Die traditionsreiche britische Tageszeitung The Guardian geht in die Offensive und stellt die eigenen Inhalte anderen Websites zur Nutzung zur Verfügung. Diese müssen im Gegenzug die damit verbundene Werbung anzeigen lassen.
Die Wirtschaftskrise verschärft den Druck auf die Zeitungsbranche, die nicht bloß seit Jahren Leser an das Medium Internet verliert, sondern derzeit vor allem Anzeigenkunden. In den USA ist das Zeitungssterben im Gange, Ende des Jahres wird die Zeitungslandschaft in den Vereinigten Staaten eine andere sein als zu Jahresbeginn. Dieser Druck beschleunigt Veränderungsprozesse. Während einige Verlage verstärkt über bezahlte Inhalte nachdenken, gehen andere wie kürzlich die New York Times und jetzt der Guardian einen völlig anderen Weg.
Anstatt Mauern um ihre Inhalte zu errichten, die nur zahlenden Lesern geöffnet werden, fördern seit kurzem die New York Times und seit Dienstag der Guardian andere Medien dabei, diese Inhalte, es geht bei der britischen Tageszeitung um über eine Million Artikel seit 1999, auf ihren Websites kostenlos zu nutzen. Open Platform nennt der Guardian seine API, mit der fast alle Inhalte und Daten der Zeitung von Dritten genutzt werden können, ohne dafür Lizenzgebühren bezahlen zu müssen. Wobei das nicht ganz richtig ist, denn wenn der Guardian auf diese Weise die Möglichkeit bekommt, ein umfassendes Werbenetzwerk aufzubauen, bei dem die eigene Werbung voraussichtlich weit mehr Leser erreichen wird als das über die eigene Website der Zeitung möglich wäre, erhält er dafür schon Geld, nur nicht von den Websites, sondern von den Werbetreibenden.
Bereits durch das Veröffentlichen der eigenen Inhalte auf der jeweils eigenen Website bekamen Zeitungen die Chance, weit mehr Menschen als durch ihre gedruckten Ausgaben zu erreichen. Mit der Integration des Contents in unzählige Internetangebote werden erneut Mauern eingerissen. Ob die an einem Thema interessierten Leser die Inhalte auf der eigenen oder einer fremden Website konsumieren, ist damit nicht mehr so wichtig.
Das Medium tritt einen weiteren Schritt hinter die transportierten Inhalte zurück. Der so oft gehörte Spruch „Content is King“ bewahrheitet sich hier auf eine neue Weise. Content Syndication an sich ist dagegen alles andere als neu, auch nicht in der Form, dass der Produzent der Inhalte die Werbung gleich mitliefert, das gibt es im Radio schon sehr lange, etwa in der Form, dass ein Sponsor eine Show finanziert, die auf mehreren Radiostationen, die wirtschaftlich nicht miteinander verbunden sein müssen, ausgestrahlt wird.
Content Syndication im Internet ist natürlich auch nicht neu. Doch könnte der Weg, den der Guardian jetzt eingeschlagen hat, die Antwort darauf sein, wie Zeitungen sich in Zukunft finanzieren können? Liegt hier die Zukunft des Journalismus?
März 12th, 2009 at 16:47
Man muss dem Verlag auf jedem Fall zu gute kommen lassen, dass er sich von anderen Häusern deutlich abhebt und die Rolle eine Vorreiters einnimmt.