Zunehmend mehr Hobbyfotografen nehmen ihre Bilder zunächst im RAW-Format auf, um sie anschließend zu entwickeln und dann in andere Bildformate zu konvertieren. Dass sich diese Praxis einer steigenden Beliebtheit erfreut und somit immer mehr Amateure den Profis nacheifern, ist nicht sehr überraschend. Schließlich verspricht das Arbeiten mit RAW-Dateien deutlich bessere Bilder und außerdem steigt die Anzahl der Kameras, die RAW-Dateien abspeichern.
Es genügt jedoch nicht, eine solche Kamera zu besitzen. Wer die Vorteile der RAW-Fotografie auskosten möchte, benötigt außerdem eine Software zum Entwickeln der Bilder. Konkret wird ein so genannter RAW-Converter benötigt. Die Entwicklung kann theoretisch mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop erfolgen. Doch eigenständige RAW-Converter versprechen einfachere und zugleich schnellere Workflows, die mindestens dieselbe Qualität versprechen.
Einer der beliebtesten und daher sehr verbreiteten RAW-Converter ist Capture One, das vom dänischen Unternehmen Phase One entwickelt wird. Bereits vor einigen Monaten wurde Capture One in die siebte Runde geschickt. Allerdings nur die Pro Version, die einen großen Leistungsumfang bietet und ohne Umsatzsteuer mit satten 229 Euro zu Buche schlägt. So mancher Hobbyfotograf wird von diesem Preis abgeschreckt, immerhin kostet der noch stärker verbreitete und ebenfalls als leistungsstark geltende Lightroom von Adobe nur knapp die Hälfte.
Nun hat Phase One nachgelegt und Capture One Express 7 veröffentlicht. Die Express Version richtet sich an preisbewusste Fotografen. Für rund 70 Euro erhalten sie den RAW-Converter, der technisch betrachtet auf derselben Plattform wie Capture One Pro 7 läuft. Weil diese Version günstiger ist, bringt sie jedoch ein paar Einschränkungen mit sich.
Einschränkungen der Express Version
Die Einschränkungen sind allerdings überschaubar. Unter anderem fehlt eine spezielle Korrektur für Hauttöne und stürzende Linien lassen sich ebenfalls nicht korrigieren. Käufer der Express Version müssen außerdem auf die Fleckentfernung sowie die Kamera-Steuerung vom Computer aus verzichten. Fleckentfernung und stürzende Linien dürften die Themen sein, die so manchen Fotografen ins Grübeln bringen. Allerdings sind diese Funktionen dennoch speziell und notfalls sind derartige Korrekturen auch mit Photoshop oder einer ähnlichen Software möglich. Eine ausführliche Übersicht der einzelnen Versionsunterschiede ist hier bei fstoppers zu finden.
Weshalb Capture One Express 7 empfehlenswert ist
Gerade weil Capture One teurer als Lightroom ist, haben wir den Test gemacht. Wir haben verschiedene RAW-Bilder mit jeweils beiden Programmen vollkommen unabhängig voneinander entwickelt und dabei versucht, stets ein möglichst optimales Ergebnis (keine überdrehten Farben, sondern eine sehr natürliche Bilderscheinung) zu erzielen.
Während des Prozesses ist uns aufgefallen, dass man bei Lightroom das bessere Gefühl hat bzw. man bei jedem weiteren Bearbeitungsschritt meint, das Bildergebnis würde sich verbessern. Wir dachten zwischenzeitlich, dass Capture One keine Chance hat. Dort kamen waren wir beim Bedienen der Regler eher verunsichert und hofften mehr oder weniger darauf, dass sich das fertige Bild am Ende behaupten kann.
Beim direkten Vergleich kam dann aber die große Überraschung. Die mit Capture One bearbeiteten Fotos sahen allesamt natürlicher aus und entsprachen somit eher unseren Vorstellungen. Es ist beeindruckend, was beide Programme aus den RAW-Dateien rausholen können. Dort wo man bei den Kamera-JPEGs nur ein Farbenwirrwarr sieht, werden auf einmal richtige Strukturen und Details sichtbar. Allerdings scheint Capture One diese Aufgabe besser zu meistern: Der Detailreichtum erscheint bei beiden RAW-Convertern als gleichwertig, doch bei Lightroom ist ein stärkeres Rauschen festzustellen.
Dies ist natürlich unsere subjektive Meinung. Doch wenn es darum geht, das Maximum aus den Bildern rauszuholen, würden wir derzeit lieber ein wenig mehr bezahlen und Capture One Express 7 oder sogar die Pro Version kaufen. In Anbetracht der Preise, die für gute DSLR Kameras und Objektive fällig werden, ist der Aufpreis zu verkraften.