Die Experten von Strategy Analytics rechnen mit 300 Millionen Joyn-Usern im Jahr 2017. Dafür müssen allerdings einige Bedingungen erfüllt sein. Bisher gibt es Joyn erst in neun Mobilfunknetzen weltweit. Doch es liegt sehr im Interesse der Mobilfunkunternehmen, dass der SMS-Nachfolger ein Erfolg wird.
Im vorigen Jahr ist die SMS 20 Jahre alt geworden. Ihr Image ist angestaubt, Alternativen in Form zahlreicher Instant Messaging Services bieten weitaus mehr Funktionen und sind dazu fast immer kostenlos. Andererseits wurden in Deutschland letztes Jahr so viele SMS wie noch nie verschickt, wobei viele Kurznachrichten nicht von Menschen, sondern von Maschinen verschickt werden, beispielsweise im Zuge des mTAN-Verfahrens beim Online-Banking. Jeder Mobilfunkkunde verschickte letztes Jahr durchschnittlich 700 SMS – an solche hohen Zahlen war in den 90ern gar nicht zu denken!
Die SMS ist also genauso wenig tot wie die E-Mail. Instant Messaging hat sich indes für beide Kommunikationsformen zu einer starken Alternative entwickelt. Anders als bei E-Mail und SMS ist der Instant-Messaging-Markt allerdings sehr stark fragmentiert. Es gibt nicht nur unzählige Anbieter wie WhatsApp, KakaoTalk, Viber, Facebook Messenger, ChatON, GoogleTalk, Skype, ICQ, Yahoo! Messenger und und und. Die wenigsten dieser Dienste sind untereinander zumindest bei den Grundfunktionen kompatibel. Selbst mit dem extrem weit verbreiteten WhatsApp erreicht man nur einen Bruchteil aller Smartphone-User. Eine SMS kann man dagegen an jeden Handynutzer schicken, wenn man nur dessen Telefonnummer kennt – so wie man jedem eine E-Mail senden kann, dessen E-Mail-Adresse einem bekannt ist.
Joyn läuft erst in vier Ländern
Das ist grundsätzlich auch beim ehemals RCS-e (Rich Communication Suite enhanced) und nun Joyn genannten offiziellen SMS-Nachfolger der Fall. Eine allgemeine Begeisterung für Joyn ist – um es mal vorsichtig zu sagen – unter den Mobilfunknutzern bislang nicht zu erkennen. Bislang kann Joyn weltweit überhaupt erst in neun Mobilfunknetzen in nur vier Ländern verwendet werden. Neben den USA, Südkorea und Spanien gehört Deutschland dazu. Vodafone und die Deutsche Telekom bieten den Service hierzulande schon an. Die Telekom hat übrigens gerade eine große Kampagne für Joyn gestartet.
Die Konkurrenz der Instant Messaging Services scheint auf den ersten Blick uneinholbar zu sein, aber die Analysten von Strategy Analytics halten es für möglich, dass Joyn im Jahr 2017 – das ist in nur vier Jahren! – 300 Millionen Mobilfunkkunden verwenden. Die Mobilfunkanbieter haben nämlich ein großes Interesse daran, im Bereich Mobile Messaging relevant zu bleiben. Der Instant Messaging Boom nagt nicht nur an den Umsätzen, die mit Handy-Kurznachrichten erzielt werden. Die Mobilfunkanbieter sehen sich der Gefahr gegenüber, nur noch die Infrastruktur für die mobilen Kommunikationsdienste zu stellen, aber sonst außen vor zu bleiben. Geld verdienen lässt sich nicht nur, indem man sich den Versand der Nachrichten bezahlen lässt, sondern beispielsweise auch mit Werbung innerhalb der jeweiligen App.
Einfachheit ist entscheidend
Um die genannte Zahl von 300 Millionen Joyn-Usern bis 2017 zu erreichen, müssten die Mobilfunkbetreiber nach Einschätzung von Strategy Analytics für einen leichten Zugang, einfache Bedienung und das Vorhandensein der wichtigsten Funktionen aus dem Bereich Mobile Messaging sorgen. Zudem sollte Joyn preislich attraktiv im Vergleich zu den konkurrierenden Angeboten sein. Letzteres dürfte schwierig werden, denn schon Minimalbeträge, die Marktführer WhatsApp von seinen Usern inzwischen verlangen möchte, sorgen für Empörungsstürme.
Ich frage mich zwar, was mit Leuten nicht stimmt, die für einen intensiv genutzten Dienst nicht einmal einen Dollar im Jahr zu zahlen bereit sind, habe aber in diesem Zusammenhang keine großen Zweifel an der Zahlungsbereitschaft für einen SMS-Nachfolger (dazu unten). Vielmehr glaube ich, dass Joyn gute Chancen hat, sich langfristig durchzusetzen. Laut Strategy Analytics hängt viel davon ab, ob die Gerätehersteller Joyn direkt integrieren. Wenn dann noch die Mobilfunkbetreiber an einem Strang ziehen, wird Joyn so universell einsetzbar sein wie heute die SMS.
Sofort universell einsetzbar – so sollte es sein
Um eine SMS zu schicken, muss man sich nicht erst irgendwo anmelden. Wichtiger noch: Der Empfänger muss sich ebenfalls nicht erst beim selben Dienst anmelden, um eine Nachricht zu empfangen. Jeder kann mit jedem kommunizieren. Nicht zuletzt kann man sich bei der SMS – und dann hoffentlich auch bei ihrem Nachfolger – darauf verlassen, dass eine abgeschickte Nachricht in kurzer Zeit tatsächlich ankommt. Wer schon einige Instant Messaging Services auf seinem Smartphone ausprobiert hat, weiß, dass diese Art von Zuverlässigkeit nicht die Stärke der heutigen SMS-Konkurrenz ist.
Angesichts der hohen Smartphone-Verkaufszahlen könnte Joyn – wenn die großen Gerätehersteller es erst einmal direkt integrieren – schnell sehr vielen Nutzern zur Verfügung stehen. Ich bin zudem optimistisch, dass es bei den Mobilfunkkunden für einfache und zuverlässige Messaging-Lösungen durchaus die Bereitschaft gibt, etwas Geld dafür auszugeben. Fast jeder zahlt heute für SMS – selbst wenn er mit einigen seiner wichtigsten Kontakte Instant Messaging einsetzt. Nicht zu vergessen: Joyn wird über die Mobilfunkrechnung bezahlt, ein unschätzbarer Vorteil gegenüber der Konkurrenz durch Instant Messaging.
Ihr merkt schon, ich glaube daran, dass Joyn sich durchsetzen wird. Wie beurteilt Ihr die Chancen des offiziellen SMS-Nachfolgers?
August 28th, 2013 at 17:34
Ich ha e s von vodafone deaktivieren lassen weil ich es eine Frechheit fand das der Dienst andauernd aucpoppte und rechte haben wollte wenn man nein drückt wiederholt es sich bis die meisten genervt aufgeben Frechheit. ….