Der einstige Erfolg von studiVz mag äußerst beeindruckend wirken – allerdings kommt er nicht von ungefähr: Die Gründer hatten sich damals gut darauf verstanden, das amerikanische Social Network Facebook zu einem frühen Zeitpunkt gut zu kopieren und dem deutschen Onlinemarkt ein wenig anzupassen. Das Ergebnis war ein ordentlicher Exit, der die Gründer reich gemacht hat.
Gerade der deutschen Web 2.0 Szene wird häufig nachgesagt, zu den größten Kopierern überhaupt zu zählen. Man denke nur an die Samwer Brüder, die mit etlichen Copycats auf den großen Durchbruch spekulieren und mit dieser Strategie schon mehrfach außerordentliche Erfolge verzeichnen konnten. Besonders in den USA ist dies ein Thema: Schon häufiger wurde das Thema in amerikanischen Tech-Blogs aufgegriffen und diskutiert.
Allerdings versteht man sich auch in anderen Ländern sehr gut darauf, erfolgreiche Webkonzepte – insbesondere Facebook – zu kopieren. Ein Social Network, von dem ich bis vergangenem Freitag noch nie etwas gehört hatte, ist vkontakte.ru – der russische Facebook Klon.
Es ist schon beeindruckend, was der russische Programmierer Pawel Durow geleistet hat: Im September 2006 hat er das Social Network gegründet, das er immer noch selbst führt und das laut aktueller Alexa Auskunft die am dritthäufigsten frequentierte Website des Landes ist.
Andererseits kommt auch dieser Erfolg nicht von ungefähr: Die Anlehnung an das Original ist sehr beeindruckend – noch ähnlicher als es einst studiVZ gewesen ist. Dies mag womöglich auch daran liegen, dass sich der Betreiber in Russland äußerst sicher fühlt und sich wegen des Urheberrechts vermutlich noch nicht so viele Gedanken gemacht hat. Zumal das Konzept zu funktionieren scheint: Die Website wird von mehr als 75 Mio. Mitgliedern genutzt und ist in über 30 Sprachen verfügbar – wie bei Facebook dürfte die Community die Übersetzung gemacht haben, die sich zweifelsfrei sehen lassen kann. Ein kurzer Check der deutschsprachigen Version hat mich auf jeden Fall überzeugt.
Interessant bleibt die Frage nach der Zukunft derartiger Social Network Klone. Gerade Russland bietet einen großen Onlinemarkt – eventuell könnte Facebook dort gezielt zurückschlagen. Leicht wäre ein solcher Kampf mit Sicherheit nicht. Doch auf der anderen Seite kann sich Facebook diesen Markt wohl kaum entgehen lassen.