Cloud-Zwang bei Tablets und Smartphones ist unverschämt

Geschrieben von am 01. November 2012 in Kategorie Web 2.0

Bei Golem wurde vor wenigen Tagen ein sehr interessantes Thema angeschnitten, nämlich der fehlende Slot für Speicherkarten beim Nexus Tablet. Google hatte zu diesem Thema nämlich Stellung bezogen und diese Entscheidung der Gerätekonfiguration mit einer Antwort begründet, die dämlicher kaum sein könnte. Ein Manager des Unternehmens wagte es doch tatsächlich zu behaupten, das Fehlen des Slots seit auf die Tatsache zurückzuführen, dass man den Nutzer sonst nur verwirren würde.

Dämlicher könnte die Antwort in der Tat kaum sein, schließlich sind es Anwender bereits seit vielen Jahren gewöhnt, mit verschiedenen Speichermedien zu arbeiten und diesen an denselben Geräten einzusetzen. Man denke nur an den klassischen USB-Speicherstick, der zum praktischen Austausch und zur Mitnahme von Daten verwendet wird.

Es ist ganz offensichtlich, dass Google vollkommen andere Gründe hat, auf den Slot zu verzichten. Im verlinkten Beitrag von Golem geht man unter anderem auf das Thema Kosten ein. Aber dies ist kein Hauptgrund: In Anbetracht der unzähligen Features, die ein Nexus Tablet mit sich bringt, ist das Kostenargument nicht tragbar. Solch einen Slot zu ergänzen, kostet in Relation gesehen so gut wie kein Geld. Stattdessen geht es um etwas vollkommen anderes.

Das Stichwort lautet Cloud-Zwang. Die Nutzer sollen dazu gebracht werden, ihre Daten nicht mehr lokal, sondern stattdessen online zu speichern. Neu ist dieses Konzept selbstverständlich nicht. Beriets in den späten 1990er Jahren kam Sun Microsystems mit diesem Konzept auf und stellte einen kleinen Heimcomputer vor, der über keine Festplatte verfügte. Die Idee des Unternehmens war simpel: Der Nutzer sollte alle Daten online speichern – sogar die Applikationen sollten online geladen werden. Damals floppte der Computer ganz jämmerlich, doch mittlerweile arbeiten Unternehmen wie Google und Apple ganz intensiv daran, solche Systeme in die Tat umzusetzen – und wie es aussieht, sind sie damit sogar sehr erfolgreich.

Damit die Cloud-Services verstärkt genutzt werden und die Anwender ihre Daten nicht mehr auf lokalen Datenträgern speichern, verzichten die Unternehmen auf die Bereitstellung entsprechender Speicherplätze. Den Anfang im Massenmarkt hat Apple gemacht: Viele Interessenten beschwerten sich darüber, dass das iPad über keinen Slot für Speicherkarten verfügt. Doch mittlerweile scheinen sich die meisten Leute damit abgefunden zu haben. Fotos, Musik sowie auch andere Daten werden eben nicht mehr lokal, sondern stattdessen in der Cloud abgelegt.

Natürlich braucht man dieses Konzept nicht zwingend kritisieren, ich möchte es jedoch trotzdem tun. Immerhin verkörpert es einen enormen Einschnitt in die Freiheit des Nutzers. Dem Anwender wird die Möglichkeit genommen, selbst darüber zu entscheiden, wo Daten abgelegt werden. Bei zunehmend mehr Geräten und Betriebssystemen werden seine Möglichkeiten stark eingeschränkt. Apple prescht hierbei am stärksten voran. Aber so wie es aussieht, ist Google mittlerweile auch darum bemüht, diese Richtung einzuschlagen. Eigentlich ist dies sehr merkwürdig, denn ist Google nicht darum bemüht, unser aller Leben besser zu machen?

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  1. Erst 17 Prozent der deutschen Smartphone-Besitzer speichern Daten in der Cloud | TechBanger.de says:

    […] sogar Google mit seinen Nexus-Geräten ein schlechtes Beispiel daran – lest dazu den Artikel zum Cloud-Zwang, den mein Kollege Jochen vor zwei Tagen hier veröffentlicht […]