Wir werden in Zukunft weiterhin E-Mails schreiben. Instant Messages können Mails auf absehbare Zeit nicht ersetzen. Im privaten Bereich hat die Bedeutung allerdings schon abgenommen, während sie im Berufsleben in den letzten Jahren zugenommen hat.
Könnt Ihr Euch einen Tag ohne E-Mails vorstellen? Ähnlich wie bei der SMS wird immer wieder darüber berichtet, dass Instant Messaging die E-Mail als Kommunikationsmittel bald verdrängen könnte. In der Realität sieht es danach nicht aus. Laut einer vom BITKOM beauftragten repräsentativen Umfrage verschickt hierzulande mehr als jeder fünfte Onliner (22 Prozent) ab 14 Jahren (alle folgenden Angaben beziehen sich auf Personen ab 14 Jahren) täglich private Mails. Das sind 12 Millionen tägliche User.
Junge Menschen nutzen E-Mail überdurchschnittlich stark
In der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren ist es mit 27 Prozent sogar mehr als jeder vierte. Dabei wird doch immer behauptet, junge Menschen würden kaum noch E-Mails schreiben.
12 Prozent aller Onliner in Deutschland senden sogar mehrmals am Tag private Mails. Weitere 28 Prozent schreiben mehrmals pro Woche eine, 20 Prozent immerhin durchschnittlich einmal wöchentlich. 16 Prozent schreiben zwar private E-Mails, aber seltener als einmal in der Woche und zwei Prozent gar nicht. 7 Prozent besitzen nicht einmal ein privates E-Mail-Konto, obwohl sie das Internet nutzen. Was die wohl machen? Wohl nicht viel. Immerhin setzen extrem viele Online-Angebote eine Registrierung mit E-Mail-Adresse voraus.
„Private Emails werden zunehmend ersetzt durch internetbasierte Messaging-Dienste wie WhatsApp, iMessage oder soziale Medien“, sagt BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Laut Umfrage glauben 42 Prozent der E-Mail-Nutzer, dass sie im Kontakt mit Freunden und Bekanten in zehn Jahren kaum noch E-Mails schicken werden. 26 Prozent erwarten, dass sie dann sowohl im privaten wie im beruflichen Bereich sehr viel weniger E-Mails als heute schreiben werden. Rohleder: „Die Zukunft der E-Mails liegt eher in der beruflichen Nutzung.“
Ohne Interoperabilität wird das nix
Ich war schon in den 90ern ein großer Fan von Instant Messaging, doch bin ich nicht sicher, ob die Bedeutung von E-Mail stark zurückgehen wird. Das Hauptproblem ist die Inkompatibilität der meisten Messaging-Dienste untereinander. Um per E-Mail zu kommunizieren, muss man dafür nur ein einziges Problem auf seinem Endgerät installieren, falls man sich nicht via Web einloggt. Und man muss sich nicht für ein einziges Endgerät entscheiden, sondern kann beispielsweise mal am PC, dann am Smartphone und ein anderes Mal auf einem Tablet seine E-Mails abrufen, wobei es egal ist, welche Betriebssysteme darauf laufen.
Dank allgemeiner technischer Standards ist das kein Problem bei E-Mails – wohl aber aber Instant Messaging – bei manchen Diensten mehr, bei anderen weniger. Das auch als Jabber bekannte XMPP könnte eine gemeinsame Basis sein, aber seit Google seinen Instant Messaging Service Talk durch Hangouts ersetzt hat, habe ich da keine große Hoffnung mehr. Und nun soll auch noch ein weiterer Messaging-Dienst entwickelt werden…
Bereits jetzt muss man eine Reihe verschiedener Messenger installieren, weil man sich kaum mit allen Freunden, Bekannten und Verwandten auf einen bestimmten festlegen kann. Das Problem liegt nicht zuletzt in der mangelnden Verfügbarkeit der Insellösungen für die verschiedenen Betriebssysteme. Wenn in den nächsten Jahren immer mehr Instant Messaging User hinzukommen – wovon ich ausgehe – könnte das noch viel schimmer werden.
Gestiegene Bedeutung im Beruf
Eine interessante Erkenntnis aus der BITKOM-Umfrage ist, dass die Zahl der beruflich empfangenen Mails in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. SPAM ausgeklammert gehen täglich 18 Mails pro beruflichem Account ein, im Jahr 2011 waren es nur 11 am Tag und lediglich 6 Prozent der User erhielten mehr als 40 Mails am Tag. 33 Prozent der Berufstätigen hatte vor drei Jahren keine dienstliche E-Mail-Adresse, nun sind bloß noch 17 Prozent ohne. „Die E-Mail ist aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Das Mailaufkommen hat sich in den vergangenen Jahren erhöht, obwohl sich viele Unternehmen Gedanken über die zunehmende Belastung der Beschäftigten machen und versuchen, die Anzahl der E-Mails zu reduzieren“, berichtet Rohleder.
Was die allgemeine Zukunft der E-Mail angeht, hat sich in der Umfrage kein einheitliches Bild ergeben: Ein Drittel der Befragten sieht mittelfristig ein Verschwinden der E-Mail, 36 Prozent gibt ihr höchstens noch 15 Jahre. Fast 20 Prozent halten ein Verschwinden sogar in maximal zehn Jahren für wahrscheinlich. 48 Prozent meinen hingegen, dass E-Mail-Kommunikation in über 15 Jahren weit verbreitet sein wird.
Welchen Stellenwert hat die E-Mail für Euch? Was erwartet Ihr für die Zukunft?