Schon seit Jahren tüftelt Facebook an einem Währungssystem. Hierbei konzentrierte man sich lange Zeit auf die so genannten Facebook Credits, die sich sogar schon seit längerer Zeit in einer Erprobungsphase befinden. Wie Facebook nun bekannt gab, werden die Facebook Credits doch nicht kommen. Stattdessen wird man sich auf direktes Bezahlen in der jeweiligen Landeswährung konzentrieren.
Ursprünglich waren die Credits dazu gedacht, um Nutzern so genannte In-App Käufe zu ermöglichen. Zu einem festen Preis wurden die Credits angeboten, die man anschließend innerhalb ausgewählter Apps ausgeben konnte. Prizipiell schien dieses System nicht schlecht zu sein. Eine zentrale Währung braucht das größte Social Network auf lange Sicht: Wenn die Nutzer erst einmal damit anfangen, massenhaft Bezahltransaktionen einzuleiten, kann das Unternehmen gut mitverdienen.
Eine zentrale Währung schien auch deshalb gut zu sein, weil sie die Hemmschwelle bei Käufen senkt. Wer erst einmal positive Erfahrungen beim Bezahlen gemacht hat, wird die Währung auch bei anderen Apps bzw. womöglich sogar auch für ganz andere Zwecke einsetzen.
Doch nun wird es ein wenig anders kommen. Facebook will auf lokale Währungen setzen. Damit ist gemein, dass keine Credits benötigt werden und außerdem auch keine Umrechnungen erforderlich sind. Wenn ein Mitglied etwas kaufen möchte, wird einfach aus dem Facebook Konto heraus bezahlt. Im Grunde soll dies so ähnlich wie im Apple Store oder bei iTunes ablaufen: Sofern das Konto aufgeladen ist, lassen sich Käufe tätigen.
Den meisten Nutzern dürfte die Umstellung von Credits auf ihre jeweilige Landeswährung nicht besonders schmerzen. Auf lange Sicht dürfte dieses System sogar besser funktionieren. Facebook Credits erwecken den Eindruck, dass das Geld sehr speziell gebunden ist bzw. sich anderweitig / außerhalb von Facebook nicht einsetzen lässt. Außerdem besteht das Problem mit dem Wert: Credits sind nun einmal keine Währung und daher auch nicht immer leicht umzurechnen. Wenn in Landeswährung bezahlt werden kann, gibt es all diese Probleme nicht.
Allerdings bleibt noch abzuwarten, wie der eigentliche Bezahlprozess aussehen soll. Es gibt bereits Blogger, die über hochtechnologische Bezahlverfahren spekulieren. Allerdings würde ich nicht soweit gehen. Wohl eher dürfte sich Facebook für eine sehr simple Lösung entscheiden. Im Grunde genügt es, wenn im Facebook Konto ein Bezahlbereich angelgt wird. Dort könnte man beispielsweise Aufladungen des Kontostandes per Kreditkarte vornehmen.
Bei netzwertig spielt man mit dem Gedanken, dass Facebook zur zentralen Bezahlstelle im Internet wird, indem man die Bezahlfunktion für Drittanbieter zugänglich macht. Klingt interessant, sofern denn die Kosten stimmen. Schließlich wollen Anbieter von Bezahlsystemen immer mitverdienen. Aber dadurch sinken die Margen der Anbieter, welche die Systeme am Ende integrieren.
Juni 25th, 2012 at 22:31
Ob eigene „Währung“ oder die hier beschrieben Lösung – Facebook ist meiner Ansicht nach in Verzug. Facebook schon längst ein wichtiger Anbieter eines Bezahlsystems sein können. Mindestens vor dem Börsengang hätte man eine überzeugende Lösung haben müssen.
Es ist zwar noch nicht zu spät, aber doch damit hat Facebook wertvolle Zeit verschwendet. Ganz allgemein gilt: Facebook muss nützlicher werden, solange es cool ist, das ist schon aus strategischen Gründen wichtig. Aber natürlich geht es auch darum, den (selbst jetzt noch) hohen Börsenwert zu rechtfertigen.