Das zweite Jahr in Folge sinkt die Zahl der in Deutschland versendeten SMS deutlich. Für einen Nachruf auf die Handy-Kurznachricht ist es bei einem Volumen von 22,5 Milliarden SMS trotzdem viel zu früh.
Jetzt geht es wieder los: Kaum liefert der BITKOM neue Zahlen zur SMS-Nutzung in Deutschland, titeln selbst seriöse Online-Medien wie golem.de „Die SMS stirbt aus“. Die 22,5 Milliarden versendeten Kurznachrichten, die der Verband auf Basis einer repräsentativen Umfrage für das Jahr 2014 errechnet hat, mögen bei den Mobilfunkprovidern für depressive Verstimmung sorgen. Ein Rückgang von 41 Prozent gegen über 2013 bedeutet deutlich geringere Einnahmen aus dem einst so lukrativen SMS-Geschäft.
2013 wurden mit 37,9 Milliarden Stück zwar deutlich mehr SMS als in 2014 versendet, aber gegenüber dem Höchststand mit 59,8 Milliarden Stück in 2012 mussten die Provider voriges Jahr bereits einen Rückgang um 37 Prozent verkraften. So bitter das für manche Unternehmen ist: Das SMS-Volumen des Jahres 2014 entspricht ungefähr dem des Jahres 2007, als 23,1 Milliarden SMS in Deutschland verschickt wurden.
Rekordzuwächse der letzten Jahre sind Geschichte
Bis zum Rekordjahr 2012 wurden fast jedes Jahr mehr Kurznachrichten als im jeweiligen Jahr davor versendet. Als Smartphones, mobiles Internet und damit Instant Messenger auf Telefonen populär wurden, gab es sogar die größten Zuwächse, wobei das nicht zuletzt damit zu tun hat, dass SMS im Alltag stark an Bedeutung gewonnen haben: Denken wir beispielsweide an den Versand von Bordkarten für den Check-in am Flughafengate, die Benachrichtigung über Zugverspätungen, den Parkscheinkauf oder die Mobile-TAN fürs Online-Banking!
Davon, dass die SMS sterbe, kann mit Blick ihre in den letzten Jahren gewachsene Bedeutung absolut keine Rede sein! Für manche Zwecke, vor allem bei der privaten Kommunikation mit den wichtigsten Kontakten, setzen allerdings viele Menschen Instant Messaging Services ein.
„Wer heute vom Mobiltelefon eine Nachricht schreibt oder ein Bild verschickt, verwendet in sehr vielen Fällen internetbasierte Dienste“, sagt Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des BITKOM. Wer heute ein Smartphone kauft, besorgt sich einen Datentarif für das mobile Internet. „Die Messenger-Dienste werden die SMS auch mittelfristig nicht vollkommen verdrängen, aber sie haben den Markt für mobile Kurznachrichten grundlegend verändert“, prognostiziert Rohleder.
71 Prozent der Smartphone-Besitzer verschicken irgendeine Art von Kurznachrichten. 35 Prozent verzichten auf Instant Messaging und schreiben ausschließlich klassische SMS. Demgegenüber begnügen sich nur 16 Prozent mit Instant Messages. 20 Prozent schicken sowohl herkömmliche SMS als auch Instant Messages.
„Gerade junge Menschen, die oft mit ihren Freunden innerhalb kurzer Zeit viele Nachrichten austauschen, nutzen in der Regel eher einen Messenger-Dienst als die SMS. Eine Tan fürs Online-Banking oder die Nachricht an die Großmutter wird dagegen eher per SMS verschickt“, erklärt Rohleder. Die Funktionsvielfalt moderner Instant Messaging Services ist beeindruckend, aber einen Nachteil haben sie gegenüber der SMS alle: Man kann damit nicht jeden erreichen.
User bleiben unter sich
Da die meisten Anbieter nur Nachrichten an registrierte Mitglieder des jeweils eigenen Dienstes schicken, muss man bei jedem Kontakt, den man erreichen möchte, den passenden Messenger-Dienst wählen. Obwohl WhatsApp in Deutschland klarer Marktführer ist, haben auch Konkurrenten wie iMessage, LINE, KakaoTalk, Viber, Threema, Sicher, Snapchat, Telegram, sayHEY!, BlackBerry Messenger, Wickr, myENIGMA, Tango, Kontalk, WeChat, Skype, Kik Messenger, AIM, ICQ, hike, Hangouts, TextSecure und noch einige andere ihre Fans. Kurz gesagt: Der Markt ist zersplittert. Mit einer SMS erreicht man hingegen fast jeden Mobilfunknutzer weltweit.
Leider hat sich XMPP als allgemeiner Standard für Instant Messaging nicht durchgesetzt. Mit einem allgemein Standard für Instant Messaging könnte die SMS wirklich beerdigt werden. Welchen Stellenwert haben SMS und Instant Messaging für Euch, welche Messenger verwendet Ihr?