Der angestrebte Teilbörsengang von Mail.ru war in der Tech- und Finanzwelt ein ganz großes Thema. Viele Leute fragten sich, wie die Investoren das russische Beteiligungsunternehmen beurteilen würden und wie sich die Aktien letztlich verkaufen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass mehrere Finanzexperten vor dem Kauf ausdrücklich gewarnt haben. Der Ausgabepreis schien vielen Leuten sehr hoch angesetzt gewesen zu sein. Des Öfteren wurde von heißer Luft geredet, weil sich erst auf lange Sicht zeigen würde, welchen Nutzen die Unternehmensbeteiligungen bringen würden.
Allerdings ließen sich die Investoren nicht davon abhalten, ordentlich zuzuschlagen. Die für ausländische Investoren zugänglichen Aktien waren 20-fach überzeichnet, wie die „Financial Times Deutschland“ (FTD) berichtet. Dementsprechend wurde nach dem Teilbörsengang bzw. der Zuteilung der Aktien fleißig gehandelt. Im Verlauf des Tages hat der Aktienkurs von Mai.ru zugelegt. Am Ende des Tages konnte ein Kursanstieg von 30 Prozent verzeichnet werden.
Woher diese starke Nachfrage rührt, dürfte ziemlich klar sein. Es geht um die Facebook-Beteiligung, die sich Mail.ru schon vor einiger Zeit gesichert hat. Zwar handelt es sich hierbei um eine Minderheitsbeteiligung, aber dennoch ist das Unternehmen mit einem dreistelligen Millionenbetrag bei Facebook investiert – und viele Investoren scheinen sich zu erhoffen, mit ihren Mail.ru Aktien von dieser Facebook Beteiligung profitieren zu können.
Ob die vergangene Woche ausgegebenen Aktien ihr Geld wirklich wert sind, bleibt dennoch abzuwarten. Schließlich ist Mail.ru noch an vielen weiteren Internetunternehmen beteiligt. Vor allem US-Startups wie Zynga und Groupon sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Was die russischen Beteiligungen betrifft, so können sich diese ebenfalls sehen lassen. Allerdings sehen Experten gerade in diesem Bereich gewisse Schwierigkeiten. Auf dem Heimatmarkt soll das Unternehmen sehr viele seiner Leistungen kostenlos anbieten und daher nur bedingt profitabel sein. Zudem wurden schon mehrfache Urheberrechtsverletzungen festgestellt. Mit dem Kopieren von Inhalten scheinen die russischen Internetunternehmer vergleichsweise locker umzugehen. Doch auch hier gilt es den Aspekt der Langfristigkeit nicht außer Acht zu lassen.
Alles in allem bleibt es spannend: Es werden die unterschiedlichsten Szenarien aufgezeichnet, wie sich der Aktienkurs von Mail.ru entwickeln könnte. Kurzfristig dürfte es für die Unternehmen gar nicht so schlecht aussehen. Die Geldschwemme an den Finanzmärkten hält immer noch an, weshalb den Investoren jede Menge Kapital zur Verfügung steht. Einige Leute haben schon damit begonnen, Parallelen zur New-Economy Phase zu ziehen. Damals bildete sich eine immens große Blase, bei deren Platzen die meisten Investoren viel Geld verloren haben.