Yahoo-Chef Jerry Yang wirbt für eine Übernahme seines Unternehmens durch Microsoft, doch Steve Ballmer erteilt diesem Ansinnen eine Absage. Ein neues Übernahmeangebot werde es nicht geben, aber möglicherweise eine Partnerschaft.
Zu Wochenbeginn sah es noch so aus, als ob Yahoo immerhin eine abgespeckte Version seiner angestrebten Werbepartnerschaft mit Google durch umfangreiche Zugeständnisse an die Kartellbehörden würde retten können. Über die Einblendung von Google-Anzeigen wollte der angeschlagene Internetkonzern Yahoo die Einnahmen auf seinen Websites erheblich steigern.
Mitte der Woche zog sich Google aus den Verhandlungen für den Werbedeal zurück, da man langwierige rechtliche Auseinandersetzungen vermeiden und Werbekunden nicht verprellen wolle. Bei Yahoo gab man sich enttäuscht, denn dort glaube man weiter an die Vorteile der angestrebten Zusammenarbeit bei der Suchwortvermarktung.
Die wohl endgültige Absage an die Zusammenarbeit ist auch für das erfolgsgewohnte Google ein Rückschlag, doch für Jerry Yang wird es vor dem Hintergrund der verschiedenen Probleme, die bei Yahoo schon zu umfangreichen Stellenstreichungen geführt haben, immer enger.
So erklärt sich, dass der Yahoo-Chef schon am Mittwoch für eine Übernahme durch Microsoft warb, gegen die er sich mit hohem Einsatz gewehrt hatte; die Allianz mit Google war Teil von Jerry Yangs Abwehrstrategie.
Knapp 48 Milliarden Dollar hatte Microsoft damals für den Kauf von Yahoo ausgeben wollen, doch der erbitterte Widerstand des Yahoo-Managements – auch gegenüber eigenen Aktionären – war erfolgreich.
Spannend ist aktuell die Frage, wie die Worte Steve Ballmers zu deuten sind, nicht in die Vergangenheit zurückkehren zu wollen und kein neues Übernahmeangebot abgeben zu wollen. Annähernd ähnlich attraktive Übernahmeziele sind für den Redmonder Softwaregiganten weiter nicht in Sicht, um seinen Rückstand im Suchmaschinengeschäft zu Google signifikant zu verringern.
Wenn eine Investition in Yahoo vor wenigen Monaten unter strategischen Gesichtspunkten so lohnend erschien, dass man bei Microsoft fast 48 Milliarden Dollar für eine feindliche Übernahme auszugeben bereit war, sollte ein Kauf zum jetzigen Zeitpunkt umso attraktiver sein. Neben einem kooperativen Management würde Microsoft vor allem von Yahoos auf weniger als die Hälfte abgestürzten Börsenwert profitieren. Die zwischenzeitliche Entwicklung hätte den Kaufpreis um viele, viele Milliarden Dollar gedrückt, eine Summe, die selbst für einen Giganten wie Microsoft deutlich spürbar wäre.
Eigentlich müsste Steve Ballmer Jerry Yang für seinen Preispoker, der Yahoo-Chef forderte damals mindestens 53 Milliarden Dollar, dankbar sein. Daher vermuten nicht wenige, dass der Microsoft-Boss nur blufft, um den Kurs der Yahoo-Aktie durch öffentliche Kaufabsichten nicht wieder nach oben zu treiben.
Für Yahoo bleibt nach den Absagen von Google und Microsoft erst einmal nur die Aussicht auf eine Fusion mit der Time Warner Tochter AOL, die nach schlechten Quartalszahlen selbst ebenfalls stärker unter Druck geraten ist.