In den Haushalten stapeln sich die Fernbedienungen, denn jedes technische Gerät bringt seine eigene Fernbedienung mit. Damit soll bald Schluss sein, denn künftig soll sich das ganze Haus mit einer einzigen Fernbedienung steuern lassen. Heimvernetzung soll es möglich machen, und Heimvernetzung ist auch das Thema auf dem heute und morgen in Köln stattfinden Kongress ConLife.
Geht es nur mir so oder ist der Name ConLife keine gute Wahl für eine Veranstaltung? Meine erste Assoziation ist da der Film „Con Air“, bei dem Strafgefangene (Convicts) mit einem Flugzeug transportiert werden. Und Life könnte ja auch für lebenslänglich stehen.
Tatsächlich steht ConLife steht für Connected Living und im Mittelpunkt des Kongresses steht die Heimvernetzung. Eine Fernbedienung für alles wurde den Nutzern schon früher in Aussicht gestellt, doch tatsächlich haben wir heute so viele Fernbedienungen im Einsatz wie nie zuvor. Dank des Internets sollen in Zukunft alle elektrischen Geräte nicht mehr auf sich allein gestellt sein. Rechnet man neben Fernsehern, Radios, Computern, Waschmaschinen, Kühlschränken, Telefonen und etwa Kaffeemaschinen auch Lampen dazu, kommt man auf ungefähr 50 Elektrogeräte in einem durchschnittlichen Haushalt.
„Bald gibt es das ‚Eine-Fernbedienung-Haus‘. Mit dieser einen Fernbedienung – oder einem Handy – werden alle elektronischen Haushaltsgeräte gesteuert“, glaubt Michael Schidlack, Experte für Heimvernetzung und Consumer Electronics beim BITKOM. Noch spielt Heimvernetzung in vielen Haushalten keine Rolle, doch gerade entsteht ein Milliardenmarkt.
Nach Einschätzung des BITKOM wird der sich entwickelnde Markt für Heimvernetzung zum Wachstumstreiber für die ganze Branche der Unterhaltungselektronik werden. In vielen Haushalten sei schon die technische Basis für eine Gerätevernetzung vorhanden, denn die Konsumenten würden beim Kauf zunehmend auf Vernetzungsmöglichkeiten achten.
Das Thema Heimvernetzung ist nicht nur bei Unterhaltungselektronik relevant, dazu Michael Schidlack: „Intelligent vernetzte Haushaltsgeräte senken Energiekosten und unterstützen hilfsbedürftige Menschen. Energiefresser werden schneller gefunden, Lampen können per Handy ausgeschaltet werden, der Notarzt wird automatisch gerufen, wenn eine pflegebedürftige Person stürzt.“
Der richtige Einsatz von Telekommunikation und IT hilft zudem beim Sparen von Energie, ohne dass deshalb auf Komfort verzichtet werden müsste. Intelligente Stromzähler ermöglichen etwa, Waschmaschine und Geschirrspüler dann zu starten, wenn Strom gerade billig ist, zum Beispiel wenn kräftiger Wind weht und Windräder viel Strom erzeugen.
Nicht nur technische Geräte arbeiten durch Heimvernetzung zusammen, in gewisser Weise trifft das auch auf verschiedene Branchen zu: „Heimvernetzung bringt Consumer Electronics, Telekommunikation und Mobilfunk, Energieversorgung, Wohnungswirtschaft und Immobilien bis hin zum Gesundheitswesen zusammen. Die Conlife bildet alle Themen unter einem Dach ab und wird so zu einer übergreifenden Plattform für alle involvierten Branchen“, hofft Kai Schmude, Geschäftsbereichsleiter IT & Digital Entertainment bei der Koelnmesse GmbH.
BITKOM-Experte Schidlack formuliert die Ziele der Veranstaltung: „Wir wollen auf der ConLife ein branchenübergreifendes Forum für Experten rund um Heimvernetzung anbieten, die Vernetzung bei Fragen der Standardisierung voranbringen und das Thema Heimvernetzung nach vorne bringen.“ Wenn wirklich einmal das ganze Haus mit einer einzigen Fernbedienung gesteuert werden soll, setzt das eine Zusammenarbeit von Firmen aus ganz verschiedenen Bereichen voraus.
Als Beispiel für die voranschreitende Heimvernetzung nennt der BITKOM die steigenden Absatzzahlen von internetfähigen Fernsehgeräten. So weit das ‚Eine-Fernbedienung-Haus“ noch in der Zukunft liegen mag, das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet passiert bereits. 2009 wurden nach GfK-Angaben in Deutschland mehr als 500.000 Flachbildfernseher mit Web-Zugang verkauft. Dieses Jahr sollen es 2 Millionen werden, nächstes Jahr sogar 4 Millionen. Der Zugang zum Internet wird bald Standard bei Fernsehgeräten sein.
Fernsehgeräte, die nicht ab Werk mit entsprechenden Funktionen ausgestattet sind, können über Set-Top-Boxen nachgerüstet werden. „Nach Prognosen des Marktforschungsinstituts EITO werden in diesem Jahr voraussichtlich 5,5 Millionen Geräte in Deutschland verkauft – ein Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2011 wird ein Absatz in Höhe von 6,5 Millionen Set-Top-Boxen erwartet. Der Umsatz mit Set-Top-Boxen wird 2010 um fast 40 Prozent auf 720 Millionen Euro steigen, 2011 um weitere 30 Prozent auf knapp 940 Millionen Euro“, informiert der BITKOM diese Woche in einem Pressetext.
Zum Thema Hybrid-TV kommen die spannendsten Nachrichten diese Woche jedoch vermutlich nicht von der ConLife in Köln, sondern von Googles I/O -Entwicklerkonferenz in San Francisco. Neben einigen anderen interessanten Themen wird es auf der Konferenz vermutlich Details zu Smart TV geben. Zusammen mit Intel und Sony möchte Google die Fernsehbildschirme erobern. Eine abgewandelte Form des von Google initiierten Betriebssystems Android soll in Fernsehern bzw. über Set-Top-Boxen für eine Verschmelzung von Fernsehen und Internet sorgen.
Ist Heimvernetzung schon ein Thema für Euch oder wartet Ihr die Entwicklung erst einmal ab?