Bei Sprachassistenten wünschen sich die Bundesbürger weibliche Stimmen. Wenn es um Sprachassistenten wie Alexa, Siri, Bixby, Google Assistant oder Cortana geht, bevorzugt die Mehrheit weiblich klingende Stimmen.
Nicht zum ersten Mal wollte der Verband Bitkom in einer repräsentativen Umfrage wissen, ob bei digitalen Sprachassistenten männliche oder weibliche Stimmen bevorzugt werden. Die Antwort ist – wie schon in den vergangenen Umfragen – eindeutig: In der diesjährigen Umfrage sprachen sich 60 Prozent der Befragten für weibliche Stimmen aus.
15 Prozent haben eine Präferenz für männliche Stimmen und 3 Prozent für neutrale Stimmen. Jedem Fünften (19 Prozent) ist das egal. Männer wünschen sich zu 68 Prozent weibliche Stimmen, Frauen zu 52 Prozent.
Die Frage, ob weibliche Namen für Sprachassistenten „überholte Geschlechterrollen“ verfestigen würden, bejahten 40 Prozent der Befragten beiderlei Geschlechts – allerdings mehr Frauen (45 Prozent) als Männer (36 Prozent). Wie sehen das unsere Leser?
Problematisch finde ich die Wortwahl: „Überholte Geschlechterrollen“ ist nicht neutral formuliert, sondern gibt in diesem Kontext vor, was ein Interviewer vom Befragten hören möchte. Eine weniger wertende Formulierung wäre etwa „klassische Geschlechterrollen“.
Nutzer sind an Frauenstimmen gewöhnt
Ich denke, dass die Bevorzugung weiblicher Stimmen im Wesentlichen auf einen Gewöhnungseffekt zurückzuführen ist; weibliche Stimmen sind „bekannt aus Film und Fernsehen“. An erster Stelle ist hier der Computer aus der Serie „Star Trek – The Next Generation“ und deren Nachfolgern zu nennen. Aus jüngerer Zeit ist etwa Cortana aus der Videospielreihe „Halo“ zu denken, zu der es inzwischen auch eine TV-Serie gibt.
Außerdem ist zu hinterfragen, ob es für Frauen tatsächlich langfristig von Nachteil ist, wenn „allwissende“ KIs mit beeindruckenden Fähigkeiten als weiblich anstatt männlich wahrgenommen werden. Okay, allwissend und beeindruckende Fähigkeiten sind aktuell noch nicht die passenden Begriffe, doch wenn die digitalen Sprachassistenten demnächst die Fähigkeiten bekommen, die KIs wie ChatGPT, Bing Chat oder etwa Google Bard heute bereits haben, sieht es bereits anders aus.
Bitte nicht so kurzfristig denken!
Und das ist nur die nahe Zukunft! Auch ohne eine dystopische Sicht auf eine Zukunft, in der Künstliche Intelligenz den Menschen überlegen sein und sie beherrschen oder gar vernichten wird, ist sehr wahrscheinlich, dass Künstliche Intelligenz derart mächtige Fähigkeiten haben wird, wie sich das heute vermutlich nur Science-Fiction-Autoren vorstellen können.
Des Weiteren sollte man sich die Frage stellen, ob es für Frauen langfristig überhaupt von Nachteil ist, wenn „allwissende“ KIs mit beeindruckenden Fähigkeiten weiblich und nicht männlich wahrgenommen werden. Okay, allwissend und beeindruckende Fähigkeiten sind aktuell noch nicht die zutreffenden Begriffe, doch wenn digitale Sprachassistenten demnächst die Fähigkeiten mitbringen, die KIs wie ChatGPT, Bing Chat oder etwa Google Bard heute bereits besitzen, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.
Und das ist nur die nahe Zukunft! Auch ohne den dystopischen Blick in eine Zukunft, in der Künstliche Intelligenz dem Menschen überlegen ist und ihn beherrscht oder gar die Menschheit auslöscht, ist es sehr wahrscheinlich, dass Künstliche Intelligenz so mächtige Fähigkeiten haben wird, wie sie sich heute wohl nur Science-Fiction-Autoren vorstellen können.