Die Zukunft des Zeitungslesens findet auf Tablet-Computern statt. Davon scheinen zumindest die deutschen Zeitungshäuser auszugehen, denn im Vergleich zum Vorjahr ist laut ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft das App-Angebot für Tablets kräftig gewachsen.
Zudem haben weiterhin mehr Zeitungsverlage eine Tablet-App als eine Smartphone-App für ihre Leser. Dabei sind Smartphones nach wie vor weiter verbreitet. Andererseits ist der Tablet-Boom noch längst nicht vorbei, wie aktuelle BITKOM-Daten zeigen.
Anfang 2014 nutzen erst 24 Prozent der Verbraucher in Deutschland ein Tablet, inzwischen sind es 34 Prozent bzw. 24 Millionen. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 46 Prozent, bei den 30- bis 49-Jährigen immerhin 42 Prozent. Die Chancen der Verlage, Nutzer für ihre Apps zu finden, haben sich damit stark erhöht.
Von 54 auf 79 Prozent
Dieses Jahr haben 83 Verlage an einer breit angelegten Abfrage der ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft teilgenommen. 79 Prozent von ihnen bieten ihren Lesern eine Tablet-App an. Letztes Jahr ergab eine entsprechende Umfrage, dass 54 Prozent der Zeitungshäuser Apps für Tablets anbieten. Eine Smartphone-App hatten damals 51 Prozent im Angebot, dieses Jahr sind es 66 Prozent.
Dieses Jahr sind mehr dieser Apps nicht nur für iOS, sondern auch für Android OS erhältlich. Angesichts der Marktanteile bedeutet ein Verzicht auf eine Android-Version inzwischen, die ganz große Mehrheit der Verwender mobiler Endgeräte von vornherein auszuschließen.
„Die mobile Zeitungsnutzung bedeutet einerseits mehr Leser und andererseits die Chance zu häufigerem Lesen von Zeitungsinhalten„, erklärt Alexander Potgeter, Mitglied der Geschäftsleitung der ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft. „45 Millionen Menschen in Deutschland nutzen täglich eine gedruckte Zeitung, die digitalen Zugriffe kommen on top.“
Apps müssen besser werden
Überrascht Euch die hohe Zahl von Lesern gedruckter Zeitungen? Der Hauptgrund ist es bestimmt nicht, aber ich glaube, dass die unbefriedigende Qualität vieler Apps nicht wenige Leser an ihren Zeitungen aus Papier festhalten lassen. Wie ich an den zahlreichen negativen Kommentaren in App-Stores sehe, bin ich nicht der einzige, der schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Um diese Erfahrungen machen zu können, muss die gewünschte Zeitung überhaupt schon als App für das eigene Smartphone oder Tablet erhältlich sein. Trotz der geschilderten Fortschritte gibt es insbesondere für Android-User noch zahlreiche Lücken. Und mal im Ernst: Gibt es jemanden, der freiwillig ein E-Paper anstelle einer echten App nutzen würde?
Apps als Barriere
Wer ein Gerät mit einem anderen Betriebssystem als iOS oder Android OS besitzt, bleibt eh außen vor. Eine gut gemachte App kann mehr bieten als eine für kleine Displays angepasste Version der Website, weshalb ich keineswegs gegen Apps zum Lesen von Zeitungen bin. (Aber welche Apps begeistern tatsächlich?)
Dennoch halte ich die Konzentration auf Apps für einen Fehler, vor allem aufgrund der Beschränkung auf in der Regel zwei Betriebssysteme. Daneben gibt es immer wieder technische Probleme nach Updates – oder von Anfang an. Eine mobile Website (mit der Paid-Content ebenfalls möglich ist!) ist dagegen für fast alle Geräte offen und viel weniger fehleranfällig. Die Zeitung, die ich gerne abonnieren möchte, kann ich jedenfalls nach wie vor nicht auf meinen Tablets lesen.