Fast 30 Prozent der Unternehmen suchen in Deutschland bereits in Social Networks nach Mitarbeitern. Damit gewinnen die Sozialen Netzwerke hier erheblich an Bedeutung. Mit Abstand am häufigsten setzen deutsche Firmen allerdings weiterhin auf Online-Jobbörsen.
So stark wie Social Networks derzeit im Gespräch sind, wundert es nicht, wenn im letzten Jahr 29 Prozent der Unternehmen in Deutschland dort nach neuen Mitarbeitern gesucht haben, wie der BITKOM diese Woche berichtet. Ein Jahr zuvor waren allerdings erst 12 Prozent. Das zeigt einen verblüffenden Bedeutungsgewinn, der in so kurzer Zeit wohl nicht zu erwarten war. „Das Web 2.0 ist der Stellenmarkt der Zukunft“, stellt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer fest. „Die Unternehmen müssen dort präsent sein, wo sich die Menschen beruflich und privat vernetzen, Informationen sammeln oder einen Teil ihrer Freizeit verbringen.“
Das kann man so sehen. Allerdings haben klassische Online-Jobbörsen weiterhin einen sehr viel höheren Stellenwert für den Stellenmarkt. 71 Prozent der Unternehmen suchen dort nach Mitarbeitern. Auf dem zweiten Platz im Ranking folgen mit 66 Prozent die eigenen Websites der Unternehmen. Gegenüber den Daten aus dem vorigen Jahr legen die Unternehmenswebsites zwar um 16 Prozentpunkte zu, aber ich kann immer noch nicht nachvollziehen, wieso rund ein Drittel der deutschen Unternehmen freie Stellen nicht auf der eigenen Onlinepräsenz nennt. Im Einzelfall mag es plausible Gründe für einen Verzicht geben, aber wieso verschenken dermaßen viele Unternehmen diese Chance? Gedruckte Zeitungen liegen mit 55 Prozent deutlich vor branchenspezifischen Online-Jobbörsen, die von 23 Prozent der Unternehmen in die Personalsuche einbezogen werden; 20 Prozent nutzen gedruckte Fachmagazine.
Soziale Netzwerke haben sich bei der Mitarbeitersuche im Netz neben Internet-Jobbörsen und der Unternehmenswebsite „als drittes Online-Medium“ etabliert, meint man beim BITKOM. Interessant: Besonders die großen Firmen nutzen zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter das Web 2.0. Die Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern bedienen sich schon zu 58 Prozent und damit deutlich überdurchschnittlich sozialer Netzwerke. Die Branchenunterschiede sind erheblich: Während 41 Prozent der ITK-Unternehmen in Social Networks auf Personalsuche gehen, tun dies erst 16 Prozent der Baufirmen. „Die Personalabteilungen sind in den sozialen Online-Netzwerken in der Regel mit eigenen Profilen zu Karrierethemen präsent“, schreibt der BITKOM im Pressetext. „Dort finden Bewerber neben Stellenanzeigen zum Beispiel Veranstaltungshinweise, Videos mit Informationen zum Arbeitgeber oder eine Pinnwand für Fragen oder Meinungsaustausch.“
Zugegeben, man kann hier viel Aufwand treiben. Kleine Unternehmen können die Möglichkeiten daher nicht so ausschöpfen wie große; andererseits ist das Ungleichgewicht im Social Web vergleichsweise gering. Scheer: „Unternehmen sollten potenziellen Bewerbern einen einfachen, direkten Kontakt ermöglichen. Hier spielen die sozialen Online-Netzwerke ihre Stärken aus.“ Das sollte auch kleinen Unternehmen möglich sein, meine ich. Wer nicht ständig Jobs zu vergeben hat, mag vor dem dauerhaften Engagement in Sozialen Netzwerken zurückschrecken. Den Zeitaufwand für professionellen Social-Media-Einsatz sollte man nicht unterschätzen. Hier als Arbeitgeber sichtbar zu sein, bietet über die erfolgreiche Personalsuche hinaus jedoch eine ganze Reihe von zusätzlichen Chancen.
Für Bewerber kann das Engagement der Firmen im Social Web ebenfalls vorteilhaft sein, denn dadurch können sie sich einfacher und umfangreicher in ein positives Licht rücken. Private und berufliche Online-Aktivitäten lassen sich immer schwieriger trennen, was einerseits natürlich eine erhebliche Gefahr für das berufliche Fortkommen darstellt. Einen funktionierenden digitalen Radiergummi fürs Internet wird es nicht geben. Doch wer sich auskennt, kann sich den Umstand, dass Unternehmen im Netz nach Infos über Bewerber suchen, gezielt zunutze machen. Die Chancen, mit der eigenen Persönlichkeit zu überzeugen, waren nie besser. Auf beiden Seiten.
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