Vorsorgen, löschen, aktiv Informationen verbreiten, so lässt sich zusammenfassen, was Google kürzlich in seinen offiziellen Blogs als Tipps zum Reputationsmanagement genannt, um selbst Einfluss darauf zu nehmen, was andere Menschen im Internet über einen erfahren können.
Der erste Rat lautet, sich zweimal zu überlegen, welche persönlichen Infos man über sich veröffentlicht. „Denkt daran, dass etwas, das in dem Kontext, in dem ihr es veröffentlicht, angemessen ist, später durch Suchmaschinen sehr leicht zugänglich wird. Es kann sein, dass dieser Content dann außerhalb des Kontexts von Leuten gefunden wird, die die ursprüngliche Website eigentlich nicht besuchen“, schreibt Susan Moskwa von Google.
Doch wenn es im Netz schon Dinge gibt, die künftig keiner mehr finden soll, sollte zuerst versucht werden, die betreffenden Inhalte von der jeweiligen Website zu entfernen bzw. entfernen zu lassen. Bei eigenen Websites oder eigenen Profilen auf Social Media Websites ist es leicht, doch ansonsten lohnt es einen Versuch, den Betreiber der betreffenden Website zu kontaktieren. Sollte das nicht klappen, soll man es mit dem Tool zum Entfernen von Webseiten versuchen, das Google anbietet.
Hilft auch das nicht, weil sich etwa kein Kontakt mit dem Betreiber herstellen lässt oder dieser sich nicht vorschreiben lassen möchte, was er veröffentlicht und was nicht, sollte man in die Offensive gehen und selbst Informationen ins Netz bringen. „Wenn jemand beispielsweise eine negative Rezension über euer Unternehmen auf einer Bewertungs-Website für Verbraucher postet, will diese Website den Content wahrscheinlich beibehalten. Wenn euch die Entfernung des Contents von der Original-Website nicht möglich ist, könnt ihr ihn diesen Content wahrscheinlich auch nicht vollkommen aus den Google-Suchergebnissen verbannen“, schreibt Susan Moskwa.
Indem man selbst „aktiv nützliche und positive Informationen“ über die eigene Person bzw. das eigene Unternehmen anbietet, vermindert man letztlich die Sichtbarkeit der Treffer, die einem nicht genehm sind. Mit den eigenen, positiven Inhalten lassen sich die negativen vielleicht nicht verdrängen, doch es lässt sich wenigstens Schadensbegrenzung betreiben.
Im Blogpost von Susan Moskwa folgen vier Tipps, seinen positiven Content zu veröffentlichen: Ein eigenes Google-Profil anzulegen, ist der erste Rat. Der zweite besteht für Unternehmen, die mit negativen Bewertungen zu kämpfen haben, darin, zufriedene Kunden darum zu bitten, eine Bewertung vorzunehmen. Falls ein Blogger „unschmeichelhafte Fotos“ veröffentlicht hat, soll man in eigenen Blogposts selbst Fotos veröffentlichen. Der vierte Tipp behandelt ganz spezielle Fälle: „Wenn eine Zeitung einen Artikel über ein Gerichtsverfahren veröffentlicht, der euch in schlechtes Licht rückt, das Verfahren aber schlussendlich zu eurem Vorteil ausgeht, könnt ihr um ein Update des Artikels oder um einen Nachfolgeartikel zur Entlastung bitten.“
Die Tipps selbst beschreiben im Grunde Selbstverständlichkeiten, doch interessant ist daran, dass Google darin offiziell Maßnahmen befürwortet, um zu beeinflussen, was Suchende finden. Unproblematisch ist das nicht: Man stelle sich vor, Wikipedia würde Personen des öffentlichen Lebens oder Firmen, die sich im Online-Lexikon nicht positiv genug dargestellt fühlen, raten, doch selbst an ihrem Eintrag mitzuschreiben. Ja, das ist schon ein anderer Fall, aber geht es tatsächlich um etwas anderes? Es geht ja nicht nur darum, seinen eigenen Standpunkt zu verteidigen oder seinen eigenen Beitrag zu leisten, damit sich die Nutzer einer Suchmaschine am Ende ihr eigenes Urteil unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Informationen bilden können. Nein, es geht mehr darum, User von den unangenehmen Treffern wegzulocken.
Was mir gar nicht gefällt, ist der negative Ansatz. Ja, der eigene Ruf kann leicht in Gefahr geraten, sei es durch eigenes Verschulden oder durch böse Absichten anderer Menschen. Wo bleiben die positiven Aspekte beim Reputationsmanagement? Auf Dauer ist es sehr ermüdend, ständig von den Gefahren des Internets für den eigenen Ruf zu hören, aber das nur nebenbei.
