31 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren leiden unter der heutigen Informationsflut. Am meisten zu schaffen macht den Menschen das Fernsehen, wobei vor allem die Älteren schlecht abschalten können.
Jugendliche, die mit Internet und digitalen Medien aufgewachsen sind, setzen sich zwar oft einer besonders starken Informationsflut auf mehreren Medien- und Kommunikationskanälen gleichzeitig aus. Sie sind es allerdings, die besonders selten über eine Überforderung durch zu viele Informationen klagen, hat der BITKOM in einer von Forsa und Aris durchgeführten repräsentativen Umfrage herausgefunden.
Viele Menschen von Nachrichtenflut und Medienvielfalt überfordert
Im Bevölkerungsdurchschnitt fühlen sich 31 Prozent der Menschen in Deutschland häufig von Informationen überflutet, bei noch einmal 30 Prozent ist dies zumindest manchmal der Fall. „Offenkundig fühlen sich zahlreiche Menschen von Nachrichten und Medienvielfalt überfordert, vor allem Ältere“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. So haben 39 Prozent der Deutschen ab 65 Jahren häufig das Gefühl der Informationsüberflutung, bei den 14- bis 29-Jährigen ist es nur jeder Siebte. „Wir müssen als Gesellschaft lernen, mit der Nachrichtenflut besser umzugehen.“
Im Vergleich zu einer Untersuchung von vor zwei Jahren ist die tägliche aktive Nutzungsdauer des Internets gestiegen: Inzwischen verbringen die Deutschen 100 Minuten täglich mit aktiver Netznutzung, damals waren es erst 88 Minuten. „Kaum jemand, der die Möglichkeiten des Internets kennt, möchte darauf verzichten“, stellte Scheer fest. „Drei Viertel der Nutzer können sich ein Leben ohne Web nicht mehr vorstellen.“
TV-Nutzung deutlich vor Online-Zeit
Die unangefochtene Nummer eins beim Medienkonsum ist mit großem Abstand weiterhin das Fernsehen mit täglich 223 Minuten. Das Fernsehen ist es auch, unter dessen Informationsflut die Menschen hierzulande am meisten leiden. Es wird von 71 Prozent als Ursache für die Informationsflut angesehen, das Internet nennen dagegen nur 43 Prozent als Grund. Rund drei Stunden täglich läuft das Radio, telefoniert wird 25 Minuten. Der tägliche Medienkonsum erreicht insgesamt inzwischen fast 9 Stunden pro Tag, wobei zum Teil Parallelnutzung vorliegt. Scheer: „Selbst wenn man berücksichtigt, dass Fernsehen und Radio zuweilen nur mitlaufen, ist das eine enorme Summe.“
Den Fernseher abzuschalten, fällt den Nutzern besonders schwer. Das überrascht, denn den passenden Knopf auf der Fernbedienung kann man ohne Anstrengung beim Liegen auf der Fernsehcouch drücken; einen PC herunterzufahren, erfordert mehr Schritte und dauert länger. Eine Erklärung wird im passiven TV-Konsum und der aktiven Internetnutzung gesehen. 38 Prozent der User bleiben bewusst an einzelnen Tagen offline, 17 Prozent legen häufig Internet-freie Tage ein. Bloß jeder fünfte Internetnutzer verzichtet freiwillig nie einen ganzen Tag auf das Netz.
Jeder fünfte Handynutzer bleibt immer erreichbar
Ähnlich verhält es sich bei der Handynutzung: Jeder fünfte Mobilfunknutzer bleibt permanent auf Empfang, 40 Prozent schalten es im Urlaub und 41 Prozent nachts aus oder stumm. Scheer: „Es ist gut, dass wir immer erreichbar sein können, wenn wir es möchten. Aber genauso wichtig sind bewusste Kommunikationspausen, um sich zu erholen oder konzentriert arbeiten zu können.“ Den meisten Menschen sind Kommunikationspausen anscheinend wichtig.
Da die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben nicht mehr so klar wie früher gezogen werden, ist ein völliges Abschalten der Kommunikationskanäle indes nicht so leicht umsetzbar. „Internet und Handy haben die Grenzen zwischen Job und Freizeit verschwinden lassen“, so BITKOM-Präsident Scheer. Mit 29 Prozent ist fast jeder dritte Berufstätige über seine eigentliche Arbeitszeit hinaus erreichbar, vor allem abends an Werktagen. Gerade einmal 12 Prozent sind während ihrer Freizeit nie in beruflicher Hinsicht erreichbar, weitere 14 Prozent sind nur in Ausnahmefällen außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar.
E-Mail gut im Griff
Überraschende Ergebnisse gab es im Bereich E-Mail: 80 Prozent der Befragten rufen ihre beruflichen Mails mehrmals täglich ab oder sind sogar ständig auf E-Mail-Empfang. Eine knappe Mehrheit von 55 Prozent könnte nach eigener Einschätzung höchstens einen Tag auf das Checken der E-Mails verzichten. Unter einer E-Mail-Flut unwichtiger Nachrichten (kein Spam) leiden aber recht wenige Umfrageteilnehmer. „Für zwei Drittel der beruflichen Nutzer sind die meisten Mails im Posteingang wirklich wichtig.“ Jeder berufliche E-Mail-Nutzer erhält durchschnittlich nur 13 neue Nachrichten am Tag. Mit dieser Zahl dürfte sich tatsächlich recht entspannt umgehen lassen.
Als inzwischen hauptberuflicher Blogger komme ich auf weit mehr als 100 Internetminuten am Tag. Schon ein Tag mit 500 Online-Minuten dürfte recht selten sein. Andererseits bin ich in der glücklichen Situation, nicht ständig mit vielen Menschen kommunizieren zu müssen (!). An manchen Tagen rufe ich meine E-Mails nur einmal ab, manchmal lasse ich sogar einen Tag aus. Für meine Auftraggeber und andere wichtige Kontakte bleibe ich über mein Smartphone allerdings ständig erreichbar. Mit rücksichtsvollen Kommunikationspartnern stellt das überhaupt kein Problem dar.
Leidet Ihr unter der Informationsflut? Wie geht Ihr diesbezüglich mit Internet und Medien um?