Das Thema Künstliche Intelligenz fristete in der öffentlichen Wahrnehmung lange ein Schattendasein. Bis zum 30. November 2022. Der offizielle Start von ChatGPT hat einen Hype ausgelöst, den wohl niemand vorhergesehen hatte. Man könnte glauben, dass inzwischen jeder, der „irgendetwas mit Texten“ macht, ChatGPT oder eine alternative Anwendung einsetzen würde.
Wie eine aktuelle repräsentative Umfrage des Verbands Bitkom bei Unternehmen ab 20 Mitarbeitern belegt, ist das Thema Künstliche Intelligenz zur Textgenerierung zwar in den meisten Unternehmen auf der Agenda. Konkrete Pläne für einen Einsatz sind aber noch rar gesät.
Bisher nicht offizielle im Einsatz
Lediglich 17 Prozent der befragten Unternehmen planen bereits den Einsatz solcher KI-basierten Textgeneratoren. 23 Prozent können sich einen Einsatz vorstellen, haben dies bisher jedoch nicht in der konkreten Planung berücksichtigt. Demgegenüber schließen sogar 29 Prozent für sich einen Einsatz aus. In jedem vierten Unternehmen hat man sich mit der Frage noch nicht einmal beschäftigt.
Offiziell im Einsatz sind derartige KI-Tools bislang sogar bei keinem Unternehmen der fraglichen Größenordnung, wobei die Zurückhaltung in diesem Punkt immerhin verständlich ist, gerade angesichts deutscher Sicherheitsbedenken und der Betrachtungsweisen beim Thema Datenschutz.
„Die aktuellen Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz ermöglichen es uns, erstmals direkt mit der KI zu interagieren und schaffen völlig neue Einsatzbereiche quer durch alle Branchen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „KI wird künftig zum Büroalltag genauso dazu gehören wie heute der PC. KI hat das Potenzial, die massiven Auswirkungen der demographischen Entwicklung und des sich verschärfenden Fachkräftemangels abzufedern.“
Mögliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt
56 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, Künstliche Intelligenz zur Textgenerierung sei die größte digitale Revolution seit dem Smartphone. Für 40 Prozent ist es dagegen ein Hype, der bald vorbeigehen werde. Dennoch erwarten 70 Prozent, dass Künstliche Intelligenz, die Texte erzeugen kann, in Zukunft im Berufsalltag dazugehören werde.
Jeder zweite (51 Prozent) rechnet mit Personaleinsparungen, 40 Prozent geht sogar vom Verschwinden mancher Berufsgruppen aus. Eine Entlastung bei Routinearbeiten erwarten 44 Prozent, 58 Prozent sehen neue Herausforderungen bei Fragen des Datenschutzes.
Zu denken geben sollte, dass 74 Prozent der Aussage zustimmen, dass sich durch KI-Textgeneratoren die Abhängigkeit von Tech-Unternehmen außerhalb Deutschlands verstärken werde. Dazu Berg: „Wir müssen die technologische Entwicklung bei KI in Deutschland vorantreiben und ein praxistaugliches Regelwerk für ihre Anwendung in Europa und weltweit entwickeln. Die aktuelle Verbotsdiskussion, wie sie durch den Bundesdatenschutzbeauftragten angestoßen wird, geht in die völlig falsche Richtung.“
Derzeit ist schwer abzuschätzen, inwieweit deutsche Unternehmen die sich ergebenden Chancen nutzen werden. Immerhin wird das Thema nicht verschlafen: Niemand aus Geschäftsführung oder Vorstand gab in der Umfrage an, bislang nichts von ChatGPT gehört zu haben. Gut erklären, worum es bei diesem Thema geht, konnten indes nur 42 Prozent, eine ungefähre Vorstellung hatten 41 Prozent. 16 Prozent wussten nicht genau, um was es bei ChatGPT geht.
Wie ist das bei unseren Lesern, gehören KI-Tools mit Fähigkeiten zur Textgenerierung bereits zu Eurem Alltag? Wofür setzt Ihr sie ein – und in welchen Bereichen haltet Ihr Euch lieber zurück?