Im vorigen Jahr wuchs der deutsche Markt für Werbung in Videostreams um 17 Prozent auf rund 241 Millionen Euro. Die Aussichten für Videostreaming sind so gut, dass man immer wieder von einem Aus für das lineare Fernsehen hört. So weit sind wir zwar noch längst nicht, aber das dürfte in erster Linie an den Gewohnheiten der Mediennutzer liegen, nicht an der Technik.
Diese Woche kommen mit Sicherheit noch viele Beiträge zum Thema Videostreaming auf Euch zu, denn am 14. Februar wird YouTube zehn Jahre alt. Tatsächlich, YouTube wird gerade mal zehn! Internetvideos gab es zwar bereits vorher, doch YouTube hat wie keine andere Website das Thema populär gemacht.
17 Prozent Wachstum in 2014
In Deutschland nutzen drei von vier Onlinern Videostreams. „Videostreaming entwickelt sich zu einem lukrativen Markt mit hochwertigen Inhalten, innovativen Erlösmodellen und eigenen Werbeformaten“, sagt BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Der BITKOM berichtet auf Basis aktueller Daten des Marktforschungsunternehmens IHS Technology von einem 17-Prozent-Wachstum von Werbung im Umfeld von Videostreams in 2014. Die Umsätze erreichten in Deutschland 240,6 Millionen Euro.
Im Vergleich zum TV-Geschäft ist der Markt zwar noch klein, aber für die kommenden Jahre wird von weiterhin zweistelligen Wachstumsraten ausgegangen. Für 2015 prognostiziert der BITKOM ein Plus von 16 Prozent auf 278 Millionen Euro. Neben Videoportalen wie YouTube profitieren Portale wie die von Yahoo!, T-Online und Web.de vom Boom bei Werbung in Internetvideos.
„Dominierten anfangs vor allem private Videos und jede Menge Trash das Angebot, haben sich das Portal – und seine zahlreichen Wettbewerber – längst zu einer ernsthaften Konkurrenz für das Fernsehen entwickelt“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung und verweist auf die Professionalisierung bei YouTube und in der Branche insgesamt, die längst eigene Stars hervorgebracht hat.
Das Ende – es naht nicht, aber es kommt
Wenn in so mancher Überschrift von Beiträgen zum Thema das baldige Ende des herkömmlichen Fernsehens beschworen wird, ist das zwar völlig übertrieben. Und sagt mehr über den Zustand von Online-Journalismus – Hauptsache, die Leute klicken drauf, auch wenn sie dann enttäuscht sind – als über die Zukunft des Mediums Fernsehen aus. Dennoch stellt sich die Frage, wie lange ein System mit festen Sendezeiten durchhalten kann, sobald die jeweiligen Inhalte auch unabhängig von Austrahlungszeiten geräteübergreifend zur Verfügung stehen.
Ich behaupte: Mit dem linearen Fernsehen könnte längst Schluss sein, weil Video-on-Demand in Ergänzung mit Livestreams entscheidende Vorteile bietet. Was der Branche Zeit für einen geordneten Transformationsprozess verschafft sind die Nutzungsgewohnheiten der Konsumenten, die sich weit langsamer ändern als die technischen Gegebenheiten.
Diese Zeit sollte gut genutzt werden, denn so wie die letzten zehn Jahre enorme Veränderungen im Mediennutzungsverhalten der Menschen gebracht haben, werden auch die kommenden zehn Jahre für viel Bewegung sorgen.
Was glaubt Ihr, wird lineares Fernsehen im Jahr 2025 noch eine große Rolle spielen?