Wenn es um den Commodore 64 geht, kann ich immer nur bedingt mitreden. Es ist nämlich so, dass ich den Heimcomputer nie mein Eigen nennen konnte. Dennoch kenne ich ihn gut, denn im meinem damaligen Freundeskreis, der zu 100 Prozent aus Grundschülern bestand, fanden sich gleich mehrere Personen wieder, denen ein C64 zugänglich war oder die gar einen eigenen C4 besaßen. Auf diesem Weg kam ich mit dem angesagten Computer relativ häufig in Kontakt – dann wurden am Nachmittag unzählige Games gespielt.
Als ich meinen ersten eigenen Computer kaufte, war der C64 längst Geschichte. Dementsprechend fällt es mir auch schwer, die Rückkehr dieses Computers zu beurteilen. Denn wie längst bekannt sein dürfte, gibt es ein Unternehmen in den USA, das über Markenrechte am Namen Commodore verfügt und entsprechende Computer auflegen möchte. Die C64 Version wurde vor wenigen Tagen offiziell vorgestellt.
Der neue C64 ist mit dem alten Heimcomputer nur noch bedingt zu vergleichen. Abgesehen vom Namen besteht die größte Gemeinsamkeit darin, dass das Gehäuse auf den ersten Blick gleich zu sein scheint. Es verfügt über die typische Brotkastenform und beherbergt moderne Hardware.
Bei der Hardware setzt der Hersteller auf eine vergleichsweise simple Ausstattung. Das Herz bildet ein Mini-ITX Mainboard, auf welchem eine Intel Atom CPU arbeitet. Ein Nvidia ION 2 Chip sorgt für Grafikunterstützung, die so viel Leistung bietet, dass Filme von Bluray-Medien abgespielt werden können. Allerdings wird hieran schon der nächste große Unterschied zum klassischen C64 deutlich: Beim Betriebssystem gelangt Microsoft Windows zum Einsatz.
Die Frage lautet nun, ob ehemalige C64 Besitzer sowie Fans des Heimcomputers dazu bereit sind, zwischen 600 und 900 US-Dollar (abgesehen von der Barebone Version) auf den Tisch zu legen. So klassisch das Design auch sein mag: Der Preis ist stolz bemessen. Für vergleichbares Geld lassen sich PCs anschaffen, die deutlich mehr Leistung bieten. Die C64 Funktionalität, die das Spielen alter Games erlauben soll, wird ohnehin nur über einen Emulator erlangt – Screenshots von diesem System sind bisher noch gar nicht zu finden. So gesehen könnte man sich einen C64 auch selbst und gleichzeitig deutlich günstiger basteln.
Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die neue Version des Commodore 64 wohl ein Nischenprodukt bleiben wird. Hierfür spricht auch die Vermutung, dass der Anbieter kein großer Player ist. Ein Redakteur von Spiegel Online ist der Meinung, dass das Unternehmen mit geringstem Mitteleinsatz arbeitet. Vor allem die ersten Fotos, die veröffentlicht wurden, ließen angeblich noch auf Wohnzimmeroptik blicken.
Im Übrigen stellt sich mir die Frage, ob es für einen richtigen Fan nicht interessanter sein mag, gleich auf einem Original zu spielen. Zwar mögen viele Leute ihre C64 Computer nicht mehr besitzen, doch bei Ebay stößt man auf eine breite Palette entsprechender Auktionen. Wer dort gezielt sucht und mitbietet, dürfte den Heimcomputer günstig erstehen können.