Für eine hohe Zahl an Followern und Retweets kommt es auf attraktive Inhalte an, zeigt eine aktuelle Studie zu Twitter in Deutschland. Eine andere Studie zeigt, dass die Unternehmen mit den 100 größten Marken in Deutschland unter allen Diensten im Social Media-Bereich Twitter am häufigsten nutzen, deutlich vor Facebook und Unternehmensblogs.
Selbst wenn nur 140 Zeichen zur Verfügung stehen, sind die Inhalte entscheidend für den Erfolg. Drei Monate lang führte das Beratungsunternehmen Absolit zusammen mit dem Verband der deutschen Internetwirschaft (eco) sowie der PR-Agentur talkabout communications eine Beobachtung über die „zwanzig aktivsten Unternehmen“ bei Twitter durch. Dabei wurde deutlich, dass es nicht nur eine einzige Möglichkeit gibt, Twitter erfolgreich zu nutzen. „Twitter wird von vielen Unternehmen eingesetzt, um sich durch den direkten Dialog in ein gutes Licht zu setzen“, kommentiert Studienautor Torsten Schwarz. Allerdings zeigen Unternehmen wie Lufthansa und Google, dass sich eine hohe Reichweite nicht nur durch personell aufwendigen Dialog erzielen lässt.
Bei der Zahl der Follower liegt mit großem Abstand die Lufthansa vorne. „Voraussetzung für eine hohe Attraktivität sind jedoch gute Inhalte. Um das zu messen, analysierten die Forscher drei Monate lang den Anteil der Nachrichten, die so interessant waren, dass sie von Twitternutzern an Bekannte weitergeleitet wurden. Die Attraktivität der Nachrichten ist der wirkungsvollste Hebel, um mehr Follower zu erhalten und damit die eigene Reichweite zu erhöhen“, informiert der Pressetext von Absolit.
Google, Daimler und die Messe Frankfurt nennt die Studie als Beispiele dafür, dass sich Twitter durchaus erfolgreich als Nachrichtenkanal mit Kommunikation in nur eine Richtung nutzen lässt, obwohl der Microblogging-Dienst seinem Wesen nach ein Dialogmedium sei. Vodafone, Kodak, Otto und Ebay werden als Vorreiter bei der Nutzung von Twitter für den Dialog mit Kunden herausgestellt. Bei Otto bestehen nahezu 90 % der Inhalte aus Antworten auf Fragen von Usern. Dafür leistet sich Otto ein Team aus drei Personen, um sogar zu unterschiedlichen Zeiten für die Kunden ansprechbar zu sein. Dabei geht es nicht alleine um den Service, sondern auch um die Marke: „Der direkte Dialog mit dem Kunden, Journalisten und Bloggern ist ein Kernelement des Markenaufbaus über soziale Netze“ fasst Mirko Lange, Geschäftsführer von talkabout zusammen.
Die Zahl der Follower ist zwar wichtig, aber es kommt entscheidend darauf, wer einem auf Twitter folgt. Die Zahl derjenigen, die einen Tweet als Follower liest, deckt schließlich nur einen Teil der Empfänger der Twitter-Nachrichten ab. Es sind die echten Fans und anderen Multiplikatoren, die für die entscheidende Wirkung sorgen. Und das tun sie nur, wenn die Qualität der Inhalte stimmt.
Am aktivsten zeigten sich die Follower von Daimler, Kodak, Allianz und Otto. „Die Investition in den Kundendialog zahlt sich aus“, schlussfolgert Schwarz. Immerhin sind Kodak, Allianz und Otto die Unternehmen, die bei Twitter am stärksten auf Dialog setzen. Ein Blick nach Amerika zeigt, dass in Deutschland noch viel Luft nach oben besteht. Laut Absolit erreichen die großen Unternehmen in den USA im Vergleich hundert Mal mehr Sichtkontakte mit ihren Tweets.
Einen Besuch lohnt die Website www.deutsche-twitterliste.de, wo sich verschiedene Rankings finden. Hier finden sich mit Sicherheit noch interessante Accounts von Unternehmen und Verbänden, denen es sich zu folgen lohnt.
Aus einer zweiten Studie, die hier nur kurz erwähnt werden soll, geht hervor, dass Twitter der am meisten genutzte Social Media-Dienst unter den 100 größten deutschen Marken ist. Eine Studie der Universität Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Agentur construktiv, die man sich kostenlos als PDF downloaden kann, ergab: Social Media Portale wie Facebook, YouTube und Twitter werden von mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland genutzt. Nur 60 % der größten deutschen Marken nutzen bereits aktiv Social Media, wobei Twitter mit 39 % Spitzenreiter ist. Facebook kommt nur auf 28 %, eigene Blogs betreiben gerade 12 % der Unternehmen hinter den 100 größten deutschen Marken. Dabei wird das Web 2.0 immer wichtiger, zählen Verbrauchermeinungen immer mehr, wenn es um Kaufentscheidungen geht.
Besonders aktiv zeigen sich (wenig überraschend) Marken aus Telekommunikation (92 %) und Unterhaltungselektronik (80 %), wohingegen Chemieindustrie und Finanzdienstleister Social Media bisher kaum für sich entdeckt haben. Dabei stoßen die Aktivitäten auf Interesse, denn je aktiver die Firmen im Social Web sind, desto höher ist die Resonanz bei der Nutzern im Netz.
Wie wichtig ist für Euch die Dialogbereitschaft von Unternehmen auf Twitter? Wonach wählt Ihr aus, ob Ihr einem Unternehmen oder einer Marke auf Twitter folgt?
Dezember 9th, 2009 at 11:09
Guter Artikel. Genau das was beschrieben wird erfährt man jeden Tag.
Aber muss die Thematik auch von der Seite der Unternehmen sehen. Jedes Unternehmen verfolgt durch die Nutzung von Twitter andere Ziele. Lufthansa will allem Anschein nach nur informieren, wohingegen die angesprochenen Unternehmen wie Otto oder Kodak den Support per Twitter zumindest teilweise ermöglichen wollen. Es steht und fällt mit dem Grund der Twitternutzung.
Die verlinkte Liste im Artikel ist leider sehr schlecht geführt, weshalb ich vor ca einem dreiviertel Jahre eine eigene Liste gegründet habe, die stetig wächst, inzwischen in der Wikipedia verlinkt ist und sich mit über 330 Marken stolz größtes Archiv deutschsprachig twitternder Marken nennen kann (Link: http://www.stefan-borchert.de/index.php?section=service_twittermarken).