Letztes Jahr wurden weltweit 302 Millionen Smartphones verkauft. Juniper Research prognostiziert für 2016 ein Marktvolumen von 1 Milliarde Stück. Besonders starke Wachstumsimpulse werde das Low-Cost-Segment geben.
Waren die mobile Internetnutzung und die Anschaffung eines Smartphones vor wenigen Jahren noch recht kostspielig, sind sie heute ziemlich leicht erschwinglich, wenn man bei seinem Mobiltelefon mit einem im Vergleich zum Premium-Segment einfachen Modell zufrieden ist. Doch das ist erst der Anfang, wenn man einer neuen Studie von Juniper Research glaubt.
Wachstum bei günstigen Geräten
In fünf Jahren bereits entscheiden die meisten Handykäufer sich angeblich schon für ein Smartphone, 1 Milliarde Geräte werden dann weltweit verkauft, weil sie günstig zu haben sind. Der Wettbewerb bei Premium-Geräten ist bereits hart, weshalb die Analysten für neue Anbieter die besten Chancen in der unteren Preisklasse (150 Dollar ohne Subventionen durch Provider) sehen.
Blick auf den deutschen Markt
In den weit entwickelten Märkten werden viele Mobilfunkkunden von einem Feature-Phone auf ein Smartphone upgraden, aber deshalb nicht mehr bezahlen wollen, erklärt Analyst Daniel Ashdown von Juniper Research. Mit einem deutlichen Schub (für den deutschen Markt) rechnet man übrigens auch beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.: „Das Interesse der Deutschen am mobilen Internet befindet sich auf einem stetigen Wachstumskurs. Ausgehend vom Wachstum um 12 Prozentpunkte im Vergleich zur Ersterhebung in 2008 erwarten wir gegen Ende des Jahres eine deutliche Steigerung des Interesses und der aktiven Nutzung. Auslaufende Mobilfunkverträge bieten den Verbrauchern die attraktive Option, auf moderne Smartphones mit Datenflatrate umzusteigen und mit diesen viel stärker das Internet mobil zu nutzen. Auch das Weihnachtsgeschäft wird für die Verbraucher mit der Markteinführung neuer Endgeräte zusätzliche Kaufanreize schaffen“, sagt Olav A. Waschkies (Pixelpark), stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Mobile im BVDW.
Der BVDW und das Marktforschungsinstitut YouGov Deutschland hatte letzten Monat in einer Umfrage 1.142 Bundesbürger ab 16 Jahren zum Thema mobiles Internet befragt und dabei herausgefunden, dass jeder dritte den Wunsch hegt, unterwegs von überall aus das Internet zu nutzen. „In Deutschland nimmt das Interesse am Mobilen Internet weiter zu und das ist ein wichtiger Indikator dafür, dass Internetnutzung immer stärker über mobile Endgeräte stattfinden wird. Spannend werden zukünftige Vergleichsmessungen sein, weil vor allem die Mobilfunk-Anbieter Bewegung in den Markt bringen“, betont YouGov-Vorstand Holger Geißler.
Dabei zeigte sich unter anderem eine deutliche Korrelation zwischen Einkommen und mobiler Netznutzung. Das dürfte nicht allein daran liegen, dass man sich mobiles Internet auch erst einmal leisten können muss – aber schon eine Rolle spielen. Insofern erscheint es plausibel, wenn die Analysten von Juniper Research dem Preisverfall von Smartphones große Bedeutung beimessen. Ermöglicht würden die niedrigeren Telefonpreise neben sinkenden Kosten bei wichtigen technischen Komponenten sowie durch Open-Source-Betriebssysteme (vor allem Android OS). Billige Smartphones sind den Experten zufolge besonders in Ländern wichtig, in denen die Kaufkraft niedriger ist und es weniger Geräte-Subventionen gibt.
Alle Preisklassen stark
Wird das starke Wachstum im unteren Preissegment das Geschäft im mittleren und hohen Preisbereich beeinträchtigen? Nein, meinen die Marktforscher, und führen mehrere Argumente an: Smartphones, die mehr kosten, können mehr, als Stichworte seien hier NFC, 3D und biometrische Funktionen genannt. Funktionen ganz anderer Geräte als Telefone wie Gamepads (denken wir an das Sony Ericsson Xperia Play!) können die Mobiltelefone ebenfalls aufwerten. Zudem kommen Smartphones auf den Markt, die sich in andere Geräte wie Media-Tablets oder Netbooks verwandeln lassen. All das wird man zum Niedrigpreis nicht bekommen können.
Werden „normale“ Handys tatsächlich bald die Ausnahme sein? Oder wird es Eurer Ansicht nach noch deutlich länger als bis zum Jahr 2016 dauern, bis Smartphones zum Standard werden?