Die Mobilfunkkunden in Deutschland sorgen für ein kräftiges Plus beim Absatz von Smartphones. Nächstes Jahr wird eine noch stärkere Nachfrage und ein Erreichen der 10-Millionen-Marke erwartet. Bewusste Handy- und Internetpausen legen die wenigsten Menschen ein.
Zwei Meldungen dieser Woche ergänzen sich bestens: Der kräftige Anstieg bei der Nachfrage nach Smartphones und die Erkenntnis, dass die wenigsten Menschen Auszeiten bei der Verwendung von Mobiltelefonen und der Internetnutzung einlegen, verdeutlichen die enorme Bedeutung moderner Kommunikationsmittel nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben, wobei die Trennung beider Welten nicht zuletzt dadurch zusehends abnimmt.
Am Anfang des Jahres hatte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) bereits prognostiziert, jedes dritte in Deutschland verkaufte Mobiltelefon würde 2010 ein Smartphone sein. In seiner neuen Prognose wird ein solch hoher Anteil nun erst für das kommende Jahr erwartet. Dennoch legen die Verkäufe in dieser Geräteklasse gegenüber dem Vorjahr dieses Jahr voraussichtlich um 34 Prozent auf 7,2 Millionen Stück zu. Immerhin jeder fünfte Mobilfunknutzer besitzt derzeit schon ein Smartphone.
2011 soll der prozentuale Anstieg sogar 39 Prozent betragen, womit die Marke von 10 Millionen erreicht würde. Das Umsatzplus mit Smartphones soll dieses Jahr 27 Prozent und nächstes Jahr 35 Prozent betragen, was Umsätzen von 1,6 Milliarden Euro in diesem und 2,2 Milliarden Euro im kommenden Jahr entspricht. Diese Angaben machte der Verband auf Grund von Prognosen des European Information Technology Observatory (EITO).
„Die neueste Generation der Smartphones sorgt für einen Boom des gesamten Handy-Marktes“, erwartet BITKOM-Präsidiumsmitglied René Schuster. Die Nachfrage nach Mobiltelefonen insgesamt soll 2011 um 6 Prozent auf 28,4 Millionen Stück zulegen und für Umsätze in Höhe von 3,9 Milliarden Euro sorgen. Das Umsatzplus beruht nicht nur auf steigenden Verkaufszahlen im Gesamtmarkt, sondern auch auf den deutlich höheren Durchschnittspreisen für Smartphones. Ein „normales“ Handy kostet durchschnittlich nur 116 Euro, ein Smartphone 226 Euro. Im neuen Jahr ist nur mit leicht sinkenden Preisen zu rechnen, der BITKOM geht von einem Rückgang um lediglich 5 Euro aus. „Die Preise für Smartphones sind weitgehend stabil“, sagte Schuster.
Handys haben die Art, wie wir kommunizieren, schon in den 90ern verändert. Angesichts der zahlreichen Zusatzfunktionen von Smartphones und der enormen Zunahme der Internetnutzung ist es kein Wunder, dass bewusste Kommunikationspausen nur von den wenigsten Nutzern eingelegt werden. Nach einer im Auftrag des BITKOM durchgeführten Umfrage gibt es bei 67 Prozent der Internetnutzer in Deutschland keine Internet-freien Tage mehr. Häufige Offline-Tage legen nur 13 Prozent der Internetnutzer ein, 18 Prozent bleiben gelegentlich offline. Ihr Handy lassen noch weniger Menschen liegen als ihre Maus: 67 Prozent lassen ihr Mobiltelefon ganztägig eingeschaltet, 14 Prozent schalten es gelegentlich ab, 18 Prozent schalten es sogar häufig aus.
Über die Hälfte der Menschen in Deutschland kann sich kein Leben ohne Handy und Internet mehr vorstellen, hatte der Verband bereits zuvor herausgefunden. „Ob ständige Erreichbarkeit als Hilfe oder Belastung empfunden wird, hängt nicht nur von der Einstellung der Geräte, sondern ebenso von der persönlichen Einstellung und der Inanspruchnahme durch Arbeitgeber, Kunden und Geschäftspartner ab“, gibt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer zu bedenken. „An sich ist das Abschalten nicht schwer, aber viele befürchten, etwas zu verpassen.“
Das sei allerdings unbegründet: „Zumindest im privaten Umfeld können die meisten Mails auch mit einem Tag Pause beantwortet werden, und Handys sorgen mit einer standardmäßigen Voicebox dafür, dass Informationen nicht verloren gehen.“ Daher solle man E-Mail-Benachrichtigungen und Klingeltöne deaktivieren, wenn man sich auf wichtige Aufgaben konzentrieren möchte.
Gibt es bei Euch noch Zeiten, in denen Ihr nicht erreichbar seid? Bleiben Mobiltelefon oder Internet an manchen Tagen ungenutzt?