Wie am heutigen Tage bereits mehrere Onlinezeitungen und Blogs berichtet haben, möchte Linkedin, der amerikanische Xing-Konkurrent, nun auf dem deutschen Markt angreifen. Das US-Startup lässt dabei angeblich nichts anbrennen, immerhin startet man gleich mit einem festen Team in Deutschland. Wie beim Netzökonom zu lesen ist, umfasst das Thema zunächst sechs Personen. Bei der Standortwahl hat man sich für München entschieden.
Wenn ein US-amerikanisches Unternehmen den deutschen Markt erobern möchte und deshalb ein Büro vor Ort eröffnet, ist dies eine klare Ansage. Da ist es auch kein Wunder, dass dieses Thema von zahlreichen Onlinemedien aufgegriffen wurde. Sieht man sich die Beiträge näher an, so fällt relativ schnell auf, wie arg die Leute für Linkedin schwärmen – die meisten Schreiber gehen davon aus, dass Linkedin das Rennen machen wird.
Allerdings gilt es sich zu fragen, von welchem Rennen hier dir Rede ist. Bislang hatte Xing das Rennen gemacht. Man denke nur an den Gründer, der mittlerweile nicht mehr an Bord ist, für den der Börsengang aber mit Sicherheit nicht ganz unlukrativ gewesen sein dürfte. Zudem gibt es unzählige Internetnutzer aus Deutschland, die sich regelmäßig bei Xing einloggen und mit dem Netzwerk äußerst zufrieden sind.
Blickt man weit in die Zukunft, so wird mit „das Rennen machen“ wohl gemeint sein, welchem Anbieter die Nutzer ihre Treue halten. Hier wäre es denkbar, dass es nur einen Anbieter geben kann: Denn weshalb sollte man mehrere Profile pflegen?
Eine der besten Begründungen, weshalb sich Linkedin gegen Xing durchsetzen könnte, ist bei netzwertig zu finden. Dort setzt Martin Weigert auf eine ganz simple Argumentation: Er vergleicht den Kampf zwischen Xing und Linkedin mit dem Kampf zwischen Studivz und Facebook. Die Position von Facebook nimmt verständlicherweise Linkedin ein: Das Unternehmen ist in den USA ansässig und verfügt global betrachtet über deutlich mehr Mitglieder. Auf Basis dieses Vergleichs könnte tatsächlich der Fall eintreten, dass sich Linkedin langfristig durchsetzen wird.
Die starke internationale Ausrichtung ist ganz klar eine Stärke von Linkedin – dies war auch einer der Hauptgründe, weshalb sich Studivz Nutzer überhaupt bei Facebook angemeldet haben: Dort fanden sie Freunde, die sie bei Studivz niemals treffen würden.
Nun könnte man natürlich darauf spekulieren, ob Xing nicht auch im Ausland wachsen kann. Doch hiermit hat sich das Unternehmen in der Tat mehrfach schwer getan – der Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem deutschen Markt. Allerdings hat Xing auch einige Stärken. Schon allein die Plattform gefällt mir persönlich viel besser. Linkedin wirkt extrem einseitig und schroff – dass Xing fortlaufend an seiner technischen Weiterentwicklung arbeitet, macht sich mehr als bemerkbar. Deshalb wage ich auch zu behaupten, dass Xing deutlich stärker und innovativer als Studivz ist: Seinen Untergang hat sich Studivz selbst zuzuschreiben – im Hause Xing ist der Fokus jedoch anders ausgerichtet. Deshalb gehe ich fest davon aus, dass Xing noch eine ganze Weile „den Ton angeben“ wird – was auch immer das heißen mag.