Die Parallelnutzung von Internet und Fernsehen verändert das Marketing. Dem Fernseher bzw. dem Fernsehen kommt laut einer Studie von IP Deutschland „immer häufiger die Rolle des Begleiters und Beraters“ zu. Das eröffnet Fernsehwerbung neue Chancen.
Sicher, für viele Internetnutzer hat das Netz heute einen stärkeren Einfluss auf ihr Kaufverhalten als das Fernsehen. Und ja, mir klingen auch die Ohren von Sprüchen à la „Ich habe schon lange keinen Fernseher mehr“. Aber seien wir realistisch: Der durchschnittliche Deutsche – oder meinetwegen der durchschnittlicher Onliner – ist ganz anders. Der Fernsehkonsum erreichte in den letzten Jahren immer neue Rekorde bei der Verweildauer.
Fernseher läuft nur nebenbei – na und?
Klar, viele gucken gar nicht richtig hin, sondern nutzen das Fernsehen als Begleitmedium wie das Radio. Doch genau das ist die Chance, auf die Vermarkter wie IP Deutschland jetzt spekulieren. In der aktuellen Ausgabe der vierteljährlichen Studie IP Trendline, bei der im Auftrag des zu RTL gehörenden Vermarkters durch forsa jeweils 1.000 Personen zwischen 14 und 65 Jahren zu Konjunktur, Markttrends und Medien befragt werden, wird das Fernsehen zum Point of Sale-Medium erklärt.
Während des Onlineshoppings läuft bei vielen der Fernseher. Die Hälfte der für IP Trendline Befragten schaltet dabei wenigstens gelegentlich den Fernseher ein. Fernsehen parallel zum Einkaufen im Internet ist vor allem bei jungen Menschen verbreitet: „65 Prozent der der 14- bis 29-Jährigen machen es sich vor dem Fernseher gemütlich, wenn sie online nach Produkten stöbern“, heißt es in der Presseinfo des Vermarkters.
TV-Werbung gibt Impulse
Ein weitere wichtige Zahl aus der Untersuchung: In der Altersgruppe zwischen 14 und 65 Jahren nutzen 85 Prozent das Internet zur Information über Marken und Produkte bzw. kaufen gleich im Netz. Nicht überraschend! Aber vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu zwingend, über TV-Werbung Impulse zu liefern, „die im Internet sofort intensiviert werden können“. Das muss nicht immer gleich die Bestellung in einem Onlineshop sein. Wenn Fernsehzuschauer im Anschluss an einen TV-Spot online nach zusätzlichen Informationen zum gezeigten Produkt suchen, ist das schließlich auch schon ein Erfolg. Vielleicht kaufen sie das beworbene Produkt am nächsten Tag im stationären Handel.
Gefragte wurde bei IP Trendline auch nach dem Einfluss verschiedener Medien auf die Kaufentscheidung selbst. 57 Prozent der Teilnehmer sprachen TV-Werbung den größten Einfluss zu. 34 Prozent halten das Internet für am wichtigsten im Hinblick auf ihre Kaufentscheidung. Zeitungen und Zeitschriften liegen sechs Prozentpunkte dahinter. Mehr als drei von vier Befragten (76 Prozent) aus der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren gaben an, am stärksten von TV-Werbung beeinflusst zu werden.
Wenn ein TV-Vermarkter eine Studie zum Einfluss von TV-Werbung vorlegt, kann man davon ausgehen, dass diese für das Medium Fernsehen positiv ausfällt. Da bin ich schon skeptisch – allerdings eher, was die genauen Zahlen angeht. Vom starken Einfluss von dem, was im Fernsehen zu sehen ist, auf das Nutzungsverhalten der Internetuser bin ich vollkommen überzeugt.
Internet immer verfügbar dank mobiler Endgeräte
TV-Geräte in der Nähe von mit dem Internet verbundenen PCs gab es zwar schon, bevor Smartphones und Tablets ihren Siegeszug bei den Konsumenten antraten. Doch inzwischen hat ein großer Teil der Verbraucher in Form solcher mobilen Endgeräte das Internet immer in Griffweite. Und nicht wenige Menschen hantieren dann auch ständig damit, manche würden es als zwanghaft bezeichnen. Wenn sich Smart TVs erst stärker durchgesetzt haben – und alternative Bedienkonzepte nicht mehr bloß spannend sind, sondern tatsächlich gut funktionieren – können Fernseher (Hardware) und Fernsehen (Medium) noch stärker in den Verkaufsprozess integriert werden.
Wie sieht es bei Euch mit Parallelnutzung aus? Inwieweit liefern Euch dabei TV-Werbung und TV-Programm Impulse für die Internetnutzung?