Obwohl die schon länger anhaltende Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung Gift für den Werbemarkt ist, konnte der Bereich Online-Werbung in Deutschland in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 % zulegen.
Die Netto-Umsätze grafischer Online-Werbung erreichten ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro, gab der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) bekannt und bezieht sich dabei auf eine Studie des Marktforschungsinstituts Thomson Media Control.
Zur grafischen Online-Werbung zählen Werbemittel wie klassische Banner, Pop-Ups und Streaming Ads. Nicht enthalten sind in den Zahlen der Studie Affiliate-Marketing und Suchwort-Werbung.
Den Sprung von 976 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro kommentiert BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scher so: „Nach einem Wachstumsschub im Jahr 2007 hat die rasante Entwicklung angehalten. Der Online-Werbemarkt wird weiter zulegen, auch weil die werbetreibende Wirtschaft ihre Marketingbudgets ins Internet umschichtet.“
Die größte Steigerung bei den Ausgaben für Online-Werbung gab es im Bereich Dienstleistungen: Autovermietungen, Jobbörsen, Anbieter von Gewinnspielen und Immobilienvermittler buchten in den ersten neun Monaten 2007 grafische Online-Werbung für 48,5 Millionen Euro, während es dieses Jahr bereits 91,5 Millionen Euro waren.
Das größte Werbevolumen wiesen bei einer Steigerung um 66 % auf 370 Millionen Euro Internetplattformen und TK-Anbieter auf. Dahinter folgen Versand- und Handelshäuser mit einem Plus um 37,2 % auf 255 Millionen Euro.
Angesichts dieser Zahlen können Internetfirmen, deren Geschäftsmodell auf Werbeeinnahmen beruht, vergleichsweise optimistisch in die Zukunft blicken. Obwohl einige Branchen sich mit Werbeschaltungen in der Krise zurückhalten werden – etwa Banken und Finanzdienstleister, die ihre Ausgaben für grafische Online-Werbung um 40,2 % steigerten und so von Januar bis September 153 Millionen Euro investierten – zeigt sich der Studie zufolge, dass die Marketingbudgets der Mediennutzung folgen und die verlagert sich immer stärker ins Internet.
Das zeigt nicht zuletzt eine weitere aktuelle BITKOM-Meldung, wonach das Internet als private Verkaufsplattform weiter an Beliebtheit zugelegt hat. Letztes Jahr „haben 13 Millionen Deutsche zwischen 16 und 74 Jahren Waren oder Dienstleistungen online verkauft. Das ist jeder Fünfte (21 Prozent) in dieser Altersgruppe, deutlich mehr als vor einigen Jahren.“
Obwohl es – wie zahlen aus den USA zeigen – für Internetfirmen grundsätzlich schwieriger geworden ist, an Wagniskapital zu kommen, während einzelne Unternehmen wie LinkedIn weiter großzügig mit Kapital versorgt werden – und Bedenken zur Finanzierung von für die Nutzern kostenlosen Web 2.0-Angeboten ernst genommen werden sollten, ist die Welle der Verlagerung von Werbebudgets von anderen Medien ins Internet noch lange nicht vorbei.