Trotz der angesprochenen Problematik kann ich nur jedem raten, selbst gezielt im Internet zu veröffentlichen, um sich online in einer vorteilhaften Weise zu präsentieren. Positive Nebenwirkung ist, dass die eigenen Internetaktivitäten auf diese Weise zur Präventivmaßnahme zwecks Schadensbegrenzung werden. Selbst angelegte Profile gehören dabei zu den Möglichkeiten, die niemand ungenutzt lassen sollte, denn im Gegensatz zu aufwendigen Aktivitäten wie dem Betreiben eines eigenen Blogs hält sich der Aufwand für die Aktualisierung der eigenen Profile wirklich in Grenzen. Neben kostenlosen Möglichkeiten wie dem Anlegen eines Google-Profils stellen kostenpflichtige Services wie Yasni Premium oft eine sinnvolle Ergänzung dar.
Aktives Reputationsmanagement gleicht in gewisser Weise der Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen: Nicht Lügen oder Falschinformationen sollen den Erfolg bringen, sondern eine solide, aber geschickte Betonung der eigenen Stärken.
Wo seht Ihr die Grenzen beim aktiven Reputationsmanagement? Was bewertet Ihr als unredlich, wo beginnt eine Grauzone und wo endet sie?
Oktober 25th, 2009 at 18:19
Sehr netter Beitrag. Ich bin natürlich auch für den positiven Effekt und denke dass die Gefahrenthematik ein momentaner Hype ist, der sich in Zukunft wieder legen wird. Nichts desto trotz hat Ego-Googlen für mich oberste Priorität für ein gutes Reputationsmanagement. Natürlich gilt dies um so mehr für Unternehmen. Man selbst sollte der erste sein, der erfährt, was über einen im Internet steht. Nur so kann gezielt vorgegangen werden. Google Alert ist da wohl die einfachste und billigste Art, sich über Neuigkeiten zum eigenen Namen zu informieren. Grenzen sehe ich, wenn man mehrere Namensvetter hat, da dann das Monitoring sehr mühsam wird. Allerdings sollte man dann versuchen, dass eine einfache Identifizierung der eigenen Person möglich ist. Eine Onlinepräsenz in einem Businessnetzwerk, die verdeutlicht, wer man ist, sollte auf jeden Fall vorliegen.
Reputationsmanagement kann man aber auch betreiben, indem man sich einbringt in Gespräche und so Präsenz zeigt. Sei es, wie ich es gerade tu, bei Themenrelevanten Artikeln kommentieren, auf Twitter den Dialog zu suchen und vorallem zuzuhören oder auf Veranstaltungen zu netzwerkeln. Alles dient der Reputation. Jeder selbst muss dabei wissen, wie weit er Rep.Management betreiben möchte.
Eine Grauzone sehe ich bei der Beeinflussung der Googlesuchergebnisse. Google ist nun mal nicht manipulierbar. So manches Ergebnis ist jahrelang auf der ersten Seite zu finden, obwohl viele andere Sachen mit Content hinzugekommen sind. Es gibt allerdings starke Netzwerke, die auf jeden Fall genutzt werden sollten, um gute Googleplatzierungen zu erreichen. Da ich in sehr vielen Netzwerken bin, repräsentiert die Suche nach meinem Namen sehr gut, welche diese starken Profile sind.
Mike Butcher von TechCrunch Europe meinte neulich in einem Interview, dass das Web nicht nur zum attackieren, sondern auch zum verteidigen genutzt werden sollte. Da ist was dran. Kritik wird schnell zum Lob, wenn man auf diese professionell reagiert. Diese Erfahrung machten auch schon große Firmen wie z. B. Dell.
Oktober 25th, 2009 at 22:50
Ja, die Aufregung um die Gefahren ist nur so lange ein großes Thema, so lange es noch so viele Menschen gibt, die so wenig darüber wissen.
Nicht von der Hand zu weisen ist ja, dass sich manche Leute scheinbar um Kopf und Kragen bloggen bzw. durch Aktivitäten im Social Web scheinbar fast mutwillig ihren Ruf ruinieren.
Andererseits halte ich die Aufregung für völlig übertrieben, weil wir künftig hoffentlich nicht in einer Gesellschaft leben, in denen einem im Grunde harmloser Unsinn (wie peinliche Partyfotos) ernsthafte Nachteile bescheren.
Ich bezweifle schon, dass sich so etwas heute allgemein negativ auswirkt, aber wenn in Zukunft beispielsweise die Personalchefs selbst zu den Digital Natives zählen, denen das Social Web nicht fremd ist, die an all den „Unsinn“ gewöhnt sind, ihn vielleicht mitgemacht haben, wird das im Regelfall keine große Sache mehr sein.
Google beeinflussen: Soweit es um große Ereignisse geht, die von zahlreichen Medien aufgegriffen wurden, ist es schwer, dagegen mit einem Content „anzuproduzieren“, aber für die allermeisten Privatpersonen, über die nicht hunderte von Medien negativ berichtet haben, ist es mit ein wenig Aufwand mittelfristig gut möglich, andere Inhalte über sich selbst aktiv nach oben zu bringen.
Beispiel Dell: Die Firma hat auch tatsächlich daraus gelernt, Dell hat nicht nur auf der PR-Ebene agiert, sondern ihr Serviceproblem gelöst. Insofern wurde am Ende nicht nur professionell reagiert, sondern die öffentliche Kritik hat Dell zu einem positiven Veränderungsprozess gebracht.