Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie einige Verlagshäuser ihre Strategien ändern und zu guter Letzt doch noch zur Einsicht kommen, dass sie sich gegenüber dem Internet besser nicht verschließen sollten. Dies gilt auch für den „Ernst Klett Verlag“, der seit heute mit einem neuen Angebot aufwartet und ein Pendant zum „Duden“ bereitstellt: Unter pons.eu steht ein Online-Wörterbuch zur deutschen Rechtsschreibung bereit.
Für den Klett-Verlag ist dies das erste Mal, dass er ein Deutsch-Lexikon anbietet – zuvor wurden unter der Marke „PONS“ ausschließlich Übersetzungswerke angeboten. Damit schlägt das Unternehmen mit einem neuen Produkt eine neue Richtung ein: Hochwertige Inhalte werden den Nutzern gratis zur Verfügung gestellt – wobei anzumerken ist, dass die kostenlose Online-Übersetzung bzw. ein erstklassiges Fremdsprachen-Wörterbuch bereits seit längerer Zeit online verfügbar ist.
Vorstandschef Philipp Haußmann spricht von einem Paradigmenwechsel: Anstatt ausschließlich Druckwerke zu verkaufen, möchte der Verlag künftig auch online verdienen. Gleichzeitig dringt der Verlag in das Revier des „Duden“, der in Sachen Rechtsschreibung die Adresse schlechthin ist und ebenfalls mit seinem „deutschen Universalwörterbuch“ im Web vertreten ist. Allerdings wartet dieser auch noch mit einem Premium-Angebot auf: Wer die Rechtsschreibung von Wörtern überprüfen möchte, die neu in den „Duden“ aufgenommen wurden, zahlt für diesen Service 95,40 Euro im Jahr.
Ob sich die Wörterbuch-Verlage im Web behaupten können, ist wiederum eine ganz andere Frage. Es ist ganz klar, dass die Verlage in der Offline-Welt über starke Markennamen verfügen. Allerdings hat das Gratis-Web etliche Alternativen zu bieten. Man denke nur an Wikipedia, die letztendlich ebenso als Universalwörterbuch herhalten kann und das Online-Angebot des „Brockhaus“ bereits in die Knie gezwungen hat. Dann wären da noch LEO und Google, die ebenfalls eine große Hilfe bei Übersetzung und Rechtsschreibung sein können. Im Hinblick auf das bestehende Angebot tut sich die Frage auf, ob Online-Angebote wie „Duden“ und „Pons“ überhaupt noch benötigt werden?