Microsoft hat seinen kostenlosen Onlinespeicher Windows Live SkyDrive überarbeitet. Der Service lässt sich jetzt wesentlich angenehmer bedienen, was nicht zuletzt an der neuen Schnelligkeit liegt.
Über Speicherplatz in der Cloud wird in der Blogosphäre schon seit einer Weile viel berichtet. Neben oft genannten Stars wie DropBox, viel genutzten Diensten wie Google Docs und dem (weil von Apple) viel beachteten iCloud wird das großzügige Angebot von Microsoft recht selten erwähnt. Nicht ganz zu Unrecht.
Endlich gut zu bedienen
Schon lange stellt der Konzern üppige 25 GB Speicher gratis zur Verfügung, aber bei der Bedienbarkeit gab es große Schwächen. Besonders die Trägheit des Dienstes dürfte nicht nur mich abgeschreckt haben. Mit Tools wie Gladinet und SkyDrive Explorer ließen sich Defizite (auch bei den Funktionen) immerhin ausgleichen. Mit den gestern eingeführten Neuerungen, die bald weltweit verfügbar sein sollen, ist der Onlinespeicher auf einmal richtig interessant.
Die neue Version von Windows Live SkyDrive „basiert auf dem neuen Webstandard HTML5 und ist damit primär auf moderne, leistungsfähige Browser wie den Internet Explorer 9 ausgelegt, ohne dass zusätzliche Plug-Ins nötig sind“, ist im Pressetext zu lesen. „Für den Nutzer bedeutet die Umstellung auf HTML5 vor allem, dass Windows Live SkyDrive schneller, die Bedienung einfacher sowie das Design moderner und aufgeräumter ist.“
Überraschend schnell
Genau so ist es! Ich war echt verblüfft, wie viel angenehmer sich der Service jetzt nutzen lässt. „So verringert sich die Reaktionszeit von 6-9 Sekunden auf nur noch Millisekunden“, traut sich Microsoft zu schreiben. Die alten Reaktionszeit ist absolut nicht schmeichelhaft für Microsoft. Als wichtigsten Grund für die nun hohe Geschwindigkeit wird die mit modernen Browsern nutzbare Hardwarebeschleunigung genannt, also Nutzung von Rechenkapazität der Grafikkarte eines Computers.
Alle bei Windows Live SkyDrive abgelegten Dateien (sowohl Dokumente als auch Fotos) werden in einer zentralen Übersicht gezeigt, aus der auf einen Blick erkenntlich ist, für wen Ordner und Dateien jeweils freigegeben sind. Wer möchte, kann in einer Gruppe mit anderen Usern Dokumente gemeinsam gleichzeitig bearbeiten und untereinander austauschen, was durch die Punkte Gruppen und Schnellansichten in der linken Navigationsleiste erleichtert werden soll.
„Das Layout orientiert sich stark an dem von Windows Live Hotmail, die Navigation ist an gängige Dateisysteme und Strukturen angelehnt, wie sie die Nutzer von Windows kennen“, erklärt das Unternehmen. Anstelle von Werbebannern gibt es ein neues Fenster mit Informationen zur markierten bzw. verwendeten Datei. Mit dem Internet Explorer 9 kann SkyDrive sogar direkt an die Taskleiste angeheftet werden.
Gut für Fotos
Auffälligste Veränderung ist mit Sicherheit die Darstellung von Bildern, die über den Webstandard CSS3 realisiert wird. Fotos werden als kleine Vorschaubilder angezeigt, wobei man sich nicht mehr umständlich durch die Seiten klicken muss. Vielmehr kann man sozusagen endlos scrollen, wobei jeweils die Bilder geladen werden, die gerade angezeigt werden sollen. Möchte man also etwas aus der „Mitte“ sehen, muss man nicht erst darauf warten, dass Bilder vom „Anfang“ (die man gar nicht sehen möchte) übertragen werden. Das spart Zeit.
Gut: Die Seitenverhältnisse der Bilder bleiben in der Vorschau erhalten. Elegant: Die Bilder werden dabei so angeordnet, dass der Platz trotz unterschiedlicher Seitenverhältnisse optimal ausgenutzt wird, sogar wenn man die Größe des Browser-Fensters verändert. Letzteres hat nur geringen praktischen Nutzen, verleiht dem Ganzen allerdings einen gewissen Charme, der sonst nicht die Stärke von Microsoft-Produkten ist. Künftig sollen sogar Videos (maximal 100 MB) direkt aus dem Onlinespeicher heraus wiedergegeben werden.
Ein paar Schwächen bleiben noch
Ganze Ordner lassen sich zwar zusammen mit den in ihnen enthaltenen Bildern von Windows Live SkyDrive löschen. Mehrere Dateien innerhalb eines Ordners lassen sich aber leider nicht zum gemeinsamen Löschen markieren. Außerdem können immer noch keine ganzen Ordner hochgeladen werden, was ein großer Minuspunkt bleibt. Allerdings kann man bis zu 200 Dateien, die sich auf dem Computer in einem Ordner befinden, zum gemeinsamen Upload markieren. Pro Datei liegt die Grenze bei 100 MB.
Windows Live SkyDrive lässt also noch Wünsche offen, dürfte jetzt allerdings für viel mehr User interessant sein. Getestet habe ich die neue Version des Onlinespeichers übrigens mit Google Chrome 12. Auf den Internet Explorer ist man nicht angewiesen, was Microsoft sogar in einem YouTube-Video selbst demonstriert.
Für welche Zwecke setzt Ihr Onlinespeicher ein? Welchen könnt Ihr empfehlen?