Die deutschen Onliner bevorzugen Gratis-Inhalte im Netz und akzeptieren im Gegenzug Werbung. Das belegt eine neue Studie. Aber was heißt schon kostenlos?
Mit 64 Prozent eine klare Mehrheit der Internetnutzer nimmt Werbung in Kauf, wenn die zugehörigen Inhalte dann gratis oder wenigstens billiger sind. Das geht aus einer repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Aris für den BITKOM hervor, die im März mit über 1.000 Personen ab 14 Jahren durchgeführt wurde.
28 Prozent der Teilnehmer wollen möglichst keine Werbung sehen und sind dafür bereit, Geld zu bezahlen bzw. akzeptieren dann einen höheren Preis. 8 Prozent machten hierzu keine Angaben.
Ältere User haben höhere Zahlungsbereitschaft
Die Zahlungsbereitschaft älterer Onliner ist stärker ausgeprägt: 37 Prozent der Internetnutzer ab 50 Jahren sind bereit, Geld für werbefreie Angebote auszugeben. In der Gruppe zwischen 14 und 29 Jahren trifft dies bloß auf 14 Prozent zu. 83 Prozent der jungen Nutzer bevorzugen werbefinanzierte Onlineangebote, bei den Usern ab 50 Jahren sind es nur 49 Prozent. Leider geht aus der Pressemitteilung des Verbands nicht hervor, inwieweit dies möglicherweise mit der jeweiligen finanziellen Situation zusammenhängt. Es könnte zum Beispiel sein, dass unter jungen Menschen eine Einstellung weit verbreitet ist, aufgrund derer sie aus Prinzip möglichst alles im Netz kostenlos bekommen wollen. Vielleicht fehlt aber auch nur das nötige Budget für eine höhere Zahlungsbereitschaft.
Wo die Ursachen auch liegen mögen – der Rat des BITKOM, Anbieter sollten ihre Angebote entsprechend differenzieren und sowohl werbefinanzierte als auch kostenpflichtige Angebote bereithalten, ist zu unterstützen. Zudem stellen kostenlose Einstiegsangebote eine der besten Möglichkeiten dar, später doch noch zahlende Kunden zu gewinnen.
Einschränkung von Werbung kann zum Verschwinden von Angeboten führen
„Viele Internetnutzer sind offen für Werbung, weil sie ein niedriges Preisniveau bei Online-Diensten ermöglicht“, erläutert BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf. „Aber auch für werbefreie Bezahlangebote gibt es inzwischen ein recht hohes Potenzial.“ Daher müssten die rechtlichen Möglichkeiten der Werbefinanzierung von Online-Angeboten erhalten bleiben. „Wer Werbung einschränken will, sollte auch offen sagen, dass er damit gleichzeitig die Verbraucher zur Kasse bittet.“
Diese Ehrlichkeit wäre tatsächlich sehr zu begrüßen. Mehr Ehrlichkeit wünsche ich mir aber auch von denjenigen, die für kostenlose Angebote eintreten. Diese sollten sollten deutlich machen, dass die kostenlosen Online-Angebote doch einen Preis haben. Wer statt mit Geld mit seinen Daten bezahlt, macht am Ende unter Umständen ein ganz schlechtes Geschäft. Es kommt hier natürlich ganz auf die konkreten Umstände an, doch die Gefahren, die von Datensammlungen ausgehen können, darf man nicht unterschätzen.
Was meint Ihr, würde mehr Aufklärung zu diesen Gefahren nicht erheblich die Zahlungsbereitschaft erhöhen?