Wer sich an die Bedienung eines Smartphones gewöhnt hat, bevorzugt beim nächsten Kauf ein Gerät gleichen Typs. Neben technischen Aspekten spielt die Markentreue eine wichtige Rolle.
In einer internationalen Studie in den fünf größten Europäischen Ländern und China, Brasilien, Japan und den USA hatte GfK Business & Technology in der zweiten Oktoberhälfte 4.257 Smartphone-Besitzer dazu befragt, wie sich verschiedene Faktoren auf die Kaufentscheidung auswirken. Der Wechsel zwischen verschiedenen Betriebssystemen wird von den deutschen Nutzern als ähnlich schwierig wie der Wechsel ihres Versicherungsunternehmens oder ihrer Hausbank wahrgenommen.
Wechsel gilt als schwierig
„Ein knappes Drittel der deutschen Smartphone-Nutzer begründet dies mit der Tatsache, dass sie dann ihre Daten wie Filme, Musik, Bücher und die genutzten Apps auf das neue Betriebssystem übertragen müssen“, heißt es zu den Hintergründen in der GfK-Pressemitteilung. Ergibt das für Euch einen Sinn? Das klingt eher nach Gründen, sich so schnell überhaupt kein neues Gerät zu kaufen. Wenn es bestimmte Apps, die einem ans Herz gewachsen sind, für andere Plattformen überhaupt nicht gibt – das wäre ein Grund, das Betriebssystem beizubehalten.
„Der Verlust individuell am Smartphone vorgenommener Einstellungen − wie eingerichtete Accounts für E-Mail oder Facebook zum Beispiel − hält etwas über ein Viertel der deutschen Nutzer vom Modellwechsel ab“, nennt die GfK eine weitere Wechselbarriere. Größtes Hindernis in Deutschland ist allerdings die Markentreue. 35 Prozent der Befragten aus Deutschland gaben an, andere Smartphones einfach nicht zu mögen, im internationalen Durchschnitt war das nur für 18 Prozent der Teilnehmer ein Wechselhindernis.
Viele Apps – geringe Wechselbereitschaft
Die Marktforscher stellten fest, dass die Loyalität mit der Zahl der auf dem Smartphone genutzten Apps wächst: Werden sieben oder mehr Apps genutzt, liegt die Loyalität im Durchschnitt bei 70 Prozent. Viele Besitzer eines Smartphones haben allerdings weniger Apps im Einsatz. In den USA verwenden 61 Prozent mindestens sieben Apps, es folgen China (56 Prozent), Brasilien (53 Prozent), Frankreich und Italien (jeweils 46 Prozent), Deutschland (45 Prozent), Spanien (43 Prozent) und Großbritannien (42 Prozent).
Unterschiede traten dabei außerdem bei der Art der Programme auf: Games, Videos, Bücher und Zeitschriften sind in Deutschland weniger als in anderen Ländern gefragt. Dafür werden Anwendungen zur Organisation des Alltags wie eine Kalender-Anwendung hierzulande von besonders vielen Smartphone-Besitzern verwendet. Bei Geräten wie Desktop-Computern und Notebooks verhält es sich übrigens ähnlich.
Einfache Bedienung ist wichtig
Mit 83 Prozent gegenüber einem Durchschnittswert von 72 Prozent fällt besonders vielen Umfrageteilnehmern aus Deutschland die Bedienung ihres Geräts leicht. Wem die Bedienung leicht von der Hand geht, wechselt nur ungern das Betriebssystem. Für gut integriert halten 77 Prozent der deutschen Teilnehmer die Anwendungen ihres Smartphones, der internationale Durchschnittswert beträgt 71 Prozent.
„Der Möglichkeit, gleiche Inhalte von verschiedenen Geräten wie Tablet-Computer, PC und Smartphone aus nutzen zu können, messen die Verbraucher hierzulande im Vergleich weniger Bedeutung zu. In Deutschland wird dies von 64 Prozent der Befragten als wichtig erachtet, der internationale Durchschnitt liegt bei 72 Prozent“, heißt es im Pressetext zu einem weiteren wichtigen Faktor für die Kaufentscheidung. Je mehr Endgeräte jemand verwendet, desto wichtiger ist ihm dieser Aspekt. Vier von fünf Befragten, die neben einem Smartphone außerdem einen PC sowie ein Media-Tablet besitzen, möchten von allen Endgeräten aus auf ihre Daten, Anwendungen und Mediendateien zugreifen können.
Und was folgt daraus?
Anbieter von Betriebssystemen und Hersteller von Smartphones sollten sich vor dem Hintergrund dieser Studie besonders um Erstkäufer bemühen. Gewöhnen sich Einsteiger erst einmal an bestimmte Apps, ein Bedienkonzept, spezielle Funktionen und endgeräteübergreifenden Datenzugriff, wird es schwierig, sie zu einem Wechsel zu bewegen, argumentieren die Experten.
So manche Hürde, meine ich, wird von den Anbietern allerdings absichtlich errichtet, um von einem Lock-in-Effekt zu profitieren. Zudem sollte man berücksichtigen, dass Unternehmen wie Samsung, LG und HTC mehrere Handybetriebssysteme unterstützen, dabei jedoch gerne eigene Benutzeroberflächen über das jeweilige Betriebssystem legen. Auf unterschiedlichen Mobiltelefon desselben Herstellers findet man sich so trotz unterschiedlicher Betriebssysteme nicht schwer zurecht. Ob diese Anpassungen letztlich im Sinne der Nutzer sind, steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall verzögern sich damit Updates des Betriebssystems.
Setzen sich Web-Apps auf mobilen Endgeräten durch, kommt es zudem auf das verwendete Betriebssystem nicht mehr so an. Und wenn die Online-Speicherung von Medieninhalten sich weiter durchsetzt, fällt ein Plattformwechsel ebenfalls leichter – sofern man sich mit seinen Inhalten nicht in die Abhängigkeit eines Betreibers begibt, dessen Cloud-Speicher nur für Nutzer eines bestimmten Betriebssystems verwendbar ist. Wer alles aus einer Hand möchte, sollte aufpassen, wer dann am längeren Hebel sitzt – in welche Abhängigkeit er sich begibt, wenn er aus Bequemlichkeit seine Freiheit aufgibt.
Wie steht es um Eure Wechselbereitschaft?
August 24th, 2012 at 15:53
Absolut keine Wechselbereitschaft vorhanden. Ich klebe an meinem Betriebssystem. Und alle die ich kenne, sind auch eher ein Freund von Beständigkeit.