für Meinungsäußerungen zu „sensiblen Themen“.
41 Prozent vermeiden Aussagen zum Thema Religion, 37 Prozent äußern sich zu politischen Themen nicht. 39 Prozent der Eltern unter den Onlinern in Deutschland posten keine Fotos ihrer Kinder. Allerdings: 15 Prozent verzichten bewusst nicht auf Äußerungen bzw. Veröffentlichungen zu bestimmten Themen.
Gut durchdachte Entscheidung?
Zu diesen Informationen ließe sich sehr viel sagen, aber will mich kurz fassen. Beginnen wir mit den letzten 15 Prozent: Mehrere Millionen Onliner in Deutschland beschränken sich also bewusst überhaupt nicht bei ihren Social-Media-Aktivitäten. Dahinter kann man jugendlichen Leichtsinn oder allgemeine Dummheit vermuten. Oder die Post-Privacy-Vertreter haben im Land der Hausfassaden-Verpixler mehr Anhänger als vermutet. Vielleicht macht sich angesichts der vielen Berichte über Datenkraken, spionierende Regierungen und kriminelle Hacker auch nur Fatalismus breit.
Sich bei Aussagen zu politischen Themen zurückzuhalten, klingt vernünftig, aber wo will man die Grenze ziehen? Diskutieren wir den Schutz privater Informationen im Zusammenhang mit Social Media, lässt sich Politik kaum heraushalten.
Lieber selbst Fotos veröffentlichen!
Es gibt gute Argumente dafür, keinerlei Fotos von sich selbst zu veröffentlichen. Denken wir nur daran, dass man damit Systeme zur Gesichtserkennung etc. selbst füttert. Andererseits überlässt man es sonst anderen, wie man im Netz aussieht. Dann sind nur die Bilder, die andere von einem online stellen, zu finden. Mit dem Veröffentlichen eigener Bilder gewinnt man in der Praxis Kontrolle zurück. Sicher, Fotos, auf denen andere Personen zu sehen sind, darf man nur unter bestimmten Voraussetzungen veröffentlichen, doch gegenüber Freunden, Familienmitgliedern und beispielsweise dem aktuellen oder künftigen Arbeitgeber entsprechende Rechte durchzusetzen, kann zu ernsthaften Problemen führen.
Die eigene sexuelle Orientierung lässt sich – zumindest wenn man Social Media aktiv nutzt – kaum verbergen. Zumindest können Dritte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit selbst die notwendigen Schlüsse ziehen, wenn sie die ihnen zur Verfügung stehenden Informationen auswerten. Das ist generell das Problem, wenn man bestimmte Einstellungen, Persönlichkeitsmerkmale und sonstige Eigenschaften geheimhalten will.
Wer soll es nicht wissen?
Ein Aspekt noch: Die Frage, vor wem man Informationen geheimhalten möchte, sollte viel mehr Gewicht bekommen. Es ist eine Sache, seinen Freunden oder dem Arbeitgeber nicht alle Einzelheiten aus dem Privatleben via Social Media zu präsentieren. Onlineshops, E-Mail-Provider und Online-Speicherdienste, Anbieter Web-basierter Notizbücher und beispielsweise Unternehmen, die digitale Fotos auf Papier bringen erhalten zum Teil sehr tiefe Einblicke in das Leben eines Menschen. Für Unternehmen wie Facebook und Google gilt das natürlich auch – insbesondere, wenn ein User mehrere Angebote solcher Unternehmen nutzt. Wer den großen Datensammlern – der Begriff soll hier gar keine negative Konnotation haben – so wenig wie möglich offenbaren möchte, muss das Thema Privatsphäre auf einem ganz anderen Level angehen.
Wie haltet Ihr es bei Social Media mit Informationen über Euch selbst?