Social TV Monitor zeigt Erfolg von Sendern und Fernsehsendungen auf Facebook

Geschrieben von am 30. Juni 2012 in Kategorie Social Networks

Das Internet bedeutet nicht nur Konkurrenz für das Fernsehen – Konkurrenz um Aufmerksamkeit und Werbegelder. Das Internet bietet Fernsehmachern auch Chancen, die manche Sender schon gut zu nutzen wissen. Social TV lautet hier das Stichwort.

Kommunikation zwischen Programmmachern und Zuschauern sowie der Zuschauer bzw. Fans untereinander kann – in die richtigen Kanäle gelenkt – den Erfolg von Sendungen erheblich fördern. Es gibt zwar eine Reihe von Plattformen, auf denen dies heute schon passiert (denken wir an spezielle Services wie Couchfunk oder allgemein populäre Social Media Services wie Twitter), doch aufgrund der enormen Reichweite von Facebook als mit Abstand größtem Social Network ergibt eine spezielle Auswertung der dortigen Aktivitäten auf jeden Fall Sinn.

Genau die liefert aber sofort der Social TV Monitor, der seit dieser Woche immer dienstags vom Markt- und Medienforschungsunternehmen Goldmedia Custom Research GmbH in Zusammenarbeit mit dem Medien-Portal MEEDIA veröffentlicht wird.

Wöchentliche Auswertung zum Programm von 10 Sendern

Zum Start werden von den zehn TV-Sendern Das Erste, ZDF, RTL, RTL II, VOX, SAT.1, ProSieben, kabel eins, MTV und VIVA insgesamt 529 Sendungen aus zwölf verschiedenen Genres ausgewertet, um daraus eine Top 10 der Fernsehsendungen mit der höchsten Fanaktivität zu erstellen. Hierfür wird untersucht, wie viele Fans in einer Woche neu dazukommen, wie viele Kommentare gepostet und wie viele Likes vergeben werden.

Die ersten Wochencharts (für Kalenderwoche 25) führt „Berlin – Tag & Nacht“ an. Mehr als 27.000 neue Fans kamen zwischen dem 18. und 24. Juni hinzu. „Berlin – Tag & Nacht“ ist zudem die bei Facebook beliebteste Sendung mit fast 1,9 Millionen Fans. Es folgen mit deutlichem Abstand die „Sportschau“ im Ersten und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bei RTL.

Besonders viele Facebook-Fans können Castingshows einsammeln, im Durchschnitt der untersuchten Sender und Formate haben sie 330.000 Fans. Nicht weit dahinter mit durchschnittlich 300.000 Fans liegen Daily Soaps. Eine Dokusoap kommt auf durchschnittlich 170.000 Fans. Nicht so gut läuft es diesbezüglich für Koch-, Familien- und Kindersendungen. Was die Aktivität der Fans angeht, liegen Dokusoaps und Castingsshows an der Spitze. Interessant: News-Formate haben zwar nur vergleichbar wenige Fans auf Facebook, doch sind diese ebenfalls sehr aktiv.

5 verschiedene Social TV-Konzepte

Insgesamt gab es laut Social TV Monitor schon über 18 Millionen Likes für deutsche Fernsehsendungen und Fernsehsender. Zu 42 Prozent der für die Studie untersuchten Sendungen existiert eine offizielle Präsenz auf Facebook, zu 24 Prozent gibt es eine inoffizielle, von Fans betriebene Page. Lediglich für 34 Prozent gibt es keine Facebook-Seite. Auf Facebook sind nicht die Sender mit den höchsten Einschaltquoten am erfolgreichsten: Die stärkste Fanaktivität wurde für RTL II gemessen, die meisten Fans hat ProSieben.

Die Auswertung im Social TV Monitor lässt fünf verschiedene Konzepte erkennen: „Die einfachste Form ist das reine Announcement mit Programmhinweisen oder programmbegleitenden Informationen“, heißt es in der Pressemitteilung. Das ist zwar auch typisch für Nachrichten-Formate wie „heute“ im ZDF und „RTL Aktuell“, doch wird dabei zusätzlicher News-Content veröffentlicht – das ist bereits ein zweites Konzept.

Ein dritter Ansatz besteht darin, den Schwerpunkt bei den Facebook-Aktivitäten auf Diskussion und Kommunikation zu legen, wie dies etwa bei der ProSieben-Sendung „Galileo“ und dem „SAT.1 Frühstücksfernsehen“ zu beobachten ist. „Daneben gibt es das Konzept der vertikalen Showverlängerung (z. B. ‚GZSZ‘), etwa durch den Blick hinter die Kulissen“, schreibt GOLDMEDIA zur vierten Herangehensweise. Besonders erfolgreich ist laut Social TV Monitor das fünfte Konzept der „horizontalen Showverlängerung“, wie es bei „Berlin – Tag & Nacht“ zu verfolgen ist. „Hier wird die Show Teil der sozialen Realität des Zuschauers“, schreiben die Experten. „Ähnlich wie Statusmeldungen von Freunden sehen die Fans Nachrichten der Show-Charaktere in ihren privaten Streams (parasoziale Interaktion).“

Bitte an die Folgen denken!

Es ist klar, dass die TV-Sender ihre Chancen bei Social Media auf diese Weise nutzen wollen, aber ich möchte zu bedenken geben, dass man sich gut überlegen sollte, hinsichtlich welcher TV-Sendungen man sich öffentlich in einer Klarnamen-Community wie Facebook als Fan zu erkennen gibt. Soll wirklich bekannt werden, dass man Fan von Sendungen wie „Bauer sucht Frau“, „DSDS“, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ oder ähnlicher Sendungen ist?

Ich will die Qualität solcher Formate an dieser Stelle gar nicht bewerten, aber bei vielen Menschen gibt es da einen heftigen Reflex, mit Worten wie Unterschichtenfernsehen um sich zu werfen – obwohl das mit den bildungsfernen Schichten selbst für das so umstrittene RTL-Dschungelcamp nicht stimmt, wo fast jeder vierte Zuschauer Abitur oder sogar Studium vorweisen kann. Und dann sind da ja noch die Kommentare selbst, mit denen Fans inhaltlich und vom Schreibstil her (aber das ist ein generelles Problem) ihrer Online-Reputation ein Bein stellen. Hier verweise ich zu den Risiken erneut auf meinen „Vorsatz für das neue Jahr: Zurückhaltung bei Social Media“.

Wie steht Ihr zu Social TV? Wie aktiv seid Ihr in dieser Hinsicht?

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