Media-Tablets regen zum Lesen von Zeitungen und Zeitschriften als App an, sagt eine aktuelle Studie. Die Besitzer von Tablet-Computern zeigen eine hohe Zahlungsbereitschaft, aber Werbung wird trotzdem überdurchschnittlich stark wahrgenommen.
Sehr interessante Daten kommen diese Woche vom Axel Springer Verlag, dessen Vermarktungsorganisation Axel Springer Media Impact 705 iPad-User direkt über ihr Gerät befragt hat. Im Hinterkopf behalten sollte man, dass der Vermarkter an Ergebnissen wie diesen ein eigenes Interesse hat – womit ich nichts unterstellen möchte. Allerdings klingt der Pressetext so optimistisch, dass man glatt meinen könnte, die Printmedien hätten endlich ihren Ausweg in die digitale Zukunft gefunden und ein tragfähiges Geschäftsmodell.
Besonders interessante, gebildete, wohlhabende Zielgruppe
Meine Zweifel gehen aber eher dahin, wie repräsentativ die noch sehr wenigen iPad-Besitzer für die Gesamtbevölkerung sind. „Tablet-Nutzer sind eine hochattraktive Zielgruppe“ heißt es ja auch in der Meldung, sie haben angeblich keine finanziellen Nöte. 76 Prozent der Umfrageteilnehmer stufen ihre wirtschaftliche Situation als „gut“ oder sogar „sehr gut“ ein. Wer Apple-Produkte kauft, muss zu viel Geld haben, wird ja oft genug gespottet. Ganz falsch ist das anscheinend nicht.
Das Bildungsniveau liegt ebenfalls über dem Durchschnitt, denn 70 Prozent der Befragten haben das Abitur oder auch noch einen Hochschulabschluss. Dabei muss man zur Tablet-Bedienung noch nicht einmal die Grundschule erfolgreich abgeschlossen haben, denn sogar Kleinkinder können das iPad bedienen, wie einige Videos im Internet beweisen. Als Werbeträger sind Tablets aber nicht nur mit Blick auf die Nutzer vor den Touchscreens interessant.
Hohe Akzeptanz für Werbung
43 Prozent der Studienteilnehmer klicken auf Anzeigen in Apps, 37 Prozent besuchen die Website des Produkts oder Herstellers, 31 Prozent informieren sich weiter über das Produkt bzw. Angebot. Positiv bewerten die iPad-Nutzer interaktive Werbung, wobei sich junge Nutzer überdurchschnittlich stark davon angesprochen fühlen. „Auf dreiviertel der Befragten wirken Marken, die Werbung in Apps schalten, besonders modern, zeitgemäß und innovativ“, heißt es zu den Ergebnissen.
Apps von Zeitungen und Zeitschriften stehen hoch im Kurs
Besonders interessant finde ich die Daten zum Leseverhalten. Mehr als jeder zweite befragte iPad-User liest seit dem Kauf seines Geräts mehr Zeitschriften und Zeitungen, wobei merkwürdigerweise auch Print-Produkte profitieren. Plausibel ist dagegen die Beobachtung, dass mit 68 Prozent rund zwei Drittel Zeitungen und Zeitschriften als Apps lesen, die sie in gedruckter Form bisher nicht gelesen hatten. So können sich Medien neue Zielgruppen erschließen und für ihre Print-Inhalte letztlich zusätzliche (vor allem junge) Leser finden.
Mehr als viereinhalb Stunden pro Woche beschäftigen sich die Nutzer mit kostenpflichtigen Angeboten von Zeitschriften und Zeitungen. 62 Prozent haben beim Lesen auf ihrem Tablet-Computer mehr Spaß und sogar 78 der Befragten können sich vorstellen, künftig mehr Zeitungen und Zeitschriften in Form einer App als in gedruckter Form zu konsumieren.
Wo werden Media-Tablets genutzt?
In der Praxis erweisen sich Media-Tablets als ausgesprochen mobil, denn 78 Prozent der Umfrageteilnehmer haben ihr iPad immer dabei. Am häufigsten wird es zu Hause auf der Couch (96 Prozent) genutzt, aber im Bett (73 Prozent), am Esstisch/Küchentisch (65 Prozent), am heimischen Schreibtisch (54 Prozent), am Arbeitsplatz/in der Uni (46 Prozent), im Freien (Park, Garten, Strand… / 43 Prozent), in Bus und Bahn (43 Prozent), bei Freunden und Bekannten (42 Prozent), im Flugzeug (37 Prozent), im Auto als Beifahrer (36 Prozent), in Cafés/Kneipen/Restaurants (34 Prozent) und im Wartezimmer von Ärzten und Behörden (31 Prozent) findet es ebenfalls bei erstaunlich vielen Anwendern Verwendung.
Apps lassen sich die Nutzer etwas kosten
70 Prozent der Teilnehmer an der Untersuchung haben mindestens zehn kostenpflichtige Apps installiert, der Durchschnitt liegt bei 20 Prozent. Mehr als jeder fünfte (22 Prozent) gibt für Apps mindestens 150 Euro aus, noch einmal jeder fünfte zwischen 50 und 99 Euro. 15 Prozent investieren einen Betrag zwischen 100 und 149 Euro. Der Durchschnitt liegt bei etwa 100 Euro. 34 Prozent haben schon maximal 10 Euro für eine App ausgegeben, 13 Prozent 50 Euro und mehr.
Wer es genauer wissen möchte, lädt sich das PDF bei ww.mediapilot.de kostenlos herunter, um in ansprechenden Folien noch viel mehr Infos zu finden.
An die Besitzer eines Tablet-Computers unter unseren Lesern: Wie beeinflusst das Gerät Euer Leseverhalten? Habt Ihr für journalistische Inhalte schon Geld ausgegeben?