Anlässlich der IFA nennt die GfK Daten zum westeuropäischen IT-Markt. Der Markt insgesamt schwächelt, doch einzelne Bereiche zeigen weiterhin eine ausgesprochen dynamische Entwicklung. Ganz besonders die Nachfrage nach Tablet-Computern ist noch einmal kräftig gestiegen.
Obwohl der Umsatz mit IT-Produkten in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, den Niederlanden und Deutschland in der ersten Jahreshälfte insgesamt um 1,3 Prozent zurückging, können sich die Anbieter mancher Produkte über starke Zuwächse freuen. Die Eurokrise und die Verunsicherung vieler Menschen sowie die bereits gute Ausstattung mit Desktop-PCs und Notebooks bei privaten Haushalten sind zwar bestimmt Gründe für die geringe Nachfrage nach diesen Produkten. Und natürlich kann man sich mitunter Zeit lassen, bis man seine vorhandene Hardware durch leistungsfähigere Technik ersetzt.
Eine Frage der Begeisterung
Ich denke jedoch, dass ein ganz wesentlicher Faktor darin liegt, wie groß das Interesse der Menschen an einer bestimmten Produktgruppe ist. Wie viele Leute kaufen sich ein neues Smartphone, obwohl sie ihr altes Gerät locker noch ein weiteres Jahr nutzen könnten, ohne auf viel verzichten zu müssen? Um Smartphones soll es heute ausnahmsweise jedoch gar nicht gehen.
„Konsumenten kaufen vor allem dann neue Produkte, wenn diese in ihren Augen halten, was sie versprechen. Mobil sein und grenzenlos im Internet surfen sind die zentralen Themen im ersten Halbjahr 2012“, heißt es in der Presseinfo der GfK. Das klingt mir ein wenig zu vernünftig, um wahr zu sein. Zum Teil trifft es sicher zu, doch die Entscheidung für ein besonders dünnes und leichtes Gerät dürfte bei vielen eher eine Frage des Lifestyles sein. Hier spielt der Mobilitäts-Kult (Wer muss (!) schon so mobil sein?) selbstredend eine Rolle.
Manche Arten von Notebooks sind gefragt
Notebooks und nach kurzer Blüte auch Netbooks taugen kaum noch als Lifestyle-Objekte. Völlig anders sieht dies jedoch bei den Ultra Mobile / Ultra Thin Notebooks aus, deren Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 36,7 Prozent zulegten. Insofern bleiben Notebooks schon gefragt! E-Book-Reader sind zwar noch nicht weit verbreitet, aber ihr Absatz nahm in den genannten sechs Ländern in den ersten sechs Monaten des Jahres um stolze 93,3 Prozent zu.
Das stärkste Wachstum zeigte in diesem Jahr bislang der Markt für Media-Tablets. Für das Plus von 142 Prozent sind bislang vor allem die privaten Haushalte verantwortlich, aber im ersten Halbjahr entfielen bereits 13 Prozent der Umsätze in diesem Bereich auf Geschäftskunden. Vom Tablet-Boom profitieren inzwischen auch die Hersteller von Zubehör, die ihr Sortiment entsprechend angepasst haben, also etwa Spezial-Tastaturen für Tablets anbieten. Schon 9 Prozent der Umsätze mit Tastaturen entfielen zuletzt auf diesen Bereich.
Mehr als ein IT-Produkt im Haushalt
„Insgesamt sind in westeuropäischen Haushalten immer mehr IT-Produkte zu finden und die Vielfalt des digitalen Lebensstils nimmt zu“, schreiben die Marktforscher zur allgemeinen Entwicklung im IT-Markt. „Der Trend geht beispielsweise bei Computern zu Zweit- und Drittgeräten.“ Neben einem Desktop- oder All-in-One-PC kommt nicht selten zusätzlich ein Notebook oder Netbook zum Einsatz. Zum Teil wird außerdem noch ein Media-Tablet eingesetzt. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Thema Heimvernetzung an Bedeutung, denn die einzelnen Inhalte sollen nicht nur an ein bestimmtes Gerät gebunden sein.
Trotz insgesamt ungünstiger Umstände beurteilt die GfK den Ausblick auf dem westeuropäischen IT-Markt nicht so negativ und erwartet nur ein geringes Umsatzminus. Einen positiven Impuls für das Weihnachsgeschäft und das kommende Jahr setzen könnte der Verkaufsstart von Windows 8.
Kurzfristige Marktbelebung durch Windows 8 eher unwahrscheinlich
Da der Tablet-Markt bisher von Apple dominiert wird und inzwischen manche Hersteller mit Android-Tablets verschiedener Preisklassen halbwegs erfolgreich sind, glaube ich allerdings nicht daran, dass Windows 8 kurzfristig den Markt beleben wird. Das spricht keineswegs gegen einen Erfolg von Windows 8, doch wer heute Windows 7 auf seinem Rechner nutzt, hat kaum einen Grund, auf die neue Version des Betriebssystems zu wechseln – und dass nicht nur – aber auch! – weil Windows 8 mit Blick auf die Geräteklasse Tablets entwickelt wurde.
Windows 8 Tablets dagegen können nicht die Begeisterung hervorrufen wie man sie bei einem neuen iPad-Modell gewohnt ist. „Muss ich haben!“ ist nicht das, was in den Köpfen der Konsumenten aufpoppt, wenn sie von Windows 8 Tablets oder Windows RT Tablets hören. Andererseits rechne ich nicht damit, dass diese Geräte zu Ladenhütern werden. Im Gegenteil, vermutlich etablieren sie sich recht schnell im Markt, wenn sie zu attraktiven Preisen erhältlich sind.
Wird Eurer Meinung nach der Tablet-Markt weiter so dynamisch wachsen?
September 7th, 2012 at 12:32
Die Tablets werden auch noch eine ganze Zeit gut nachgefragt werden, obwohl mittlerweile die Smartphones ja auch schon fast die größe von Tablets erreicht haben. Naja abwarten wie sich der Markt entwickelt.