Viele Leute staunten nicht schlecht, als Facebook vor wenigen Tagen bekannt gab, seine Gesichtserkennung global live zu schalten. Die meisten User hatten bis daher nicht gewusst, dass Facebook über derartige technische Möglichkeiten verfügt. Vermutlich dürften sich viele Internetnutzer noch nicht einmal der Tatsache bewusst sein, dass es sich heutzutage vergleichsweise leicht gestaltet, Gesichter auf Bilder zu erkennen und diese dann zuzuordnen.
Die Reaktionen, die das neue Facebook Feature hervorgerufen hat, sind fallen ganz verschieden aus. Auf der einen Seite finden sich Personen wieder, die das Feature gut finden oder schlichtweg technisch verblüfft sind. Auf der anderen Seite stehen Kritiker, die sich vor allem im Hinblick auf das Thema Datenschutz ihre Gedanken machen.
Wie viele andere Dinge hat die Facebook Gesichtserkennung ihre Vor- und Nachteile (einen gute Pro und Contra Beitrag gibt es bei der Tagesschau). Dementsprechend ist es auch gar nicht so leicht, eine wirklich fundierte Beurteilung auszusprechen. So sollte man sich beispielsweise vor Augen halten, dass Facebook seinen Mitgliedern mit dem neuen Feature nicht schaden möchte. Die Funktion wurde verständlicherweise mit positiver Absicht eingeführt: Sie soll es ermöglichen, Personen automatisiert auf Bildern zu entdecken. Dementsprechend gestaltet es sich später leichter, Verlinkungen vorzunehmen.
So gesehen führt die Gesichtserkennung zu einem höheren Maße an Komfort. Außerdem bietet sich die Chance, dass Personen auf Bildern erkannt werden, die man selbst als User übersehen hat. Gewissermaßen dürfte es Facebook hier auch um einen Überraschungseffekt handeln: Viele Leute dürften überrascht sein, wie gut das Feature funktioniert und auf welchen Fotos noch Personen zu verlinken sind, an die man als User gar nicht gedacht hat. Übrigens gibt es noch eine zweite Überraschung: Besonders ausgereift ist die Facebook Technologie noch nicht. Man führe sich diesen Pop46 Beitrag zu Gemüte: Alle reden über die Gesichtserkennung, doch keiner testet sie. Im Test schneidet das Feature äußerst bescheiden ab.
Natürlich ist die Kritik in Sachen Datenschutz nicht unberechtigt. Es ist in gewisser Hinsicht beängstigend, welche Möglichkeiten die heutige Technik eröffnet. Personen können schnell auf Bilder identifiziert werden, was längst nicht immer zum Vorteil der entsprechenden Personen führt. Kein Wunder also, dass die Datenschützer längst reagiert haben. Wie bei heise zu lesen ist, hat sich die Artikel 29 Gruppe der EU-Datenschutzbeauftragen bereits zu Wort gemeldet. Ein Verfahren oder ähnliches wurde gegen das weltweit größte Social Network bisher nicht eingeleitet. Allerdings kommentiert man die aktuellen Geschehnisse kritisch.
Abschließend soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass es verständlicherweise auch stets auf das Verhalten der User ankommt. Wie mein Blog-Kollege Oliver Springer bereits mehrfach hier im Blog verdeutlicht hat, gilt es ein entsprechendes Bewusstsein zu entwickeln. Wer Bilder von sich oder auch anderen Personen im Web veröffentlicht, sollte grundsätzlich damit rechnen, dass diese Bilder wiederum von anderen Usern gefunden werden können. Einer der besten Ratschläge zu diesem Thema besteht folglich darin, vor einem Upload erst einmal kurz nachzudenken bzw. mit sich selbst auszumachen, ob das Hochladen sinnvoll sein kann oder ob man die entsprechenden Bilder lieber doch nicht im Netz sehen möchte.