In den letzten Jahren wuchs das SMS-Volumen in Deutschland stark. Jetzt gab es erstmals einen nennenswerten Rückgang. Und was für einen!
Der baldige Tod der SMS wird seit Jahren vorhergesagt. Niemand bräuchte mehr die altmodischen Handy-Kurzmitteilungen, denn Smartphones ermöglichen schließlich Instant Messaging ohne Zusatzkosten. In der Realität gab es in den letzten Jahren – parallel zum Smartphone-Boom – einen Boom bei SMS.
Fast 60 Milliarden SMS im Vorjahr
Im Jahr 2007 wurden hierzulande erst 23,1 Milliarden SMS versendet, 2008 waren es bereits 27,8 Milliarden und im Jahr 2009 dann 34,1 Milliarden. Das war allerdings noch nicht der Höhepunkt, denn 2010 wurde ein SMS-Volumen von 41,5 Milliarden erreicht. Anschließend gab es einen großen Sprung auf 54,9 Milliarden SMS und zum 20. Jubiläum der Handy-Kurznachrichten sorgte ein weiterer Anstieg dafür, dass die 60-Milliarden-Marke nur knapp verfehlt wurde.
Diese 59,8 Milliarden SMS in 2012 werden vermutlich den historischen Höhepunkt bilden, denn heute gab es vom BITKOM frische Daten: Letztes Jahr wurden in Deutschland 37 Prozent weniger SMS als 2012 verschickt: nur noch 37,9 Milliarden Stück. „Wir erleben derzeit einen Gezeitenwechsel bei mobilen Kurznachrichten“, sagt BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf. „Die SMS wird zwar auch künftig ihren Platz in der Kommunikation haben. Die Wachstumsimpulse kommen derzeit aber von Instant-Messaging-Diensten und sozialen Netzwerken.“
Entwickelt wurde die SMS, damit die Mobilfunkanbieter ihre eigenen Kunden schnell und einfach informieren können. Gedacht wurde dabei vor allem an Netzstörungen. „Lange bevor die E-Mail mobil wurde, ermöglichte die SMS, Textnachrichten unabhängig von Ort und Zeit zu übermitteln“, bringt es der BITKOM in seiner Presseinfo auf den Punkt.
Einfachheit als Erfolgsgrund
Für die SMS spricht nach wie vor, dass sie mit jedem Mobiltelefon funktioniert, keine Internetverbindung vorausgesetzt wird und man jeden anderen Mobilfunkteilnehmer innerhalb von Sekunden damit erreicht. Man muss sich nicht erst registrieren, es muss keine zusätzliche Software installiert werden und es gibt nicht Hunderte Alternativen, die untereinander nicht kompatibel sind – wie bei Instant Messaging.
Das Problem ist ja mitunter schon, dass der gewünschte Instant Messaging Service keine App für das Betriebssystem des eigenen Smartphones bereitstellt. Solche Probleme gibt es bei der SMS nicht. Derzeit verschickt jeder Deutsche jährlich noch 450 SMS. Vor Kurzem waren es noch 740 pro Jahr! Die anhaltende Bedeutung der Handy-Kurzmitteilungen hat aber einen weiteren Grund: Immer mehr Maschinen verschicken SMS. Von mobilen TANs beim Onlinebanking über den Versand von Bordkarten für den Check-in am Flughafen und den Parkscheinverkauf bis zur Benachrichtigung über eine Zugverspätung bietet sich diese Kommunikationsform an.
Diese SMS werden von den betreffenden Unternehmen zwar üblicherweise mit großen Rabatten für Großkunden eingekauft, sodass die Provider beim Versand jeweils nicht viel verdienen, doch die Masse machts dann doch.
Es gibt deutlich mehr Smartphone-User
Der BITKOM sieht einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Smartphones und dem Rückgang beim SMS-Versand. Vor zwei/drei Jahren waren Smartphones noch längst nicht so verbreitet. Heute sind Smartphones bei Kindern und Jugendlichen der Standard: 84 Prozent der 12- bis 13-Jährigen und sogar 88 Prozent der 16- bis 18-Jährigen verwenden Smartphones.
„Die mobilen Breitbandnetze sind schneller geworden, die Zahl der Smartphone-Besitzer ist gestiegen, ebenso die Verbreitung von mobilen Daten-Flatrates sowie die Zahl der kostenlosen WLAN-Hotspots“, erklärt Kempf. Das alles habe den Trend weg von der SMS und hin zu Messenger-Diensten begünstigt. Der Traffic in den deutschen Mobilfunknetzen ist im vergangen Jahr übrigens weit stärker gestiegen als erwartet. 2013 wurden insgesamt 267 Millionen Gigabyte übertragen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Traffic-Anstieg um 71 Prozent.
Kurzmitteilungen, die über Instant Messaging Services anstelle von SMS versendet wurden, dürften angesichts der verschwindend geringen Datenmengen dabei überhaupt nicht auffallen. Allerdings ermöglichen solche Dienste (abhängig vom jeweiligen Anbieter) mehr als reinen Textversand. Fotos, Videos und zum Teil sogar Videochat verursachen dann doch Datenmengen, die ins Gewicht fallen.
Welchen Stellenwert haben SMS derzeit für Euch? Wie intensiv nutzt Ihr Instant Messaging Services, welches sind Eure bevorzugten Dienste?