Xing und Co: Traffic ist nicht immer die Messlatte

Geschrieben von am 14. Januar 2011 in Kategorie Social Networks

Mich wundert es immer wieder, wie viele Blogger sich mit Social Networks und deren Zukunft beschäftigen. Ständig wird irgendwo prophezeit, dass es die meisten Plattformen schon bald nicht mehr gegeben wird, weil am Ende nur ein Netzwerk übrig bleibt. So musste beispielsweise Xing ordentlich Kritik wegstecken, weil angeblich unzählige Mitglieder verloren gegangen sind.

Dabei sieht es in der Realität ein wenig anders aus – das behaupte ich jetzt einfach mal, obwohl ich weder bei oder für Xing arbeite, geschweige denn über eine Premium-Mitgliedschaft verfüge. Vielmehr geht es mir darum, die Leute mal zum Nachdenken zu bewegen. Es fängt bereits damit an, dass Media Treff eine Analyse von Nutzerzahlen in sozialen Netzwerken veröffentlicht und in der Überschrift behauptet, Xing hätte 25 Prozent seiner Nutzer verloren.

Eine solche Überschrift kann schnell falsch verstanden werden. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich ein Viertel aller Nutzer des Business-Netzwerks von der Plattform abgemeldet hat. Wie sich dann im Artikel herausstellt, geht es hier um Traffic-Zahlen – also um eine vollkommen andere Baustelle.

Gerade was den Traffic angeht, so gilt es stets vorsichtig zu sein. Nur weil der Traffic abnimmt, muss es einem Onlineportal nicht unbedingt schlechter gehen. Dies gilt besonders für Xing, denn im Wesentlichen finanziert sich das Unternehmen mit Gebühren seiner Premium-Mitgliedschaften. Solange die Leute gerne ihren Beitrag zahlen, kann es dem Unternehmen relativ egal sein, ob sich die User auf der Plattform einloggen oder nicht. Das Geld fließt am Ende so oder so und die Mitarbeiter können bezahlt werden.

Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn ein Social Network zu hundert Prozent auf Werbeeinnahmen angewiesen ist. Man denke nur an Facebook, wo die Einführung einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft vermutlich zu Randalen und Massendemonstrationen führen würde.

Um noch einmal auf Xing zurückzukommen. Dass der Traffic dort womöglich abnimmt (wer hat die Zahlen eigentlich überprüft?), muss nicht tragisch sein. Inzwischen dürften die meisten Leute alle ihre Kontakte gefunden haben. Folglich müssen sie sich auch gar nicht mehr so häufig einloggen. Nur wenn sich Geschäftsbeziehungen oder Kontaktdaten ändern, ist ggf. ein Login erforderlich – oder man ist in anderen Bereichen auf der Plattform aktiv, weil man beispielsweise Jobangebote einstellt oder sucht.

Im Übrigen hat Xing umgehend eine Klarstellung zu den Userzahlen in seinem Corporate-Blog gepostet. Darin ist zu lesen, dass das Mitgliederwachstum sogar zugenommen hat. Ergo: Alles halb so schlimm.

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1 Comments For This Post

  1. Oliver Springer says:

    Das erinnert mich an Traffic-Vergleiche zwischen Facebook und Google: Wenn bei Google die Verweildauer oder die Zahl der Suchabfragen sinkt, kann das durchaus daran liegen, dass die Suchmaschine immer besser wird. Wer schneller zu besseren Treffern kommt, ist schneller wieder weg. Und hat mehr Zeit, die er auf Facebook totschlagen kann…

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  1. SchülerVZ bei Jugendlichen beliebter als Facebook | TechBanger.de says:

    […] belegen, dass bei Jugendlichen SchülerVZ das Netzwerk mit den meisten angemeldeten und den meisten aktiven Usern ist. Unter den 10- bis 18-Jährigen besitzen 49 Prozent dort einen Account, immerhin 40 […]