Chefs als Freunde in Sozialen Netzwerken? Das lehnt die Mehrheit der Berufstätigen in Deutschland laut einer neuen Umfrage ab. In einer früheren Befragung war die Ablehnung weniger stark ausgeprägt.
Die Freundschaftsanfrage ihres Chefs in einem Sozialen Netzwerk würden 37 Prozent der Berufstätigen auf jeden Fall ablehnen, weitere 20 Prozent wahrscheinlich ablehnen. Der BITKOM hat heute Daten aus einer repräsentativen Umfrage präsentiert. Auf jeden Fall bestätigen würde lediglich eine Minderheit 9 Prozent eine solche Anfrage, 14 Prozent würden sie wahrscheinlich annehmen. 15 Prozent sind unschlüssig und gerade einmal 5 Prozent haben ihren Chef bereits zum Online-Freund.
Frühere Befragung
In einer ganz ähnlichen Befragung, über die wir im Januar 2012 berichtet hatten, zeigten sich die Teilnehmer etwas aufgeschlossener für Online-Freundschaften mit dem Chef. Damals waren zwar erst 2 Prozent bereits auf diese Weise mit ihrem Chef verbunden, aber 19 Prozent waren sicher und weitere 19 Prozent hielten es für wahrscheinlich, dass sie eine Kontaktanfrage positiv beantworten würden. 36 Prozent waren sicher, sie würden eine solche Anfrage ablehnen und 20 Prozent hielten es für wahrscheinlich.
„Ob man seinen Chef als Freund oder Kontakt annehmen sollte, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Neben dem persönlichen Verhältnis zum Vorgesetzten spielt dabei auch die Art des Netzwerks eine Rolle“, kommentiert BITKOM-Experte Tobias Arns. „Bei reinen Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sieht das sicher anders aus als bei häufig eher privat genutzten Plattformen wie Facebook oder Google+.“
Zudem böte die Mehrzahl der Netzwerke eine Möglichkeit zum Einordnen der Kontakte in Gruppen, womit sich steuern lasse, wer welche Informationen sieht. Arns: „Man wird mit seinem Chef in der Regel nicht teilen, was die besten Freunde zu sehen bekommen. Vorgesetzte sollten die Zurückhaltung von Mitarbeitern nicht als persönliche Zurückweisung verstehen. Viele Menschen wollen einfach Persönliches und Berufliches im Web klar trennen.“
Mal abgesehen davon, dass ein solches Filtern den Aufwand erhöht, sollte man sich stets bewusst sein, dass es zu technischen Pannen und Hacks kommen kann. Insofern rate ich dazu, ausschließlich Informationen zu veröffentlichen, die der Chef zur Not sehen dürfte. Nicht „alles für alle“ zu posten kann dennoch sinnvoll sein, damit die eigenen Kontakte möglichst wenig zu sehen bekommen, was sie nicht interessiert bzw. nervt.
Warum Filter doch sinnvoll sind
Umgekehrt kann man über die Filter gezielt Informationen verbreiten, die Freunde oder Familie nicht interessieren, die aber der Chef sehen soll. Hier ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, plumpe Eigenwerbung oder gar Einschleimen sollte unbedingt vermieden werden. Die Chance zu PR in eigener Sache sollte andererseits nicht ungenutzt bleiben. Auf berufsbezogene Postings muss man sich meiner Überzeugung nach dabei nicht beschränken. Wenn man beispielsweise weiß, dass der Chef zu Hause selbst eine Katze hat, bringt ein Foto der eigenen Katze unter Umständen weit mehr als die Rezension über ein Fachbuch.
Das größte Problem besteht jedoch darin, dass niemand einzuschätzen vermag, ob sich einmal ins Netz entlassene Informationen heute oder in der fernen Zukunft zu seinem Nachteil auswirken werden. Daher ist Zurückhaltung bei Social Media generell eine gute Idee. Und wie könnte man sich besser vor Social-Media-Leichtsinn schützen, als den Chef mitlesen zu lassen?