Auf studiVZ und meinVZ ist die angekündigte Wahlzentrale gestern online gegangen, auf der im Vorfeld der vielen Wahlen, die dieses Jahr stattfinden, informiert, diskutiert und aktiviert werden soll. Auf den ersten Blick sieht die Umsetzung dieses vom größten deutschen Social Network zusammen mit etablierten Partnern realisierten Projekts ziemlich gut gelungen aus.
In einer Pressemitteilung wird der Zweck so beschrieben: „Die Wahlzentrale ist von Mai bis September Dreh- und Angelpunkt für alle Nutzer, um sich umfassend zu informieren, schnell und einfach mit Parteien und Kandidaten in Kontakt zu treten und sich mit anderen Nutzern über aktuelle politische Themen auszutauschen. Alle im Bundestag vertretenen Parteien und Kandidaten sind prominent in die Wahlzentrale eingebunden.“
Wie wichtig der Informationsteil ist, zeigt sich deutlich bei den Videos, in denen von politik.de auf der Straße befragte junge Menschen vor laufender Kamera ihr Wissen über die am Samstag stattfindende Wahl des Bundespräsidenten enthüllen. Ob man mindestens drei ehemalige Bundespräsidenten namentlich kennen müsste oder nicht, lässt sich infrage stellen. Weit wichtiger ist wohl die Frage, warum er nicht direkt vom Volk gewählt wird. Niemand der Befragten hat eine klare Antwort darauf. Außer dem Professor der Freien Universität Berlin, der jeweils als Experte zum Ende zu Wort kommt.
Das ist durchaus unterhaltsam und am Ende bekommt man die richtige Antwort in so kurzer Form, dass man sie sich so auch einprägen kann. Das ist natürlich längst nicht alles auf www.meinvz.net/wahlzentrale: „Zum Launch der Wahlzentrale erwartet die Nutzer passend zur Wahl des Bundespräsidenten und der Europawahl unter anderem: spezielle RSS-Feeds von Spiegel Online und ZEIT Online, interaktive Video-Umfragen von politik.de, ausgewählte Hintergrundinformationen – zusammengestellt vom Informationsbüro des Europäischen Parlaments, der Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung, FAQs zu den anstehenden Wahlen vom Magazin Cicero und vieles mehr.“
Als einer der großen Medienpartner ist das ZDF mit im Boot bei der Wahlzentrale der VZ-Gruppe. Angekündigt wurde vom ZDF ein crossmediales Projekt kurz vor der Bundestagswahl, bei dem sich vor allem Erst- und Jungwähler in einen direkten Dialog mit den im Bundestag vertretenen Parteien begeben können. ZDF, Zeit Online sowie meinVZ und studiVZ wollen in einer mehrstündigen Livesendung auf dem ZDFinfokanal die Möglichkeit geben, die Spitzenkandidaten zu befragen.
Vom ZDF heißt es: „Geplant ist, auf den Webportalen von ZDF, ZEIT ONLINE und meinVZ/studiVZ Fragen zu sammeln, die von den Nutzern selbst ausgewählt und gerankt werden. In der Sendung sollen zusätzlich auch per Live-Zuschaltung weitere Fragen gestellt werden können. Das interaktive Projekt sieht vor, die Spitzenkandidaten im Laufe eines Tages nacheinander zu befragen. Die Live-Sendung wird parallel auf den Online-Plattformen der drei Partner gestreamt, im ZDFinfokanal ausgestrahlt und in einer abendlichen Zusammenfassung im ZDF-Hauptprogramm gezeigt.“
So, so, der ZDFinfonal überträgt das Event live im Fernsehen. Wer aus der angepeilten Zielgruppe weiß überhaupt, dass es diesen digitalen TV-Kanal gibt? Unpassender und kleiner ging es wohl nicht. Zugegeben, das Hauptprogramm ZDF ist nicht eben ein Jugendsender, aber wenigstens allgemein bekannt und zu empfangen. Das wäre die Chance, das ZDF mal von der frischen Seite zu präsentieren. Das Thema Bundestagswahl sollte wichtig genug sein, um ihm diesen Raum zu geben.
Vielleicht ist es gar nicht wünschenswert, möglichst viele junge Menschen dazu zu drängen, zur Wahl zu gehen. Ein echter Demokrat muss dazu nicht erst „mobilisiert“ werden, oder? Gleichwohl ist das eines der Hauptziele. Markus Berger-de León, CEO studiVZ Ltd.: „Mit der neuen Wahlzentrale wollen wir Millionen junger Menschen zum Wählen mobilisieren, den Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern und den Nutzern deutlich erhöhen und zusammen mit unseren Medien- und Kooperationspartnern Politik und Demokratieinhalte neuartig vermitteln. Die hohe Beteiligung und das Engagement aller Seiten zeigen, dass wir als Deutschlands größtes soziales Netzwerk eine entscheidende Rolle im Wahljahr 09 und insbesondere bei der Bundestagswahl spielen werden. Schon jetzt haben Spitzenkandidaten und Parteien insgesamt über 40.000 Anhänger auf unseren Plattformen.“
Was haltet Ihr von der Umsetzung? Oder ist Politik in Social Networks eh keine gute Idee?